Fußball-Bundesliga:Nur die Geschenke fehlen

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Letztes Heimspiel als Gladbacher: Marc-André ter Stegen (Foto: Bongarts/Getty Images)

Marc-André ter Stegen, Robert Lewandowski, Armin Veh - quer durch alle Stadien verabschieden die Bundesligisten verdiente Kräfte. Hier und da gibt es Tränen. Alles Wichtige zu den Bundesliga-Spielen in Dortmund, Stuttgart, Bremen, Gladbach, Frankfurt und Freiburg.

Der 33. Spieltag, die Ergebnisse: Borussia Dortmund - 1899 Hoffenheim 3:2 (3:1), Borussia Mönchengladbach - FSV Mainz 05 3:1 (1:0), VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg 1:2 (0:1), SV Werder Bremen - Hertha BSC 2:0 (0:0), SC Freiburg - FC Schalke 04 0:2 (0:1), Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen 0:2 (0:2), 1. FC Nürnberg - Hannover 96 0:2 (0:1), Eintracht Braunschweig - FC Augsburg 0:1 (0:0), Hamburger SV - Bayern München 1:4 (0:1).

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Dortmund stimmt sich gegen Hoffenheim aufs Pokalfinale ein

  • Abschied des Tages I: Vier Jahre, mehr als 100 Pflichtspieltore, vom Ersatzstürmer zum Weltklasseangreifer gereift: Robert Lewandowski verabschiedete sich am Samstag vom Dortmunder Publikum - zum Klassenfeind nach München. Der Anhang des BVB bedankte sich so, wie es sich Lewandowski nach jahrelanger Torproduktion verdient hatte: mit Sprechchören. Ein Treffer gelang dem 25-Jährige nicht, dafür erledigte er nach Spielschluss andere Pflichten: Er wurde zur Dopingkontrolle gebeten.
  • Blitzstart des Tages: Die Tore fabrizierten andere. Nach fünf Minuten traf Hoffenheims Roberto Firmino. Es war der 15. Saisontreffer für den Brasilianer - so viele hatte er in seinen bisherigen drei Bundesliga-Spielzeiten gesammelt.
  • Porös: 69 Gegentore haben die Hoffenheimer in der aktuellen Saison mittlerweile erlaubt, mehr hat nur der HSV zu bieten. Dortmund nutzte das zu Treffern von Großkreutz (29.) - es war sein erstes Saisontor - Mkhitaryan (31.) und Piszczek (34.). Hoffenheims Niklas Süle hielt im zweiten Durchgang noch einmal aus rund 30 Metern drauf, Roman Weidenfeller rutschte der Ball durch die Beine. Es blieb beim 3:2, auch, weil Lewandowski sich mit aller Gewalt um seinen Abschiedstreffer bemühte.
  • Unfug des Tages: Unbekannte beschmieren Hoffenheims Mannschaftsbus.

Stuttgart verliert gegen Wolfsburg - und ist gerettet

  • Knaller des Tages: Wolfsburgs Kevin de Bruyne traf aus rund 20 Metern zur Wolfsburger Führung. Die offizielle Geschwindigkeitsmessung: 111 Stundenkilometer. Für den inoffiziellen Bundesliga-Bestwert reichte das allerdings nicht. Den hält Roy Makaay, ehemals FC Bayern: 137 km/h.
  • Kurzarbeiter des Tages: Der VfB Stuttgart, wer sonst? Wieder verschenkte der VfB Stuttgart in den Schlussminuten Zählbares. Diesmal verstolperte Arthur Boka den Ball im eigenen Strafraum, Wolfsburg Ivica Olic traf zum 2:1-Endstand (91.). Den Klassenerhalt hat der VfB trotzdem sicher - weil Hamburg, Nürnberg und Braunschweig verloren. VfB-Trainer Juub Stevens gab folglich den Grantler des Tages: "Ich bin nicht erleichtert, ich bin enttäuscht, dass wir verloren haben."
  • Abschied des Tages II: Ciao, Cacau - nach elf Dienstjahren lief der ehemalige Nationalspieler am Samstag zum letzten Mal für den VfB auf. Sportdirektor Fredi Bobic stellte dem 33-Jährigen im Stadionmagazin einen Funktionärsjob in Aussicht, Cacau selbst wird aber wohl noch ein bisschen Profifußball spielen. Warum auch nicht, wenn man 80 Tore für den VfB im Lebenslauf stehen hat? Gegen Wolfsburg kam allerdings kein weiteres dazu.

