Unter Bayern:Die Freuden des Alters

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Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im April auf einer Alm bei Oberaudorf. Damals war er noch nicht für die Jagd in Bayern zuständig. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Während andere Menschen mit den Jahren dement werden, erklimmen unsere Spitzenpolitiker dann erst recht geistige Höhen. Das lässt noch interessante Entwicklungen erwarten.

Glosse von Franz Kotteder

Zu den großen Rätseln unserer Zeit zählt die intellektuelle Leistungsfähigkeit von Spitzenpolitikern. Während unsereins mit zunehmendem Lebensalter gepflegt in die Demenz abgleitet - "verkalkt" hieß das früher, als noch alles besser war - oder zu einer gewissen Engstirnigkeit neigt, machen unsere politischen Leistungsträger eine erstaunliche Entwicklung durch, sobald sie nicht mehr im Amt sind. Günther Beckstein verriet dieser Tage, dass er sich im CSU-Vorstand oft auf die Zunge beißen muss und dass ihm die Entsorgung des Atommülls Sorgen mache. Womöglich findet er inzwischen sogar, das man nach zwei Mass Bier auf dem Oktoberfest nicht mehr fahrtüchtig ist - im Alter verträgt man eh nicht mehr so viel.

Davon mal abgesehen, galt Beckstein aber immer schon als außergewöhnlich vernunftbegabt, was man nicht von allen seinen Kollegen sagen kann. Zum Berufsbild des bayerischen Spitzenpolitikers gehört ja phänotypisch eine gewisse Schlichtheit des Denkens.

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Meistens sind christsoziale Männer davon betroffen - ganz einfach deshalb, weil Bayern halt sonst noch immer keine richtigen Spitzenpolitiker hat. Und die CSU viel zu viele Männer, die was werden müssen. Werden sie dann Generalsekretär, so verlangt die Folklore von ihnen kurze Aussagesätze mit der Fähigkeit, Zehennägel aufzubiegen. Aus der Rolle kommen sie auch später kaum noch raus. Erst im Alter laufen sie wieder zu großer Form auf. Erwin Huber etwa begann mit 72 Jahren Philosophie zu studieren und schloss das Studium 2022 ab. Edmund Stoiber, 81, neigt inzwischen gar zur Selbstironie.

Ist die Schwelle zum Alter erst einmal überwunden, machen manche also eine verblüffende Wandlung durch. Ob für Andi Scheuer und Alexander Dobrindt also noch Hoffnung besteht? Schwer zu sagen, dafür sind sie mit 48 und 52 noch viel zu frisch, und die jüngsten Äußerungen stimmen alles andere als zuversichtlich. Markus Söder, 56, ist so wandlungsfähig, dass man ihm sowieso alles zutraut und das Gegenteil davon gleich auch noch.

Gespannt darf man auf den einzigen Nicht-CSUler in Bayerns politischer Top-Liga sein, Hubert Aiwanger, 52, von den Freien Wählern. Der haut Sätze raus, für die sich ganze Generationen von Generalsekretären fremdschämen würden. Vielleicht sagt er sich: Umso weiser bin ich dann im Alter! Kann halt nur sein, dass er dafür so alt werden muss, wie der biblische Methusalem - 969 Jahre.

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