Mobilitätswende:Wo bleibt das 1-Euro-Ticket fürs Rad?

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Die Fahrradmitnahme im Zug ist vor allem in Bayern für viele Pendlerinnen und Pendler oft ein Ärgernis. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Ministerpräsident Markus Söder kündigte eine kostengünstige Möglichkeit zum Fahrradtransport in Zügen an. Noch wartet man vergebens auf das 1-Euro-Ticket fürs Rad.

Von Laura Lehner

Straßen entlasten und möglichst viele Wege umweltschonend mit Bus und Bahn zurücklegen: Das Deutschlandticket wird als kostengünstige Alternative zum Auto beworben. Lückenhaft und nicht zu Ende gedacht findet das Konzept dagegen der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Denn wer zusätzlich zum ÖPNV auf ein Fahrrad angewiesen ist und dieses auch im Zug transportieren will, muss in Bayern meist zusätzlich zum 49-Euro-Ticket einen Fahrschein fürs Rad kaufen. Pendler und Ausflügler müssen dafür nicht nur die unterschiedlichen Tarifbestimmungen im Freistaat durchblicken, sondern häufig auch tief in die Tasche greifen.

Auf eine baldige Neuregelung zur günstigeren Radmitnahme in Zügen ließ Ministerpräsident Markus Söder bereits im April hoffen und kündigte ein 1-Euro-Ticket für den vereinfachten Fahrradtransport im Freistaat an. Ein entsprechender Beschluss im Rahmen des Radgesetzes wurde am 19. Juli im Landtag gefasst. Demnach soll die Mitnahme eines Fahrrades für einen Euro je Fahrrad und je Fahrt zusätzlich zum gültigen Fahrschein möglich werden. Aus dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr heißt es, die tariflichen Umsetzungsarbeiten hätten bereits begonnen. Ein Einführungszeitpunkt könne jedoch aufgrund der zahlreichen involvierten Akteure, etwa den Verkehrsverbünden, noch nicht genannt werden.

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"Rad und Bahn sind nur zusammen eine echte Alternative zum Auto", bemängelt der Fahrradclub die aktuellen Bestimmungen im Freistaat. Zwischen 80 Cent und sechs Euro pro Fahrt je nach Verkehrsverbund und Fahrscheinkategorie kostet ein Ticket fürs Rad bisher. Nur in wenigen Verkehrsverbünden ist eine kostenlose Mitnahme möglich. Als "Tarif- und Buchungschaos" bezeichnet der ADFC die aktuellen Regelungen und verweist auf die Bestimmungen in benachbarten Bundesländern. "Dass es anders geht, machen die Flächenländer Hessen und Baden-Württemberg vor, wo die Radmitnahme außerhalb der morgendlichen Berufsverkehr-Sperrzeit grundsätzlich möglich und sogar kostenlos ist." Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es bereits eine entsprechende Regelung. Seit Juli kann dort ein Fahrrad-Monatsticket ergänzend zum Deutschlandticket für 39 Euro gekauft werden.

Dass mit einer Vergünstigung des Fahrradtransports jedoch auch eine bereits bekannte Problematik in Zügen verschärft wird, befürchtet der ADFC. "Der Preis allein löst noch nicht das Problem, dass es zu wenig Platz in den Nahverkehrszügen gibt." Im Verkehrsministerium will man die Entwicklung im Auge behalten. Ein Anspruch auf die Beförderung des Rades im Zug sei ohnehin nur im Rahmen der angebotenen Kapazitäten möglich. Besonders an sonnigen Wochenendtagen im Sommer wisse man aber um den Platzmangel in vielen Zügen. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen tragen dem erhöhten Platzbedarf jedoch bereits insofern Rechnung, als durch die Installation von Klappsitzen mehr Fläche für Fahrräder geschaffen wird. Der ADFC hofft nun auf eine zeitnahe Neuregelung der Fahrradmitnahme im Freistaat und spricht sich darüber hinaus für eine bundeseinheitliche Lösung aus. "Fahrrad und Bahn zu kombinieren muss so leicht gehen wie Autofahren. Erst dann ist die klimafreundliche Alternative wirklich attraktiv."

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