Schärfere Corona-Regeln:Wo man eine FFP2-Maske aufziehen muss

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FFP2-Masken sind jetzt Pflicht in Läden, Bahnen, Bussen und Praxen. (Foto: dpa)

Das Tragen von Schutzmasken ist nun in Bayern an etlichen Orten Pflicht. Bis zum 24. Januar läuft allerdings eine Kulanzwoche - auch um zu sehen, wie die neue Vorgabe umgesetzt und befolgt wird.

Von Florian Fuchs, Maximilian Gerl und Kassian Stroh, München

Mit Spannung blicken viele Händler auf die kommenden Tage - und mutmaßlich die Staatsregierung auf die Händler. "Wir stehen ab Montag unter Beobachtung", sagt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern. Grund ist die FFP2-Maskenpflicht, die im Freistaat nun in den öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen gilt. Schals und Selbstgenähtes sind trotzdem vorerst erlaubt, die Staatsregierung hat eine "Kulanzwoche" bis 24. Januar ausgerufen. Wer bis dahin weiter mit einer Community-Maske einkaufen geht, muss keine Strafe befürchten - wohl aber, vom Personal auf die neue Vorgabe hingewiesen zu werden. "Da wird es sicher Diskussionen geben", sagt Ohlmann.

Die neue FFP2-Maskenpflicht gilt auch auf Wochenmärkten und in Arztpraxen. Das geht aus der veränderten Verordnung der Staatsregierung hervor, deren Text am späten Freitagabend veröffentlicht worden ist. Betroffen sind auch Zahnarztpraxen, wo die Maske bei der Behandlung natürlich weiterhin abgenommen werden kann. Und es betrifft die Praxen von Therapeuten, die nach wie vor offen haben, wenn sie medizinisch notwendige Behandlungen anbieten - also zum Beispiel Physiotherapeuten. In den Läden, Bussen, Bahnen und Praxen müssen aber immer nur die Kunden, Fahrgäste oder Patienten eine FFP2-Maske aufziehen. Von der Pflicht ausgenommen sind Kinder bis 15 und Gottesdienstbesucher.

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Vor allem in den sozialen Netzwerken erhitzten sich bereits die Gemüter über die neuen Vorgaben. Wieder eine neue Lockdown-Woche, wieder neue Regeln, so verstanden das manche, als die Staatsregierung am Dienstag ankündigte, im Alltag stärker auf FFP2-Masken zu setzen. Richtig getragen schützen diese zwar wegen ihrer Filterwirkung besser als Community-Masken. Dafür sind sie aber nur begrenzte Zeit nutzbar. Und kaum war die Ankündigung in der Welt, stiegen im Internet auch schon die Preise.

So gesehen lässt sich die Masken-Schonfrist bis 24. Januar auch als Versuch der Staatsregierung interpretieren, einerseits nicht wieder zu schnell vorzupreschen, andererseits trotzdem kein Tempo in der Pandemiebekämpfung einzubüßen. Auch Einzelhändler fühlten sich ja von der Verschärfung der Maskenpflicht überrumpelt: Woher plötzlich all die FFP2-Masken für ihre Beschäftigten nehmen? Inzwischen hat die Staatsregierung in diesem Punkt die Verschärfung wieder entschärft, Mitarbeiter im Handel dürfen weiter Community-Masken verwenden. Auch Busfahrerinnen und Ticketkontrolleure sind von der FFP2-Maske befreit. Das Arbeitsschutzrecht sieht nach zwei Stunden Tragen eine Pause vor, das lässt sich mit Fahrplänen kaum vereinen.

Unklarheiten gab es zuletzt hinsichtlich der Versorgungslage mit FFP2-Masken. Generell darf sie gegenüber vergangenem Frühjahr als verbessert gelten. Damals waren Filtermasken von einem Tag auf den anderen weltweit ausverkauft. Auch deshalb setzten Bund und Länder lange auf Community-Masken. Seitdem ist das Angebot gewachsen. Sogar in Bayern wird mittlerweile produziert. Im niederbayerischen Weng beim Automobilzulieferer Zettl herrscht Hochbetrieb. "Wir fertigen pro Woche circa 500 000 Masken", sagt Firmenchef Reinhard Zettl am Telefon. Mit der Anlieferung weiterer Maschinen werde man die Stückzahl bald auf rund eine Million in der Woche erhöhen können. Einen Engpass an FFP2-Masken befürchtet Zettl deshalb aktuell nicht. Allerdings verzeichne man deutlich mehr Anfragen, "fast ein Vielfaches".

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Der Allgäuer Schutzbekleidungshersteller Franz Mensch wirft der Staatsregierung hingegen "massive Fehlplanungen und Aktionismus" vor. Das benötigte Volumen an FFP2-Masken bei einer Tragepflicht beziffert das Unternehmen auf 40 Millionen Stück für den Freistaat. Umgerechnet je fünf Masken für acht Millionen Personen, und das kurzfristig - so viele Masken seien schlicht nicht vorhanden, heißt es bei der Firma. Ein Großteil der Ware komme aus Asien. Zusätzliche Masken müssten also erst geliefert werden, was etwa vier Wochen dauere. Zudem stünden in China die Neujahrs-Feiertage an, da ruhten die Produktionsstätten mehrere Wochen lang. "Alles, was jetzt nicht schon geordert worden ist, kommt erst im März hier an."

Der Bayerische Apothekerverband wiederum sah zuletzt seine Mitglieder "auf jeden Fall gewappnet". Die Lagerbestände der Apotheken seien gut und "eine schnelle Nachlieferung von Masken in ausreichender Menge möglich". Von daher sei es für Kunden auch nicht notwendig, übermäßige Stückzahlen auf Vorrat zu kaufen. Doch ob sich alle daran halten? Mancherorts waren FFP2-Masken in den vergangenen Tagen ausverkauft, berichteten Kunden von leeren Regalen. Das erinnert ein wenig an den ersten Lockdown, als Klopapier über Nacht zum Hamstergut geworden ist. Der Run auf die Papierrollen war heftig, aber immerhin kurz.

Zumindest der Handelsverband hat sich mit der neuen Tragepflicht arrangiert: Sie mache das Einkaufen "noch sicherer", sagt Ohlmann. Was der Branche freilich nur ein schwacher Trost ist. Online- und Lebensmittelhändler machen zwar gute Geschäfte, während unter anderem Modeläden um ihre Existenz kämpfen. Umso mehr setzt der Handel nun darauf, dass die FFP2-Maskenpflicht womöglich zur Blaupause wird, wie sich Wirtschaftsleben und Gesundheitsschutz vereinen lassen. Ähnliche Hoffnungen hatte bereits Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) geäußert.

Kritik hatten indes einige Fachleute geäußert. Aus ihrer Sicht sollen FFP2-Masken medizinischen Berufen vorbehalten bleiben. Laien könnten bei ihrer Verwendungen zu viele Fehler machen und so möglicherweise ihre Gesundheit schädigen. Andere Experten widersprachen: FFP2-Masken stellten eine Verbesserung dar, selbst wenn sie mal nicht richtig sitzen sollten. Gerade hinsichtlich der neuen, ansteckenderen Virusmutationen brauche es jetzt überall dort einen höheren Schutz, wo viele Menschen zusammenkämen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) warb deshalb bereits am Freitag für die FFP2-Maskenpflicht. "Es ist richtig, dass Bayern verstärkt auf FFP2-Masken setzt", sagte er. Kritik am Vorgehen der Staatsregierung nannte Holetschek "sachlich nicht nachvollziehbar".

© SZ vom 18.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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