Röttgen-Rauswurf:Merkels verlorene Männer

Die Wahl in Nordrhein-Westfalen war für die CDU ein Debakel - jetzt muss Norbert Röttgen dafür seinen Hut nehmen. Doch er ist in prominenter Gesellschaft: Er ist bereits der siebte Minister, der in den vergangenen zweieinhalb Jahren der einstigen Wunsch-Koalition ausgetauscht wird.

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Norbert Röttgen

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Röttgen-Rauswurf:Norbert Röttgen

Die Wahl in Nordrhein-Westfalen war für die CDU ein Debakel - jetzt muss Norbert Röttgen dafür seinen Hut nehmen. Doch er ist in prominenter Gesellschaft: Er ist bereits der siebte Minister, der in den vergangenen zweieinhalb Jahren der einstigen Wunsch-Koalition ausgetauscht wird.

Mit der Entlassung von Norbert Röttgen als Bundesumweltminister hat Kanzlerin Angela Merkel die vierte Kabinettsumbildung ihrer schwarz-gelben Bundesregierung ausgelöst. Die Neubesetzung des Umweltressorts mit Peter Altmaier ist bereits der siebte Ministerwechsel der seit zweieinhalb Jahren regierenden Koalition. In den vorangegangenen vier Jahren der von Merkel geführten CDU/SPD-Koalition wurden insgesamt nur drei Minister ausgetauscht.

Die Karriere

Norbert Röttgen ist ein seltener politischer Absturz widerfahren. "George Clooney" vom Rhein wurde er in Nordrhein-Westfalen genannt, "Muttis Bester" hieß er in Berlin, wo er einst als der Kanzlerin besonders nahestehend galt. Ihm wurde das Potential zugesagt, selbst einmal Kanzler zu werden. Doch schon 2006 gab es einmal eine Situation, in der er sich erst nicht hatte entscheiden wollen: Röttgen wollte Lobbyist für den Bundesverband der Deutschen Industrie werden und gleichzeitig sein Bundestagsmandat behalten. Ein Irrweg, vor dem ihn seine Frau Ebba vergeblich gewarnt hatte. Röttgen zog zurück, blieb in der Politik. Und so wurde er es, der nach dem GAU in Fukushima gegen Widerstände in der schwarz-gelben Koalition den Atomausstieg vorantrieb. So gilt er heute als Modernisierer in seiner Partei und Türöffner zu den Grünen. Den Konservativen in seiner Partei war er ein Dorn im Auge. Doch ein volksnaher Straßenwahlkämpfer zum Anfassen war Röttgen nie. Er wirkte nüchtern, kam eher als "Klassenprimus" denn als "Landesvater" rüber. Dass er bisweilen als Karrierist bezeichnet wird, trifft ihn. "Es stimmt einfach nicht. Ich habe immer mit Leidenschaft Politik gemacht", verteidigt der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende seine vielfältigen Ambitionen. Röttgen ist 46 Jahre alt und Vater von drei Kindern.

Die Gründe für den Rücktritt

Einst potentieller Kanzlerkandidat - dann kam der Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen und alles wurde anders. Der Bundesumweltminister machte als CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat in diesem Wahlkampf in vielen Augen eine bemerkenswert schlechte Figur. Seine intellektuellen Fähigkeiten und sein politisches Talent werden zwar von kaum jemandem angezweifelt. Der promovierte Jurist gilt aber als ausgesprochener Kopfmensch. Und eben nur als das. Er ließ bis zur Wahl offen, ob er auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf gehen würde - oder doch lieber Minister in Berlin bliebe. Viele nahmen ihm das sehr übel. Röttgen fuhr mit 26,3 Prozent das schlechteste Ergebnis der CDU in Nordrhein-Westfalen ein.

Was macht er nun?

Noch ist nicht bekannt, ob Röttgen seinen Vizevorsitz als CDU-Bundesvorsitzender behalten wird. Seine Zukunft ist im Moment noch völlig offen.

