Kriselndes Rohrwerk:Insolvenz, die nächste

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Der Niedergang des Stahlstandorts Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg setzt sich fort: Hier ist der alte Hochofen des Stahlwerks zu sehen, das vor Jahren schließen musste. Nur noch das Rohrwerk ist übrig. (Foto: Claus Felix/DPA)

Das Rohrwerk Maxhütte in der Oberpfalz ist wieder pleite, ein neuer Investor offenbar schon in Aussicht. Die Idee eines "grünen Stahlwerks" verwirft der Insolvenzverwalter aber als "völlig illusorisch".

Von Celine Imensek, Sulzbach-Rosenberg

Martina Vogel hätte sich sicher einen besseren Start in ihre neue Rolle als Betriebsratsvorsitzende beim Rohrwerk Maxhütte vorstellen können. Ende März hat das Traditionsunternehmen aus Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz einen Insolvenzantrag eingereicht. Anfang April übernahm Vogel dann von ihrem Vorgänger, der sich in den Ruhestand verabschiedete.

Aber zumindest ist seit vergangenem Freitag die Zitterpartie ums Insolvenzgeld vorbei. Das Verfahren läuft und bis Ende Mai kommt die Arbeitsagentur für die Löhne der etwa 320 Beschäftigten auf. "Die Mitarbeiter sind sehr betroffen. Noch ist das Gehalt für März nicht ausbezahlt, und die wenigsten haben mit der erneuten Insolvenz gerechnet", sagt Vogel.

Die Maxhütte gilt als Überbleibsel des einst größten Stahlwerks Süddeutschlands. Schon 2022 stand es vor der Zahlungsunfähigkeit, damals übernahm das britische, auf den Energiesektor spezialisierte Rohrunternehmen Mertex den Geschäftsbetrieb. Jetzt sucht man wieder nach neuen Investoren.

Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Amberg, Udo Fechtner, rechnet bis Ende Mai mit einer Entscheidung, ob und wie es mit dem Rohrwerk weitergeht. "Es gibt bereits einen Interessenten für eine übertragende Sanierung, wir befinden uns in den Verhandlungen aber noch in einem frühen Stadium", so der Gewerkschafter.

Die neuerliche Insolvenz trifft nicht nur die Beschäftigten hart. Auch in der Region ist die Betroffenheit groß. Einst gab es neben dem Rohrwerk noch ein größeres Stahlwerk, das zeitweise fast die Hälfte des bayerischen Stahl- und Eisenbedarfs deckte. Zu Hochzeiten arbeiteten an dem Standort in der Oberpfalz mehrere Tausend Menschen, doch in den Achtziger- und Neunzigerjahren meldete das Stahlwerk dann Insolvenz an. 2002 musste es endgültig schließen und 850 Angestellte verloren ihre Arbeit. Seitdem rostet es als gewaltiges Industriedenkmal vor sich hin. Nur das Rohrwerk blieb übrig, als letzter Teil des Unternehmens - und als eines von vergleichsweise wenigen Hüttenwerken in Bayern.

Während das Insolvenzverfahren vor zwei Jahren noch in Eigenverwaltung über die Bühne ging, ist dieses Mal der Insolvenzverwalter Jochen Zaremba verantwortlich. Momentan sei er vor allem auf Gespräche mit den Kunden fokussiert. "Wir versuchen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten", sagt der Fachanwalt für Handels- und Insolvenzrecht. "Dazu müssen wir aber die Konditionen neu mit den Auftraggebern verhandeln, denn zurzeit läuft der Betrieb hochdefizitär." In einer Pressemeldung hatte Zarembas Kanzlei zuvor den drohenden Verlust eines Großkunden als einen der Gründe für den Insolvenzantrag genannt.

Nachhaltige Investition wäre Zukunft des Rohrwerks

Das immerhin konnte bislang abgewendet werden, dem Rohrwerk sind laut Zaremba alle Kunden noch erhalten geblieben. Die Idee eines "grünen Stahlwerks" müsse man aber verwerfen. Dabei sollte diese das Rohrwerk eigentlich in eine bessere Zukunft retten. Vor zwei Jahren erarbeiteten die hauseigenen Techniker ein Konzept, um bei der Energieversorgung unabhängig vom Gas zu werden. Dazu sollte das Werk komplett mit Strom von einem Solarfeld in der Nähe betrieben werden.

Doch für die Umsetzung fehlte ein Kredit in Millionenhöhe. Auch jetzt sieht Zaremba keine Möglichkeit, einen potenziellen neuen Betreiber von so einer Investition zu überzeugen: "Ich wüsste nicht, wie das Stahlwerk in absehbarer Zeit umgerüstet werden sollte." Am grünen Stahlwerk festzuhalten, sei "völlig illusorisch".

Betriebsrätin Vogel findet es derweil "etwas schizophren", diese nachhaltige Investition nicht zu tätigen: "Für unser Rohrwerk wäre das ideal. Dann gäbe es wenigstens eine Zukunft." Ansonsten bleiben ihr wie vielen anderen Menschen in der Region vor allem viele offene Fragen. Als die Mertex-Gruppe damals eingestiegen ist, sagt Vogel, habe man allgemein angenommen, dass nun alles in trockenen Tüchern sei. Ein Trugschluss.

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