Mitten in Bamberg:Bamberger Brücken-Buhei

Lesezeit: 1 min

In Bamberg streiten sie seit Ewigkeiten um eine Lösung, um dem feiernden Jungvolk auf der Unteren Brücke Einhalt zu gebieten. Entgegen seiner Architektur verbindet das Bauwerk die Menschen nicht nur, sondern spaltet sie auch.

Glosse von Max Weinhold, Bamberg

Damit Bayern stabil bleibt, kündigte Markus Söder im Jahr 2018 an, werde man Brücken bauen. Brücken für ein modernes Bayern, Brücken für ein menschliches Bayern, Brücken zwischen Stadt und Land, Brücken allenthalben. Auch die Ampel-Koalitionäre in Berlin sprachen bei ihren Koalitionsverhandlungen fast so oft davon, Brücken über Trennendes zu bauen, dass man die inhaltlichen Grenzen vor lauter Bäumen - Verzeihung, Brücken - kaum mehr sah.

Nun ist das Sprachbild natürlich auch schlüssig. Oder? Auf den ersten Blick schon, auf den zweiten, nun ja, muss man feststellen: Brücken verbinden nicht immer, Brücken trennen auch. Wie in Bamberg. Seit Ewigkeiten diskutieren sie über die beste Lösung, um dem feiernden, Musik hörenden, Alkohol trinkenden Jungvolk - anders gesagt: ganz normalen jungen Menschen - auf der Unteren Brücke Einhalt zu gebieten.

Künftig, so beschloss jetzt der Stadtrat nach langem Hin und Her, soll es nun doch eine beidseitige Nutzung der Brücke für gastronomische Zwecke geben. Bringt etwas mehr Ruhe für die Anrainer, Unmut beim freiheitsliebenden Feiervolk und weiter Streit. Nicht vom Zaun gebrochen, sondern von der Brücke, die eigentlich nur über die Regnitz führen und verbinden soll und doch regelmäßig spaltet.

Im Jahre 1964 bezeichnete die Zeit einen Disput um das Bauwerk als "Brückenkrieg in Bamberg". Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete und schrieb zu Neubauplänen nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg vom "Streit um einen Brückenschlag". Etwas euphemistisch eingedenk so mancher Äußerung: "Wenn Sie das Antlitz dieser Stadt zerschlagen, will ich Ihren Namen in der Welt vernichten", drohte ein anonymer Absender, weil er die Pläne so abscheulich fand, dem damaligen Oberbürgermeister Mathieu. "Wir hoffen, daß wir nicht unter Polizeischutz mit den Arbeiten beginnen müssen", sagte hernach der zuständige Bauherr. Ob das nötig war, ist nicht überliefert.

Schriftliche Zeugnisse hingegen gibt es zur befürchteten "Beeinträchtigung des Altstadtbildes". Diese Worte stammen wohlgemerkt von 1966, ließen sich aber problemlos übertragen ins Hier und Jetzt. Was also tun ob des unendlichen Streits? Die Ampel-Parteien und Markus Söder rieten wohl zum Brückenbauen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: