Artenschutz:Mehrheit gegen Fischotter-Abschüsse

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Gefräßiger Räuber: Ein Fischotter vertilgt bis zu 1,2 Kilogramm Fisch am Tag. (Foto: Silas Stein/dpa)

Laut einer repräsentativen Umfrage begrüßen mehr als zwei Drittel der Bayern die Wiederausbreitung der Marderart im Freistaat.

Von Christian Sebald

Die Mehrheit der Bayern begrüßt die Wiederausbreitung der Fischotter im Freistaat und ist dagegen, dass die Raubtiere in Niederbayern und der Oberpfalz abgeschossen werden können. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Umweltorganisation WWF ergeben. Mit 68,7 Prozent finden demnach mehr als zwei Drittel der Befragten die Rückkehr der großen Marderart in den Freistaat gut. 53,5 Prozent sind dagegen, dass die streng geschützten Tiere seit 1. August dieses Jahres in den beiden Regierungsbezirken getötet werden dürfen.

"Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich: Der Fischotter hat, wovon Ministerpräsident Markus Söder nur träumen kann, nämlich eine absolute Mehrheit", sagt der WWF-Wildtierexperte Moritz Klose. "Mit der Generalvollmacht für die willkürliche Entnahme von Ottern setzt sich die Staatsregierung nicht nur über das Artenschutzrecht hinweg, sondern ignoriert außerdem den Willen der Bevölkerung in Bayern." Der Umfrage zufolge genießt der Fischotter über die Parteigrenzen hinweg große Sympathie, auch wenn es ein gewisses Gefälle gibt. So begrüßen 93,6 Prozent der Grünen-Anhänger die Wiederausbreitung, bei den SPD-Wählern sind es 83 Prozent. Auf Rang drei folgen die AfD-Anhänger mit 68,8 Prozent, knapp dahinter kommen die Unions-Wähler mit 66,2 Prozent. Schlusslicht sind die FDP-Wähler (59,6 Prozent).

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Das Fazit aus Sicht des WWF: "Das Schicksal des Fischotters bewegt die Menschen", sagt Klose. "Die Tiere gehören zu Bayern wie das Alpenpanorama und Lederhosen." Die Rückkehr der Art sei ein Ergebnis jahrzehntelanger Artenschutzarbeit, das es zu verteidigen gelte. Der WWF und andere Umweltorganisationen könnten dabei auf einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung bauen. Einen Appell des WWF gegen die Abschussfreigabe haben inzwischen 67 553 Menschen unterzeichnet.

Mit ihren neuen Fischotter-Verordnungen hat die Staatsregierung zum 1. August 2023 in Niederbayern und der Oberpfalz 32 Tiere zum Abschuss freigegeben. Das entspricht etwa fünf Prozent des Bestandes, der nach einem Monitoring der Landesanstalt für Landwirtschaft (lfL) in den beiden Regierungsbezirken lebt. Die Teichwirte dort hatten zuvor immer größere Fraßschäden durch die Raubtiere in ihren Fischteichen beklagt. 2022 betrugen sie laut Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bayernweit beinahe 2,7 Millionen Euro, im Vergleich zu 2016 sei das eine annähernde Verzehnfachung.

Mit den Abschüssen sollen die Fraßschäden eingedämmt werden. Allerdings müssen die Teichwirte die volle rechtliche Verantwortung übernehmen. Aus der Sicht von Juristen ist es sehr fraglich, ob die Verordnungen vor Gericht haltbar sind. Deshalb herrscht unter den Teichwirten große Unzufriedenheit. Der Bund Naturschutz und andere Umweltorganisationen haben bereits Klagen gegen die Fischotter-Verordnungen angekündigt.

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