Landwirtschaft:Beinahe 12 000 Bauern haben in den vergangenen zehn Jahren aufgegeben

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Herbstidyll: Nahe Grafing grasen Rinder auf einer Weide. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Statistisches Landesamt veröffentlicht neue Zahlen zum Strukturwandel. Biobauern sind demnach die klaren Gewinner.

Von Christian Sebald

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) wirft der Berliner Ampel unablässig vor, mit ihrer Agrarpolitik die Bauern in Bayern und in Deutschland reihenweise zum Aufgeben zu zwingen und damit die heimische Landwirtschaft massiv zu schädigen. Erst diese Woche sagte Kaniber der Wochenzeitung Die Zeit: "Das Tempo mit der die Ampelkoalition unsere Wirtschaft und den Agrarstaat an die Wand fährt, übersteigt meine schlimmsten rot-grünen Albträume." Die Ministerin spricht in dem Zusammenhang gerne davon, dass der übliche Strukturwandel in der bayerischen Landschaft in einen "Strukturbruch" mit einem massenhaften Höfesterben zu wechseln drohe.

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Zumindest bisher fehlen aber die Hinweise darauf, dass sich der Strukturwandel in der bayerischen Landwirtschaft seit der Regierungsübernahme der Berliner Ampelkoalition dramatisch beschleunigt hat. Auch die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts in Fürth, das dem Innenministerium nachgeordnet und damit eine Behörde der Staatsregierung ist, geben keinen Anhaltspunkt dafür her.

Danach haben zwar binnen Zehnjahresfrist 11 740 oder 12,6 Prozent der Bauernhöfe in Bayern aufgegeben. Aber 8544 Betriebe oder 9,2 Prozent taten dies in den Jahren 2013 bis 2020. Zwischen 2020 und 2023 schlossen 3200 oder 3,8 Prozent der Betriebe. Die Berliner Ampel regiert erst seit November 2021. Seither ist der Grünen-Politiker Cem Özdemir Bundeslandwirtschaftsminister. In den 16 Jahren davor verantworteten die CSU-Politiker Horst Seehofer und Ilse Aigner sowie die CDU-Politikerin Julia Klöckner die Agrarpolitik des Bundes.

Bei den Viehhaltern verläuft der Strukturwandel viel rasanter

Auch beim Strukturwandel unter den viehhaltenden Bauernhöfen liefern die Landesamts-Zahlen keinen Beleg für Kanibers vielfach geäußerte These, dass Özedmir und die Grünen es besonders auf eine dramatische Verringerung der Nutztierzahlen abgesehen hätten. Der Strukturwandel bei den Viehhaltern verläuft schon immer sehr viel rasanter als der unter den Ackerbauern. Laut Landesamt haben in den vergangenen zehn Jahren beinahe ein Viertel der Viehhalter in Bayern ihre Nutztiere vom Hof geschafft. Bei den Schweinehaltern waren es sogar mehr als die Hälfte, bei den Rinderhaltern etwas mehr als 28 Prozent. Die Aufgabe-Quote bei allen Viehhaltern für die Jahre 2013 bis 2020 hat den bayerischen Statistikern zufolge 19,2 Prozent betragen. 2020 bis 2023 waren es 6,3 Prozent.

Gewinner sind die Biobauern. Darin stimmen die Auswertungen der Fürther Statistiker mit den Aussagen von Kaniber und auch von Özedmir überein. 2023 gab es laut Statistischem Landesamt 10 810 Biobauern in Bayern. Das ist ein sattes Plus von fast 72 Prozent gegenüber 2013, gegenüber 2020 beträgt es beinahe zehn Prozent. Diesen Erfolg kann sich Kaniber durchaus auf ihre Fahnen schreiben - hat sie doch seit ihrem Amtsantritt 2018 nahtlos an das Engagement ihres Amtsvorgängers Helmut Brunner (ebenfalls CSU) für den Ausbau der Biolandwirtschaft in Bayern angeknüpft.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Bayern ist übrigens annähernd konstant geblieben. Sie belief sich 2023 auf knapp 3,1 Millionen Hektar Fläche oder knapp 44 Prozent des Freistaats. Das Minus gegenüber 2013 beträgt 1,6 Prozent, gegenüber 2020 sind es 0,7 Prozent.

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