Bergtouren im Herbst:Der Sonne hinterher

Die höchste Burgruine Deutschlands, ein geheimnisvoller See oder eine Kapelle als Krönung: Im Herbst ist die Zeit für kleinere Berge gekommen, deren Gipfel noch sonnig warm sind.

Stefan Herbke

Wenn auf den hohen Gipfeln schon der erste Schnee liegt, dann beginnt auf vielen Bergen der Bayerischen Alpen erst die Wander-Hochsaison. In Höhenlagen unter 2000 Meter ist die Temperatur auch im Herbst noch hoch genug, um jegliche Gedanken an den kommenden Winter zu verdrängen. So verlängert sich die Saison für Bergwanderer bis in den November hinein. Fünf Tipps für sonnige Herbsttouren.

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Marxenhöhe auf der Kneifelspitze: Panoramaweg über Berchtesgaden mit Watzmann-Blick.

(Foto: Stefan Herbke)

Berchtesgadener Alpen: Kneifelspitze

Kleiner Berg, große Aussicht, so könnte man die Kneifelspitze (1189 Meter) beschreiben. Der bis oben bewaldete Vorberg hat eine beneidenswerte Lage inmitten des Berchtesgadener Talkessels. Ringsum ragen all die bekannten Gipfel auf: Der Blick reicht vom Hohen Göll über den Einschnitt des Königssees mit dem Steinernen Meer, Watzmann, Hochkalter und Reiter Alpe bis hin zum Untersberg. Und auch Salzburg ist zu erspähen.

Die Kneifelspitze ist ein dankbares Wanderziel mit Gasthaus und großer Sonnenterrasse auf dem Gipfel - und einem kurzweiligen Anstieg von Maria Gern, der am schönsten gleich neben der fotogenen Wallfahrtskirche in Berchtesgaden beginnt. Aufgrund der Höhenlage ist die Kneifelspitze bei Wanderern ganzjährig beliebt, doch besonders schön ist die Tour im Herbst, wenn oben am Watzmann bereits der erste Schnee liegt, während man auf der großen Terrasse des Berggasthauses "Paulshütte" noch im Freien sitzen kann.

Beim Abstieg sollte man bei Erreichen des Kneifelspitz-Rundwegs unbedingt den Schildern "Marxenhöhe" folgen. Der sonnige Wanderweg quert dort nahezu eben einen wunderschönen Magerrasen mit interessanter Vegetation und punktet mit einem Traumblick auf den Watzmann.

Anfahrt mit dem Auto: auf der Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall, danach über Bayerisch-Gmain, Hallturm, Bischofswiesen und den Aschauer Weiher Richtung Berchtesgaden, bis links eine Straße nach Maria Gern abzweigt. Parkmöglichkeiten bei beziehungsweise kurz nach der Kirche (740 m), großer Parkplatz unter dem Lauchlehen (840 m, Zufahrt von Maria Gern).

Öffentlich: mit der Bahn nach Berchtesgaden, mit dem Bus nach Maria Gern.

Anforderung: problemlose Wanderung auf überwiegend guten Wegen und Steigen. Der Abstieg vom Gipfel zum Rundweg um die Kneifelspitze ist nicht markiert, aber deutlich sichtbar und nicht zu verfehlen.

Zeit: dreieinviertel Stunden

Karte: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen BY 22, Berchtesgaden - Untersberg (1:25 000).

Einkehr: Berggaststätte Kneifelspitze (1189 m, www.kneifelspitze-berchtesgaden.de), 9 bis 18 Uhr, November und Dezember nur Samstag und Sonntag geöffnet sowie in den Weihnachtsferien; von Januar bis Februar geschlossen.

Tourist-Info: www.berchtesgaden.de oder www.berchtesgadener-land.de

Bayerische Voralpen: Baumgartenschneid

Ambitionierte Bergsteiger haben für die überschaubaren, bewaldeten Vorberge, wie man sie links und rechts des Tegernsees findet, keinen Blick übrig: Zu niedrig und unbedeutend sind sie. Doch für Herbsttouren sind die Vorberge genau richtig. Sie bieten kurze, überschaubare Wanderungen auf nicht allzu hoch gelegene Gipfel sowie großartige Ausblicke.

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Der Berggasthof Galaun mit dem Riederstein - auf der Spitze erkennt man die Kapelle.

(Foto: Stefan Herbke)

Und bei der Tour auf die Baumgartenschneid (1444 Meter) gibt es zudem eine gastliche Einkehr und mit dem Riederstein einen fotogenen, von einer Kapelle gekrönten Felsen. Der Aufstieg verläuft bis Galaun zum Großteil im Wald, doch das Gasthaus selbst steht auf einer sonnigen, windgeschützten Lichtung.