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Schalke kann für die Champions League planen

  • Schlenzer des Tages: Kaan Ayhan, 19, zwirbelte den Ball zum Schalker 1:0 gegen den SC Freiburg ins Tor, mit ein bisschen Hilfe von Freiburgs Torwart Oliver Baumann. Es war Ayhans erster Bundesligatreffer im 13. Einsatz.
  • Rückkehrer des Tages: Schalkes Defensivmann Marco Höger, wegen eines Kreuzbandrisses seit vergangenem Oktober krankgeschrieben, wurde zur zweiten Hälfte eingewechselt - für Torschütze Ayhan, der war zuvor mit Teamkollege Julian Draxler zusammengerasselt. Diagonse: Gehirnerschütterung.
  • Sperre des Tages: Zwei Mal feuerte Klaas-Jan Huntelaar den Ball an die Latte, nach 65 Minuten traf der Holländer dann zum 2:0-Endstand. Es war sein letztes Tor in dieser Bundesliga-Saison. Huntelaar hatte auf dem Zaun mit den Fans zelebriert, er sah Gelb und ist für den kommenden Samstag gesperrt.
  • Abschied des Tages III: Für den Erfolg, sagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen vor der Partie, sei vor allem eines entscheidend: "Der Charakter. Und der Charakter des Trainers Armin Veh überstrahlt alles." Veh hatte der Eintracht in den vergangenen drei Jahren erst den Aufstieg in die Bundesliga, die Europa League und schließlich den Klassenerhalt beschert, dementsprechend sind sie in Frankfurt traurig, dass der 53-Jährige in der kommenden Saison einen anderen Klub leiten wird. Die Fans riefen "Armin Veh, Armin Veh", der Gefeierte winkte gerührt ins Publikum. Fehlte nur noch ein Sieg gegen Leverkusen, den hatte er vor Anpfiff vehement eingefordert. Auch, wenn es für die Eintracht um nichts mehr ging.
  • Jubel des Tages: Allein Vehs Mannschaft hatte das mit dem Charakter und dem Abschiedsgeschenk offenbar nicht so recht verstanden. Nach einer halben Stunde kombinierten sich Bender, Derdiyok und Castro durch den Frankfurter Strafraum, Castro vollendete zum 1:0. Leverkusens Emre Can hatte sogar die Zeit, erst an den Pfosten zu schießen, bevor er im zweiten Versuch das 2:0 (36.) produzierte. Veh nahm es gelassen, er feierte nach dem Spiel alleine mit den Fans, schwenkte nach Abpfiff eine große Eintracht-Fahne direkt vor der Fankurve.
  • Retter des Tages: Leverkusen rangiert derweil auf dem vierten Tabellenplatz, einen Punkt vor Wolfsburg. Sieht so aus, als sollte Sascha Lewandowski den Klub mal wieder als Interimstrainer in die Champions League führen.

Abstiegskampf in der Bundesliga
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Ein Schneckenrennen namens Abstiegskampf: Der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig verlieren ihre letzten Heimspiele und hoffen allesamt auf den letzten Spieltag. Die Stimmungslagen in den Stadien sind allerdings grundverschieden.

Von Thomas Hummel

Tränen von ter Stegen

  • Abwehrriegel des Tages: Mainz' Trainer Thomas Tuchel bot gegen Gladbach gleich drei Innenverteidiger auf: Noveski, Bell, Bungert. Nette Idee, die allerdings nur bedingt aufging, weil Stranzl (22.) nach einem Eckball traf, Mainz zudem zwei Gladbacher Konter von Kruse (54.) und Kramer (77.) schläfrig verteidigte. Der Treffer von Eric Choupo-Moting (65.) war zu wenig.
  • Abschied des Tages IV: Marc-André ter Stegen verabschiedete sich unter Tränen vom Gladbacher Publikum. Dabei wechselt er doch vermutlich zum FC Barcelona und spielt in der kommenden Saison dort, wo Gladbach voraussichtlich nicht antreten darf: in der Champions League.
  • Kein Abschied, aber ein Jubiläum: Das Solo von Max Kruse zum 2:0 war das 200. Tor, das die Gladbacher im dritten Jahr unter Lucien Favre erzielten.

Bremen feiert seine Meister-Mannschaft

  • Ehrung des Tages: Aaron Hunt wurde vor der Partie gegen Hertha BSC nicht nur verabschiedet, er erhielt zudem die Fairplay-Preis der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG). Hunt hatte Schiedsrichter Manuel Gräfe im März gegen den 1. FC Nürnberg überzeugt, einen zu Bremens Gunsten verhängten Elfmeter zurückzunehmen.
  • In dem Sinne bestritten beide Mannschaften dann auch das Spiel: Bloß nicht dem anderen wehtun, so kurz vor den Sommerferien. Allein Aaron Hunt durfte natürlich treffen, einmal in der 48., einmal in der 90. Minute zum 2:0-Endstand.
  • Rückkehrer des Tages II: Wenn die aktuelle Mannschaft schon nichts gewinnt, dann feiern sie in Bremen eben die alten Helden. Zehn Jahre, nachdem sie Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen hatten, versammelte sich am Samstag ein Gros der damaligen Mannschaft im Mittelkreis, darunter der ehemalige Trainer Thomas Schaaf, Johan Micoud, Frank Baumann und Ailton. Letzterer war aus Mexiko angereist, da will man nicht gleich wieder abreisen: "Bis sechs, sieben Uhr morgens", versprach Ailton, werde das Klassentreffen schon dauern.
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