Gewaltverbrechen:Neue Hinweise im Fall Hanna W.

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Als wichtiges Beweisstück gilt den Ermittlern die Armbanduhr der Marke "Holzkern" mit rundem Ziffernblatt, römischen Ziffern und Gliederarmband. Auffällig sei, dass Uhrengehäuse und Armband überwiegend aus Holz gearbeitet sind. (Foto: PP Oberbayern Süd)

Nachdem sie den Mord an einer Studentin aus dem Chiemgau bei "Aktenzeichen XY..." thematisiert haben, gehen bei den Ermittlern der Soko und beim Sender rund 90 Anrufe ein.

Von Matthias Köpf, Aschau im Chiemgau

Im Mordfall an der 23-jährigen Studentin Hanna W. aus Aschau im Chiemgau, deren Leiche am 3. Oktober im Fluss Prien entdeckt worden war, hat die Polizei zahlreiche neue Hinweise erhalten. Soko-Leiter Hans-Peter Butz hatte den Fall, der viele Menschen im Chiemgau und darüber hinaus weiterhin bewegt und verunsichert, am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" vorgestellt. Im Anschluss gingen nach Angaben des Polizeipräsidiums Rosenheim an den Telefonen des Senders etwa 50 Hinweise ein. Parallel riefen 38 Menschen am schon seit längerer Zeit eingerichteten Hinweistelefon der Kripo Rosenheim an.

Der allergrößte Teil der neuen Hinweise bezog sich demnach auf eine hölzerne Armbanduhr der Marke "Holzkern", der die Ermittler eine große Bedeutung für den Fall zumessen. Die am ebenfalls hölzernen Armband beschädigte Uhr wurde später in der Nähe des Parkplatzes der Kampenwandseilbahn im Flüsschen Bärbach gefunden, nur wenige Meter entfernt von dem Ring, den Hanna W. in der Nacht ihres Todes getragen hatte.

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In dieser Nacht auf den 3. Oktober hatte Hanna W. in ihrem Heimatort Hohenaschau den bekannten Club "Eiskeller" besucht und ihn gegen 2.30 Uhr verlassen. Die Stelle am Bärbach, der später in die Prien mündet und in jener Nacht Hochwasser führte, liegt auf dem vergleichsweise kurzen Weg vom Eiskeller zu Hanna W.s Elternhaus. Die Studentin, die zu der Zeit auf Besuch zu Hause war, hatte ihn schon oft zu Fuß zurückgelegt.

Ob die Person, die sie mit offenbar massiver Gewalt getötet hat, Hanna W. aus dem Eiskeller gefolgt ist oder erst danach auf sie traf, weiß die Polizei nach eigenen Angaben bisher nicht. Von den geschätzten 600 bis 800 Gästen des Clubs hat die Polizei bisher rund 200 vernommen, etwa 140 weitere meldeten sich seit dem vergangenen Freitag über das für den Fall eingerichtete Onlineportal der Polizei. Sie müssen zum größten Teil noch befragt werden, ob ihnen im Eiskeller oder im Umfeld irgendetwas aufgefallen ist, das von Bedeutung sein könnte.

Die Soko hofft, dass sich in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Gäste melden. Viele von ihnen sind auf Aufnahmen zu sehen, die zum einen die Überwachungskameras im Eiskeller und zum anderen auch spezielle Partyfotografen gemacht haben, die nachts durch die Clubs ziehen und ihre Bilder später auf bestimmten Party-Portalen im Internet veröffentlichen. Von einem solchen Fotografen stammt auch das Foto, das die Polizei schon früh von Hanna W. veröffentlicht hat und das sie im Eiskeller und noch mit dem später im Bärbach gefundenen Ring am Finger zeigt.

Soko-Leiter Butz präsentierte den Fall in der "Aktenzeichen"-Sendung am Mittwochabend als sogenannten Studio-Fall. Bis der Sender einen eigenen Film über einen Fall produziert hat, dauert es in der Regel mehrere Monate. So lange wollte die Polizei im Fall Hanna W. nicht warten, um sich bei den Club-Gästen und anderen möglichen Zeugen noch auf möglichst frische Erinnerungen stützen zu können. Bis die Beamten den neuen Hinweisen nachgegangen sind und die weiteren Clubbesucher vernommen haben, wird es nach Angaben des Präsidiums trotz intensiver Ermittlungen und hohem Personaleinsatz noch eine Weile dauern.

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