Kinderdienst: Christian Wulff ist neuer Bundespraesident

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Röttgen-Rauswurf:Christian Wulff

Die Karriere

Das Wort Berufspolitiker schien für den 1959 geborenen Wulff erfunden worden zu sein: Im Alter von 15 Jahren tritt er in die CDU ein, mit 34 Jahren kandidiert er 1994 zum ersten Mal gegen Ministerpräsident Gerhard Schröder von der SPD an. Er verliert diese und auch die darauf folgende Wahl. Erst 2003 kann Wulff sich durchsetzen und wird Ministerpräsident von Niedersachsen. Fiel Wulff als junger CDU-Politiker noch mit einer rhetorische klaren Kante und Mut zur Kritik auf, gewöhnte er sich als Landesvater eine wohlige, fast kuschelige Sprache an. Obwohl an ihn in aller Regelmäßigkeit und von allen Seiten die Kanzlerschaft herangetragen wird, gab Wulff stets den bescheidenen Provinzfürsten. Als "Herzbuben der deutschen Politik" bezeichnete ihn der Spiegel. Nach dem überraschenden Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler am 31. Mai 2010 wird Wulff Anfang Juni als schwarz-gelber Präsidentschaftskandidat vorgestellt. Seine Wahl wird zur Zitterpartie, als SPD und Grüne mit Joachim Gauck einen Gegenkandidaten präsentieren, für den auch Politiker aus Union und FDP unverhohlen Sympathie zeigen. Erst im dritten Wahlgang kann Wulff sich bei der Abstimmung in der Bundesversammlung am 30. Juni gegen Gauck durchsetzen - eine Schlappe für ihn, aber auch für die Kanzlerin. Ein Zeichen auf den rasanten Absturz des einstigen Aufsteigers?

Die Gründe für den Rücktritt

Nur 20 Monate nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten folgt im Februar der tiefe Sturz, als Wulff nach wochenlangen Debatten um mögliche Vorteilsnahme zurücktritt. Es geht um zinsgünstige Darlehen, gesponserte Urlaube und vor allem um die Aufhebung seiner Immunität wegen Verdachts der Vorteilsannahme durch die Staatsanwaltschaft. Wulffs Nachfolger wird der parteilose Joachim Gauck.

Was macht er künftig?

Mitte März hatte auch "Alt"-Bundespräsident Christian Wulff nach seiner Rücktrittserklärung Ruhe in der Abgeschiedenheit eines Klosters gesucht. Inzwischen bezog er knapp zwei Kilometer vom Schloss Bellevue entfernt sein neues Büro. Nach Informationen der Magazins Focus arbeiten in den drei Räumen gegenüber der britischen Botschaft in der Berliner Wilhelmstraße seit Mitte April eine Büroleiterin und eine Sekretärin. Außerdem stehe dem 52-Jährigen ein Chauffeur zur Verfügung. Die Ausstattung Wulffs ist umstritten, weil gegen ihn die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auch die Tatsache, dass ihm ein Ehrensold von knapp 200.000 Euro pro Jahr bis zum Lebensende zusteht, rief Kritik hervor.

Zehn Jahre Innocence in Danger

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Die Karriere

Der 1971 geborene Karl-Theodor zu Guttenberg wuchs auf dem Schloss seiner Familie - einem fränkischen Adelsgeschlecht - auf. Sein Abitur legte Guttenberg in Rosenheim ab, anschließend studierte er Jura an der Uni Bayreuth, wo er 2007 summa cum laude zum Dr. jur. promovierte. Guttenbergs politische Laufbahn begann 2002, als er für die CSU in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Er machte sich schnell einen Namen als außenpolitischer Experte, 2005 wurde er zum Obmann im Auswärtigen Ausschuss ernannt. Spätestens seit er 2007 zum Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken gewählt wurde, galt er als eine der größten Nachwuchshoffnungen der CSU. Nach den verheerenden Landtagswahlen in Bayern 2008 setzte die CSU auf Verjüngung, Guttenberg wurde Generalsekretär. Doch dies blieb er nicht lange: Im Februar 2009 folgte der junge Politiker überraschend dem zurückgetretenen Michael Glos als Bundesminister für Wirtschaft. Nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 übernahm Guttenberg den Posten des Verteidigungsministers. Guttenberg galt spätestens zu dieser Zeit als der große Hoffnungsträger in der Union, viele trauten ihm sogar das Amt des Kanzlers zu.

