Umwelt:Skischaukel am Riedberger Horn: Gegner drohen mit Klage

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  • Am Donnerstag stimmt der Landtag über eine Änderung des Alpenplans ab: Es geht um die Frage, ob am Riedberger Horn eine Skischaukel errichtet werden darf.
  • Aber auch wenn die Abgeordneten dem Bauprojekt grünes Licht geben, ist die Umsetzung noch nicht gesichert, da die Gegner dann klagen wollen.

Von Christian Sebald

Wer in diesem Spätherbst das Riedberger Horn erklimmen will, sollte das bald tun. Noch liegt der mit 1787 Höhenmetern höchste Gipfel in der Oberallgäuer Hörnergruppe still im milden Sonnenlicht da. Der Ansturm der Wanderer ist vorbei, der Skibetrieb auf den Pisten an seinen Hängen und Wiesenflanken ist noch fern. Nichts deutet auf den wüsten Streit hin, der seit Jahren um eine Skischaukel über den Berg hinweg tobt. Dieses Wochenende könnte es noch einmal klappen mit einer Wanderung hinauf auf das Riedberger Horn. Erst am Sonntag soll es schneien.

In München rüsten sich derweil die Parteien und Naturschutzverbände für die nächste große Schlacht um den Berg. Am Donnerstag stimmt der Landtag über die Zukunft des Riedberger Horns ab. Auf der Tagesordnung steht die Änderung des bayerischen Alpenplans. Die Entscheidung schafft nicht nur die Voraussetzung für den Bau der Skischaukel. Sie ist außerdem Präzedenzfall für alle möglichen umstrittenen Tourismusprojekte in den bayerischen Bergen. Der Alpenplan ist ein international einzigartiges Instrument zum Schutz der Bergwelt vor immer neuen Liften, Skipisten, Hotels und anderen Vorhaben. Er wurde 1972 beschlossen und hatte seither Bestand. Der Streit um das Riedberger Horn hat längst Aufmerksamkeit weit über den Freistaat hinaus erregt.

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Heimatminister Söder verteidigt das Vorhaben - und spricht von einer "deutlichen Verbesserung für den Naturschutz."

Die Oberallgäuer Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang am Fuße des Riedberger Horns kämpfen seit Langem für die Skischaukel. Sie erwarten sich davon einen weiteren Aufschwung des Wintertourismus. Naturschützer lehnen das Projekt ab. Denn die Gondelbahn auf den Berg und die Skipiste, die in den Wald geschlagen werden soll, bedrohen einzigartige Naturschutzgebiete und führen durch die Zone C des Alpenplans. Sie ist tabu für solche Projekte. Deshalb erteilten auch alle bisherigen Staatsregierungen den Skischaukelplänen eine Absage.

Erst in dieser Legislaturperiode ließen sich Ministerpräsident Horst Seehofer und Heimatminister Markus Söder von den Kommunen breitschlagen. Um die Skischaukel endlich zu ermöglichen, soll die Zone C am Riedberger Horn um 80 Hektar verkleinert werden. Als Kompensation werden an anderer Stelle 304 Hektar neu in sie aufgenommen. Zwar dürfte die Debatte am Donnerstag im Landtag erneut sehr hitzig werden. Außerdem wird damit gerechnet, dass sich der eine oder andere CSU-Abgeordnete der Neufassung verweigert. Allen voran Umweltministerin Ulrike Scharf. Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie die Neufassung des Alpenplans und die Skischaukel ablehnt. Aber das dürfte nichts an der klaren Mehrheit für den neuen Alpenplan ändern. Nicht nur die meisten CSU-Abgeordneten, sondern auch die Freien Wähler sind für das Projekt.

Wer glaubt, dass der Streit mit der Abstimmung ein Ende haben wird, der irrt aber. Der Bund Naturschutz (BN) und der Vogelschutzbund LBV werden gegen den neuen Alpenplan vor Gericht ziehen. "Sowie er in Kraft ist, reichen wir Normenkontrollklage ein", sagt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. LBV-Chef Norbert Schäffer erklärt: "Der Alpenplan und das Riedberger Horn haben einen so hohen Stellenwert für uns, dass wir das bis zum Schluss durchfechten." Der Deutsche Alpenverein mit seinen knapp 1,2 Millionen Mitgliedern, die Naturfreunde und andere, kleinere Organisationen unterstützen die Klage. So wie das auch der lokale "Freundeskreis Riedberger Horn" tut, der sich als Gegengewicht zu Lokalpolitikern, Touristikern und anderen Skischaukel-Befürwortern in der Region versteht.

Nicht nur der BN, der LBV und ihre Unterstützer sind optimistisch, dass die Änderung des Alpenplans kassiert wird. Auch Juristen bis in hohe Ränge der Ministerien hinauf sind davon überzeugt. Und selbst wenn der neue Alpenplan Bestand haben sollte, werden BN und LBV nicht aufgeben. Sollten Balderschwang und Obermaiselstein auf Basis des neuen Alpenplans die Genehmigung der neuen Skischaukel erhalten, werden die Verbände auch sie vor Gericht anfechten.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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