OB-Stichwahl in Augsburg:Nach 2035 Jahren eine Frau

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Eva Weber (CSU) wird die erste Oberbürgermeisterin von Augsburg. Sie hat ihrer Partei einen ökologischen Schwerpunkt verpasst - nicht unwahrscheinlich, dass eine schwarz-grüne Koalition entsteht.

Von Florian Fuchs, Augsburg

An einem normalen Wahlabend wäre Eva Weber als neue Oberbürgermeisterin im Oberen Fletz des Augsburger Rathauses aus dem Händeschütteln nicht mehr raus gekommen. Nun lächelte die neue Augsburger CSU-Oberbürgermeisterin nur in eine Kamera, der Livestream einer Pressekonferenz war zunächst nur auf der Homepage der Stadt zu verfolgen. "Sie sehen mich sehr berührt hier stehen", sagte Weber in einer ersten Reaktion zu der Stichwahl, bei der sie sich gegen ihren Herausforderer Dirk Wurm von der SPD durchgesetzt hat.

Skurril war dieser Wahlabend, da waren sich hinterher alle Beteiligten einig. Augsburg ermöglichte Journalisten im Gegensatz zu den meisten anderen Städten einen Besuch im Rathaus. Eine Handvoll Redakteure befragte nach der Livestream-Fragerunde mit großem Abstand der Reihe nach die Kandidaten, und Eva Weber gab als Mitglied des städtischen Corona-Krisenstabs preis, tagsüber noch eben 20 Tonnen Desinfektionsmittel für die Stadt bestellt zu haben.

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Nach Feiern war niemandem zumute, es gab aber ja schon vor der Stichwahl kaum Zweifel, dass Weber die Auszählung gewinnen wird. Zu groß war das Polster mit 43,1 zu 18,8 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gewesen. 62,3 Prozent holte Eva Weber nun. "Seit 2035 Jahren die erste Frau an der Spitze dieser Stadt", sagte sie, das bedeute ihr schon etwas. Die 42-Jährige hat junge, neue Leute auf die CSU-Stadtratsliste geholt. "Ich denke, ich habe mit einem Mix aus Wirtschaftsthemen und Klimaschutz und Mobilität das Großstadtgefühl vieler Wähler getroffen", sagte Weber, die ihrer Partei ein Wahlprogramm mit großem ökologischen Schwerpunkt verpasst hatte.

Nun ist es an der neuen Oberbürgermeisterin, ein Regierungsbündnis zu schmieden. "Die Mehrheit in Augsburg will eine CSU-geführte Stadt mit stark grüner Handschrift", sagte Weber mit Blick auf die Stadtratswahl, es ist also nicht unwahrscheinlich, dass eine schwarz-grüne Koalition entsteht. Die Grünen sind nun zweitstärkste Kraft in Augsburg, es gibt einige Schnittpunkte mit der CSU. Umso wichtiger war für Herausforderer Dirk Wurm, ein gutes Stichwahl-Ergebnis einzufahren. Mit seinen 40 Prozent hat er der SPD eine Verhandlungsbasis erhalten, um an der künftigen Stadtregierung beteiligt zu sein. Bislang regieren CSU und SPD mit den Grünen als Juniorpartner. Die Kräfteverhältnisse haben sich geändert.

Dirk Wurm hat für die SPD nach der Stichwahl Gespräche über die künftige Stadtregierung angeboten. Als Ordnungsreferent ist er in der Corona-Krise voll gefordert. Kann man einen solch erfahrenen Mann zu dieser Zeit aus solch einem Amt nehmen, das war eine viel gestellte Frage an diesem Abend? "Der oberste Krisenmanager ist der Oberbürgermeister, und der macht einen hervorragenden Job", sagte Eva Weber dazu ungerührt. Die Verhandlungen werden für die SPD nicht leicht, weiterhin an einem Regierungsbündnis beteiligt zu sein.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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