Klimaschutz und Mobilität:"Mir hat jemand ein 'Klimakiller'-Schild ans Auto gehängt"

84 Prozent der Deutschen befürworten E-Scooter

Obwohl es mittlerweile verschiedenste Mobilitätsformen gibt, verzichten nur wenige komplett auf ein eigenes Auto.

(Foto: obs)

Der eine fährt SUV und Elektroauto, andere organisieren ihr Leben komplett ohne eigenen Pkw. Fünf Menschen erzählen, was Mobilität in ihrem Alltag bedeutet.

Protokolle von Christina Kunkel

Mobilität betrifft die Menschen konkret, denn sie wollen oder müssen sich bewegen. Heute mehr als je zuvor. So entsteht immer mehr Verkehr mit vielen Emissionen, die unter anderem das Klima belasten. Müssen die Menschen künftig ihre täglichen Wege anders bewältigen? Viele wollen, aber das ist manchmal gar nicht so einfach.

Dieser Artikel gehört zur Werkstatt Demokratie, ein Projekt der SZ und der Nemetschek Stiftung. Alle Beiträge der Themenwoche "Klimakrise" finden Sie hier, alles zum Projekt hier.

Andrea Bierschneider-Jakobs, 53, München

Auf das Häuschen im Grünen habe ich bewusst verzichtet und bin direkt in die Stadt gezogen, um möglichst nahe an meinem Arbeitsplatz zu sein. Dafür nehme ich als Stadtbewohnerin den Lärm und Dreck in Kauf, den andere mit ihren Autos vor meiner Tür verursachen und lebe auf weniger Fläche. Gleichzeitig spart der geringe Arbeitsweg täglich Lebenszeit und schont meine Nerven.

Als Naturwissenschaftlerin habe ich schon Anfang der neunziger Jahre Vorträge gehört, in denen die Folgen des Klimawandels dargestellt wurden. Das konnte ich einfach nicht ignorieren. Ich wollte zeigen, dass ein nachhaltiges, glückliches Leben möglich ist und deshalb habe ich vor 18 Jahren das eigene Auto abgeschafft. Auch Flugreisen oder Kreuzfahrten kommen für mich nicht infrage. Das war eine Umstellung. Als Alternative habe ich Carsharing genutzt, doch auch diese Fahrten sind über die Jahre immer weniger geworden. Heute nutze ich das noch ab und zu für den Großeinkauf im Baumarkt oder für eine Fahrt in die Berge. Für den Rest reichen mir das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel. Man lernt, sich anders zu organisieren. Im Sommer kaufe ich eher dort ein, wo ich mit dem Rad gut hinkomme, bei schlechtem Wetter fahre ich zu den Geschäften mit gutem Anschluss an den ÖPNV. Im Urlaub unternehme ich ausgedehnte Radreisen in Kombination mit der Bahn. Hierdurch habe ich viel Bewegung, das hält mich fit und gesund.

In meinem Umfeld halten mich viele für verrückt. Sie wollen ihren Lebensstil nicht ändern, regen sich aber gleichzeitig auf, dass die Städte immer voller werden. Ich könnte mir auch ein Auto leisten, trotzdem spare ich durch die viel geringeren Mobilitätskosten, die für mich und meinen Mann bei etwa 2000 Euro pro Jahr liegen. Attraktiver und bequemer öffentlicher Nahverkehr könnten helfen, dass mehr Leute in der Stadt ihr privates Auto abschaffen. Doch eigentlich ist es auch jetzt schon kein Problem, ohne eigenes Auto klar zu kommen.

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