Wer noch mehr Sonne genießen will, wandert einfach weiter: Zunächst auf einem Kreuzweg zum steil abbrechenden Felsen des Riederstein (1207 Meter), und dann in vielen Serpentinen über einen sonnigen Wiesenrücken auf die Baumgartenschneid. Oben kann man entspannt sitzen und rasten - und wärmende Sonnenstrahlen genießen, ehe man beim Abstieg wieder in den schattigen Bergwald eintaucht.

Anfahrt mit dem Auto: Salzburger Autobahn bis Ausfahrt Holzkirchen, über Warngau und Gmund zum Tegernsee. Wanderparkplatz am Beginn des Aufstiegs zum Riederstein (770 Meter). Abzweigung im Ortsteil Schwaighof zwischen Tegernsee und Rottach, Zufahrt durch die Riedersteinstraße.

Öffentlich: mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) nach Tegernsee, mit dem Linienbus zur Haltestelle Schwaighof.

Anforderung: breiter Waldweg und teils schmale Bergpfade ohne nennenswerte Schwierigkeiten.

Zeit: vier Stunden

Karte: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen BY 15, Mangfallgebirge Mitte - Spitzingsee, Rotwand (1:25 000).

Einkehr: Berggasthof Galaun (1060 Meter, Dienstag Ruhetag)

Tourist-Info: www.tegernsee.com

Chiemgauer Alpen: Taubensee

Die Voralpenlandschaft oberhalb von Kössen ist ein Wanderparadies - und sie birgt ein Juwel in ihrer Mitte. Einsam ist es hier natürlich nicht, zu schön sind die Wege, zu grandios die Ausblicke und zu beliebt die kurze Wanderung hinauf zur Taubenseehütte und zum nahen Taubensee, der fast etwas geheimnisvoll eine Senke inmitten des Waldes ausfüllt.

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Die Taubenseehütte mit Blick auf die Berchtesgadener Alpen.

(Foto: Stefan Herbke)

Der direkte Anstieg von Mühlberg zur Taubenseehütte ist in einer guten Stunde abgehakt. Bei diesen Entfernungen kann man leicht einen kurzen Umweg einplanen, der aus der Spritztour eine gemütliche Rund- und Halbtageswanderung macht. Als Ausgangspunkt empfiehlt sich der kleine Parkplatz vor Mühlberg, wo ein Wegweiser zur Sauermöseralm und Taubenseehütte weist.

Der kurzweilige Anstieg über die südseitigen Hänge folgt den Wegweisern "Sauermöseralm und Stoibenmöseralm" und erreicht schließlich eine überraschend weitläufige, freie und fast ebene Hochfläche. Hier schlendert man über sonnige, herbstlich braune Wiesen, während die Berchtesgadener Alpen, die Leoganger Steinberge und die Dreitausender der Zentralalpen bereits den ersten Winterschnee tragen.

Schattig ist lediglich der kurze Abstieg zum Taubensee (1140 Meter), doch dann wechselt man wieder auf die sonnige und warme Südseite. Dort steht die Taubenseehütte, wo die wenigen Tische unter den schattenspendenden Bäumen schnell belegt sind. Hier kann man sich Zeit lassen, denn der Abstieg über die Ast zur Moosen-Hütte oder auf der Fahrstraße zurück nach Mühlberg ist kurz.

Anfahrt mit dem Auto: entweder auf der Salzburger Autobahn bis Ausfahrt Bernau und über Grassau, Marquartstein und Schleching, oder auf der Inntalautobahn bis Ausfahrt Oberaudorf und Anfahrt über Walchsee. In der Ortsmitte von Kössen den Schildern "Mühlberg" folgen bis zu den Parkplätzen. Der letzte Parkplatz oberhalb des Gasthauses Mühlberg (810 Meter) ist gebührenpflichtig.

Anforderung: einfache Vorgebirgswanderung mit nur wenigen kurzen und steilen Abschnitten. Abwechslungsreiche Landschaft mit überraschenden Weitblicken.

Zeit: dreidreiviertel Stunden

Einkehr: Stoibenmöseralm (1273 Meter; im Oktober an schönen Wochenenden noch bis 31.10. geöffnet), Taubenseehütte (1165 Meter, ebenfalls bis November geöffnet, Montag Ruhetag).

Karte: BLVA UK L 7, Chiemsee - Chiemgauer Alpen (1:50 000).

Tourist-Info: www.kaiserwinkl.com

Allgäuer Alpen: Falkenstein

Wie ein Bollwerk trennt der langgezogene Bergkamm des Falkensteins (1268 Meter) das Vilstal vom Alpenvorland zwischen Pfronten und Füssen. Ein auf den ersten Blick eher unscheinbarer Waldrücken, der aber geschichtlich höchst interessant ist: Hier errichtete 1270 Graf Meinhard II. von Tirol die Burg - sie war als Drohung gedacht für das Herzogtum Bayern und das Bistum Augsburg. Doch der Unterhalt der hoch gelegenen Burg war teuer, so dass der Graf die Festung dem Augsburger Bischof 20 Jahre später als Lehen überließ. Als gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges die Schweden nahten, wurden 1646 die Reste der Burg Falkenstein geräumt und in Brand gesteckt.

