Pariser Autosalon:Hurra, wir leben noch

Renault Clio auf dem Pariser Autosalon 2012.

Der aktuelle Renault Clio debütierte auf dem Pariser Autosalon 2012. In diesem Jahr feiert der Espace-Nachfolger Premiere.

(Foto: AFP)

Seit Jahren sind Frankreichs Autohersteller in Not. Jetzt beschwören Renault und Peugeot-Citroën die Wende zum Guten. Grund zum Optimismus liefert ausgerechnet die Lage in Europa.

Von Leo Klimm, Paris

Stolz präsentiert Carlos Tavares in der Pariser Peugeot-Zentrale einen Prototyp des Kleinwagens 208 mit "Hybrid-Air"-Antrieb. Der Gast des Konzernchefs, der neue Wirtschaftsminister Frankreichs, Emmanuel Macron, lobt vollmundig die Innovation, die der Konzern PSA Peugeot Citroën zusammen mit Bosch entwickelt hat. Dank eines Hydraulikkompressors soll sie den Benzinverbrauch im Stadtverkehr auf zwei Liter je 100 Kilometer senken.

Ein paar Stunden später weiht Macron mit Renault-Chef Carlos Ghosn in Le Havre eine Fertigungslinie für den Kleintransporter Trafic ein - verbunden mit der Ankündigung, dass hier von 2016 an auch für Fiat produziert wird. "Die Autoindustrie in Frankreich hat Zukunft", jubelt Macron. Einerseits ist das ein banaler Politikersatz. Andererseits ist er im Fall Frankreichs alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ford hat gerade erst seinen Ausblick drastisch gesenkt. Das macht die Sorgen in der Industrie noch größer, auch in Frankreich.

Optimismus vor dem Pariser Autosalon

Peugeot mag wegen hoher Finanzrisiken bei Hybrid Air mit dem Einstieg in die Serienfertigung zögern. Kleintransporter mögen für Renault ein Nischengeschäft sein. Dennoch spiegelt der Optimismus die Stimmung der Gastgeber vor dem Pariser Autosalon, der an diesem Samstag öffnet: Nach Jahren der Absatzeinbrüche, Werksschließungen, Beinahe-Pleiten und Aktionärswechsel glaubt man in Frankreichs Autoindustrie, dass die Talsohle durchschritten ist, wenngleich der Aufwärtstrend fragil ist. Deutsche Hersteller haben umfangreiche Sparprogramme noch vor sich und zittern vor geopolitischen Unwägbarkeiten, die den Weltmarkt belasten. Die Franzosen beschwören beim Autosalon 2014 lieber die Zeichen der Hoffnung.

"Die Krise in Europa ist vorbei, der Automarkt wächst", glaubt Ghosn. Für 2015 erwartet er eine weitere Verbesserung. Beim Autosalon vor zwei Jahren hatte der Renault-Chef noch schwarzgemalt wie kein anderer. Der neue PSA-Chef Tavares gibt sich zurückhaltender - und stellt "gute Nachrichten" heraus.

In Europa geht es aufwärts

Die Hoffnung gründet in Europa - ausgerechnet. Die Abhängigkeit der französischen Autobauer vom Heimatkontinent als Produktionsstandort und Absatzmarkt war in den vergangenen Jahren ihre große Schwäche. Inzwischen haben beide die Herstellung margenschwacher Modelle an die Ränder Europas verlegt und in Frankreich die Arbeitskosten dank betrieblicher Bündnisse gesenkt. Der Spareffekt schlägt sich schon in den Bilanzen nieder.

Zugleich ziehen die wichtigen Märkte Frankreich, Großbritannien und Spanien wieder an, der Verkauf von Kompaktwagen wie dem Peugeot 308 oder dem Renault Clio laufen ordentlich. Risiken in China müssen die Franzosen nicht fürchten, auch wenn China für Peugeot seit kurzem der größte Markt ist.

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