Peugeot 208:Damenwahl

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Sein Vorgänger 207 war ein Flop. Zu sportlich war das Design des kleinen Galliers, zu männlich sein Image für die meist weiblichen Käufer. Der 208 wildert darum wieder in seinem Stammrevier - als Frauenversteher.

Michael Specht

Die Peugeots mit den Typenbezeichnungen 205, 206 und 207 waren überaus erfolgreich, Millionen-Seller allesamt. Doch schaut man genauer hin, gibt es einen deutlichen Unterschied. Produzierte Peugeot vom 206 noch knapp acht Millionen, waren es vom Nachfolger 207 nur noch 2,4 Millionen. Schuld daran sind nicht nur neue Konkurrenten. Der Absatzeinbruch hatte auch wesentlich mit dem Design zu tun. Der maulartige Kühlergrill und die riesigen Scheinwerfer sorgten für ein fast fratzenhaftes Gesicht. Dies missfiel vor allem Frauen. Sie fuhren lieber Punto oder Polo.

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Peugeot will zurück zu alten Tugenden. Weil der 207 zu groß und schwer geraten war, soll der Nachfolger 208 jetzt mit sehenswertem Design und den Erfolgsgenen der Generationen 205 und 206 glänzen. Erste Bilder, erste Fakten.

Stefan Grundhoff

Beim neuen 208, der am kommenden Samstag zu den Händlern rollt, wirkt die Front nun wieder deutlich harmonischer, das Heck eleganter. Den Sympathiesprung zeigen auch die mehr als 3000 Vorabbestellungen. Das gab es zuletzt 1998 beim 206. Wie viele weibliche Kunden beim 208 unterschrieben haben, verrät Peugeot nicht, nur soviel: "Unser Ziel ist eine Frauenquote von 70 Prozent."

Gute Arbeit leisteten nicht nur die Stylisten, sondern auch die Entwickler. Anstatt wie zuvor das Auto mit jeder Generation größer und schwerer zu machen, kehrte man den Trend um. Der 208 ist mit 3,96 Meter sieben Zentimeter kürzer. Zudem wiegt er 110 Kilogramm weniger - in dieser Klasse ein gewaltiger Schritt.

Mehr Platz: in der Fahrgastzelle und im Kofferraum

Platz kosten die kompakten Abmessungen nicht. Vorne wie hinten sitzt es sich bequem, das Raumgefühl ist gut. Der Kofferraum wuchs sogar um 15 auf jetzt 285 Liter und bei umgeklappten Rücksitzlehnen sogar um 153 auf 1076 Liter. Dass nur die Lehnen nach vorne fallen und eine schräge Ladefläche mit Stufe hinterlassen, hätte trotzdem nicht sein müssen, war doch gute Variabilität einst die Domäne französischer Autobauer.

Auch die Instrumente liegen im 208 sehr hoch. Der Fahrer blickt nicht mehr durch den oberen Teil des Lenkrads auf die Anzeigen sondern über den Kranz hinweg. Das mag für größere Menschen funktionieren. Kleineren kann es passieren, dass der Lenkradkranz, obwohl mit 33 Zentimeter Durchmesser das schmächtigste aller Serienlenkräder, Teile der Instrumente verdeckt.

Ansonsten gab sich Peugeot sichtlich Mühe, Hartplastik aus dem Innenraum zu verbannen. Die Materialien fassen sich gut an, wirken hochwertig. Einen neuen Schritt ging man bei der Bedienung. Zwar bleiben die Schalter für Heizung oder Klima herkömmliche Drehregler. Doch ab der zweiten Ausstattungsstufe (Active) werden Radio, Bordcomputer, Bluetooth-Freisprecheinrichtung sowie externe Geräte (iPod, MP3-Player) über Lenkradtasten oder einen Sieben-Zoll-Touchscreen gesteuert. Letzterer ermöglicht zudem, für nur 490 Euro Aufpreis ein vollwertiges Navigationssystem zu integrieren. "Wir wollen mit der neuen Bedienung vor allem junge Leute ansprechen", sagt Produktmanagerin Marion David. Deshalb wohl auch einige Apps. So reicht beispielsweise ein Fingertipp auf das Zapfsäulensymbol und schon werden via Internet die günstigsten Tankstellen der Umgebung angezeigt.

Damit diese möglichst selten angesteuert werden müssen, hat Peugeot für mehr als 700 Millionen Euro zwei neue Dreizylinder-Benziner mit 1,0 und 1,2 Liter Hubraum entwickelt. Sie leisten 68 und 82 PS, sollen 4,3 und 4,5 Liter verbrauchen, werden aber erst im Sommer kommen. Bis dahin beschränkt sich das Benziner-Angebot auf 1,4 Liter (95 PS) und 1,6 Liter (120 PS). Im September wird noch eine 156-PS-Version folgen.

Dem gegenüber stehen fünf Diesel zwischen 68 und 115 PS. Für den kleinsten gibt Peugeot einen Verbrauch von 3,4 Liter an. Es überrascht, wie leise und komfortabel sich der neue 208 auch mit einem Selbstzünderaggregat unter der Haube bewegen lässt. Die Schaltung überzeugt durch leichte Gangwechsel, wenn auch der Weg von vier in fünf etwas lang geriet. Lenkung, Federung und Fahrwerk geben keinen Anlass zur Kritik. Alles wirkt gut abgestimmt. Die Motoren - Diesel wie Benziner - profitieren von der Gewichtsdiät. Der 208 macht Spaß.

Preislich wird es bei 11.600 Euro losgehen (Zweitürer, Benziner, 68 PS). Der Einstiegsdiesel kostet 13.600 Euro. Das sind 750, beziehungsweise 1850 Euro weniger als beim Vorgänger. Damit hofft Peugeot, vielleicht schon im nächsten Jahr das zu erreichen, was der 206 schon geschafft hat: Deutschlands meist importiertes Auto zu werden.

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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