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Der Blick vom Burghotel Falkenstein auf die höchst gelegene Burgruine Deutschlands.

(Foto: Stefan Herbke)

Der Bergkamm ist mit dem südseitigen Anstieg perfekt für eine Herbstwanderung. Ein schmaler Steig führt hier durch die Südhänge unter den Felsabbruch des Falkensteins und zu einer Grotte mit Marienstatue. Ein paar Meter weiter öffnet sich ein Traumblick über das Vilstal, dann geht es vorbei am Burghotel Falkenstein zur höchstgelegenen Burgruine Deutschlands.

Dort wollte auch König Ludwig II. ein Prachtschloss bauen, das selbst Neuschwanstein in den Schatten stellen sollte. Kühne Pläne, die aber wegen Geldmangels und Ludwigs Tod 1886 nicht mehr realisiert wurden.

Beim Abstieg empfiehlt sich die Variante über das Hotel Schlossanger Alp und den Manzengrat, der erst flach, dann steil hinunter zur Vils führt. Diese begleitet den Rückweg zur Zirmenbrücke und zum Ausgangspunkt.

Anfahrt mit dem Auto: Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren nach Kempten und auf der A7 zur Ausfahrt Nesselwang. Über Nesselwang, Pfronten und Steinach zur Talstation der Breitenbergbahn (breitenbergbahn.de).

Öffentlich: mit der Bahn zur Haltestelle Pfronten-Steinach.

Anforderung: kurzweilige, einfache Wanderung auf teils schmalen, aber gut zu gehenden Steigen.

Zeit: drei Stunden

Karte: BLVA UK L 10, Füssen und Umgebung (1:50 000).

Einkehr: Burghotel Falkenstein (1250 Meter, burghotel-falkenstein.de); Hotel Schlossanger Alp (1110 Meter, schlossanger.de).

Tourist-Info: www.pfronten.de

Allgäuer Alpen: Wertacher Hörnle

Das Wertacher Hörnle (1695 Meter) nördlich vom Oberjoch bietet traumhafte Wiesen, die im Herbst fast bis hinauf zum Gipfel gemäht werden, ein schönes Hochmoor, und einen kleinen See, der sich in einer Mulde östlich des Gipfels versteckt.

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Weite Wiesen wie hier unter dem Spieser prägen das Bild.

(Foto: Stefan Herbke)

Wege gibt es viele auf das Wertacher Hörnle. Bei einer herbstlichen Rundtour empfiehlt sich der Anstieg von Obergschwend bei Unterjoch über die bewirtschaftete Buchelalpe (1290 Meter). Der Weiterweg ist steil und folgt einer Straße, die zwischendurch in Rekordsteigung die Hänge hinaufführt.

Weiter oben wechselt man auf einen Steig, der über Wiesenteppiche auf den Vorgipfel und weiter zum großen Gipfelkreuz des Wertacher Hörnles (1695 Meter) führt.

Zurück am Vorgipfel folgt man einem wunderschönen Weg über einen aussichtsreichen Rücken Richtung Spieser (1649 Meter). Kurze Waldpassagen wechseln sich ab mit freien Wiesen, im Allgemeinen geht es jedoch leicht bergab. Durch ein schönes Hochmoor erreicht man einen weiten Sattel und den Beginn des kurzen Gegenanstiegs. Dort blickt man noch einmal zurück, ehe man den Spieser südseitig umrundet und sich nach einer Rast auf der Hirschalpe (1493 Meter) endgültig an den Abstieg nach Obergschwend macht.

Anfahrt mit dem Auto: auf der Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren und Kempten nach Sonthofen. Weiter über Hindelang Richtung Unterjoch bis zum großen Parkplatz bei den Spieserliften (1065 Meter, die Parkplätze an der Straße bei Obergschwend sind gebührenpflichtig beziehungsweise für Gäste des Gasthauses).

Öffentlich: mit der Bahn nach Sonthofen, mit dem Bus über Hindelang nach Unterjoch.

Anforderung: problemlose Höhenwanderung auf anfangs zum Teil steilen Straßen. Auf der Höhenwanderung und beim Abstieg viele feuchte Stellen, so dass man die Tour besser nicht nach Regenfällen begeht.

Zeit: fünfdreiviertel Stunden

Karte: BLVA UK L 8, Allgäuer Alpen (1:50 000).

Einkehr: Buchelalpe (1290 Meter, Montag Ruhetag, zudem November/Dezember und März/April bei guten Wetter an den Wochenenden geöffnet, www.buchelalpe.de); Hirschalpe (1493 Meter, täglich geöffnet, von November bis Mai an den Wochenenden sowie in den Ferien).

Tourist-Info: www.bad-hindelang.info

Die Tipps erschienen erstmals 2011 auf SZ.de, alle Links und Informationen zu den Hütten sind aktualisiert.

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