Unfall im Chiemgau:Großeinsatz der Bergwacht nach Gleitschirm-Unfall

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Der Gleitschirm des 26-jährigen Piloten hat sich bei dem Unfall in den Seilen der Hochfelln-Bahn verfangen, der Mann selbst hing über viele Stunden hinweg etwa 80 Meter über dem Boden. (Foto: Bergwacht Bayern/BW Bergen/dpa)

Weil sich das Sportgerät eines Gleitschirmfliegers um die Seile der Hochfelln-Bergbahn gewickelt hat, müssen Bergretter zahlreiche Menschen aus den blockierten Gondeln abseilen. Der Bruchpilot selbst hängt elf Stunden in luftiger Höhe fest.

Von Matthias Köpf, Bergen

Ein Gleitschirmflieger, der in Seile der Hochfelln-Bahn geflogen war, hat einen Großeinsatz der Bergwacht im Chiemgau ausgelöst. Der 26-Jährige baumelte rund elf Stunden lang mehr als 80 Meter hoch über dem Boden, ehe ihn die Bergretter in der Nacht auf Freitag gegen zwei Uhr aus seiner Lage befreien konnten. Dabei konnte der Mann aus dem Landkreis Altötting noch von Glück sagen, dass sich sein Gleitschirm bei seinem missglückten Flugmanöver so um die Seile der Bahn gewickelt hatte, dass er nicht zu Tode gestürzt ist, sondern gänzlich unverletzt in luftiger Höhe hängen blieb.

Dass allein die Bergwacht rund 70 Bergretter aus neun verschiedenen Bereitschaften mobilisieren musste und daneben Dutzende Helfer von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr über viele Stunden hinweg im Einsatz waren, lag daran, dass bei dem Unfall auch die Bergbahn zum Stillstand kam. Einer der Fahrer hatte sie sofort gestoppt, als er den Gleitschirmflieger in den Seilen hängen sah. Die beiden mit zusammen 20 Fahrgästen besetzten Gondeln der insgesamt fast fünf Kilometer langen Bahn waren nach Angaben der Bergwacht Bergen zu dieser Zeit ein gutes Stück entfernt von Berg- und Talstation auf freier Strecke unterwegs - die untere rund 20 Meter über dem Boden, die obere etwa 30.

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Um Fahrgäste aus solchen Situationen zu befreien, gibt es bei Bergbahnen stets Rettungsgondeln, die von oben am Tragseil zu den Passagiergondeln hinabgefahren werden können. Genau dies erwies sich jedoch wegen des in den Seilen hängenden Gleitschirms als unmöglich. Deswegen mussten sich Teams der Bergretter an den Seilen kletternd zu den Gondeln vorarbeiten, um von dort die Fahrgäste nach und nach auf den festen Boden abzuseilen. Außerdem warteten oben an der Bergstation am 1674 Meter hohen Hochfelln noch rund 50 Menschen auf die Talfahrt, darunter laut Bergwacht einige ältere Menschen, Säuglinge und eine Schwangere, die den Abstieg zu Fuß kaum aus eigener Kraft geschafft hätten. Insgesamt vier Hubschrauber von Polizei und Bundeswehr brachten sie und die aus den Kabinen abgeseilten Fahrgäste ins Tal.

Die Rettung des Gleitschirmfliegers zog sich noch deutlich länger hin. Ihn per Hubschrauber aus seiner Lage zu befreien, erwies sich aus Sicht der Bergwacht als unmöglich, weshalb sich auch hier Bergretter an den Seilen der Bahn zu ihm vorkämpfen mussten - über mehrere Hundert Meter und dabei auch über Seilbahnstützen und sogenannte Seilreiter hinweg. Als sie auch ihn gegen 1.45 Uhr erfolgreich nach unten abgeseilt hatten, brachte der Rettungsdienst den Mann zur Überwachung in eine Klinik.

Dass sich Gleitschirmflieger in Seilbahnen verfangen, ist sehr selten - auch auf Ausflugsbergen wie dem Hochfelln, der gerade wegen seiner Bergbahn ein beliebter Startplatz für Paraglider und Drachenflieger ist. Nach Darstellung der Bergwacht hat sich der letzte ähnliche Unfall in Bayern im August 2011 an der Tegelbergbahn bei Schwangau in den Ammergauer Alpen ereignet.

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