Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in Bayern fordert von der Staatsregierung ein Konzept gegen den Wirrwarr bei der vergünstigten Radmitnahme im Zug - und weist auf weitere Einschränkungen hin, die auf Ausflügler und Pendler von Mitte März an zukommen. Im Dezember war das von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im frühen Wahlkampf versprochene Ein-Euro-Ticket für Fahrräder im Schienennahverkehr in einer Testphase gestartet; jedoch mit vielen Ausnahmen, was Strecken, Tage und Uhrzeiten angeht. Sie betreffen gerade viele bei Ausflüglern und Touristen beliebte Strecken, für Pendler außerdem manche städtische Verkehrsverbünde. Das Verkehrsministerium hatte eine mögliche "Weiterentwicklung" des Tickets mittelfristig in Aussicht gestellt.
"Bayern braucht endlich eine einfache und günstige Radmitnahme", teilte Frank Wessel, Beauftragter für Rad und Bahn beim ADFC, am Montag mit. "Das Ein-Euro-Ticket kommt mit mehr Einschränkungen als Vorteilen daher." Schon zu Beginn der Testphase hatte der ADFC gerügt: Der Kauf des richtigen Fahrradtickets sei zuvor bereits "eine Wissenschaft für sich" gewesen, das werde nun noch komplizierter. Und die Testphase gehe nicht mit erweiterten Kapazitäten für Räder in den Zügen einher.
Experte Wessel verwies nun auch darauf, dass von diesem Freitag an die Regelung des Tickets fürs Sommerhalbjahr greift: Die Radmitnahme wird vom 15. März bis zum 3. Oktober von Freitag, 12 Uhr, bis Sonntagnacht nicht mehr für einen Euro möglich sein. Dies war schon länger bekannt, ist aber vielen Nutzern womöglich nicht im Bewusstsein. Alternativ müssen Kunden - meist deutlich teurere - Fahrradkarten für Bayern oder einzelne Verbünde erwerben.
Das Verkehrsministerium erklärte auf Nachfrage der SZ: Im Winter sei die Nachfrage für eine Fahrradmitnahme geringer, sodass es in der Regel an Wochenenden keine Kapazitätsprobleme gebe. In den wärmeren Monaten steige insbesondere an Wochenenden die Nachfrage von Reisenden mit wie ohne Fahrrad. "Gerade die Strecken zwischen der sehr bevölkerungsreichen Metropolregion München und den attraktiven Nahverkehrszielen wie Seen und Berge sind bereits heute oftmals ausgelastet."
Aufgrund der begrenzten Kapazität hätten sich Eisenbahnunternehmen und Freistaat darauf verständigt, das Ein-Euro-Ticket im Sommer nicht am Wochenende gelten zu lassen und "zunächst Erfahrungswerte zur Nutzung des Tickets zu sammeln".
Die Staatsregierung sei jedoch, so ein Sprecher, "grundsätzlich bestrebt, die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Tickets schrittweise zu vergrößern". Der "Prüfungs- und Verhandlungsprozess" hierzu laufe, man wolle mit den Verkehrsanbietern bisher vereinbarte zeitliche und räumliche Ausnahmen "prüfen und gegebenenfalls reduzieren".