Die Gründe für den Rücktritt

Guttenbergs Karriere verlief so steil wie kaum eine andere in der Politik. Kritik perlte stets an ihm ab. Als er Verteidigungsminister wurde, geriet er erstmals in Bedrängnis. Die Kundus-Affäre und den Gorch-Fock-Skandal überstand Guttenberg allerdings ohne große Kratzer. Im Februar wurde der Druck aber zu groß: Es kam heraus, dass Guttenberg in seiner Doktorarbeit an zahlreichen Stellen nicht korrekt zitiert hatte. Bei den Plagiatswürfen konnte Guttenberg niemand anderem die Schuld zuschieben, er hatte die Fehler selbst gemacht. Guttenberg trat am 1. März 2011 als Verteidigungsminister zurück.

Was macht er nun?

Guttenberg zog für ein "politisches Sabbatical" mit seiner Familie erst einmal nach Greenwich in den USA. Im November 2011 meldete er sich mit einem Interview in der Zeit und seinem Buch Vorerst gescheitert zurück. Dass er sich darin wenig reumütig mit seinem Abgang auseinandersetzte, die CDU und die Uni Bayreuth angriff, brachte ihm harsche Kritik auch von ehemaligen Parteikollegen wir Horst Seehofer ein. Guttenbergs geplantes Comeback scheiterte sehr fix. Im Dezember gab Neelie Kroes, als Vizepräsidentin der Europäischen Kommission zuständig für Digitale Agenda, bekannt, dass sie Guttenberg im Rahmen der europäischen "No disconnect"-Strategie als unentgeltlichen Berater hinzugezogen habe. Auch dieses Engagement stieß auf Kritik und Verwunderung.

Pressegespräch mit CDU

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Ole von Beust

Die Karriere

Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust wurde 1955 in Hamburg geboren und wuchs in einem politisch engagierten Elternhaus auf. Mit 18 Jahren lässt er sich "Ole", so nannte ihn seine Großmutter, als Vornamen in das standesamtliche Register eintragen. 1971 trat er der Jungen Union und der CDU bei. Während seines Jura-Studiums wurde von Beust Landesvorsitzender der Jungen Union und 1978 der bis dahin jüngste Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. Seit 1992 ist er Mitglied im Landesvorstand der Hamburger CDU. Nach einem Wahldebakel der CDU 1993 wurde Beust Vorsitzender der Hamburger CDU. Die Wahl 1997 konnte er noch nicht gewinnen - doch 2001 wurde Beust Erster Bürgermeister. Die Wahl 2004 gewann die CDU mit einer ausschließlich auf Beust zugeschnittenen Wahlkampagne ("Ole wählen!") sogar mit der absoluten Mehrheit. 2008 musste die Partei dann eine Koalition mit der Grün-Alternativen Liste (GAL) eingehen - die erste Schwarz-Grüne Koalition auf Landesebene.

Die Gründe für den Rücktritt

Am 18. Juli 2010 stimmten die Hamburger mit einem Volksentscheid über die umstrittene Schulreform der schwarz-grünen Koalition ab. Kurz vor Schließung der Wahllokale gab Ole von Beust seinen Rücktritt vom Amt als Erster Bürgermeister bekannt - "ganz bewusst in Unkenntnis des Ergebnisses des Volksentscheids". Nach 32 Jahren in der Landespolitik und fast neun Jahren als Bürgermeister sei man "durchgenudelt", meinte Beust.

Was macht er heute?

Nach dem Rücktritt von der politischen Bühne zog es Ole van Beust zurück in seine Kanzlei "Achnitz, von Beust, Schulz, Siepert", die auf Zivil- und Wirtschaftsrecht spezialisiert ist. Zudem arbeitet er seit Oktober 2010 als Senior Advisor bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

Koch legt politische Ämter nieder

Quelle: dpa

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Roland Koch

Die Karriere

Den Grundstein für seine Karriere legt der 1958 geborene Koch bereits 1979: Mit mehreren CDU-Nachwuchspolitiker begründet er den "Andenpakt", dem auch Christian Wulff, Günther Oettinger und Franz Josef Jung angehören - der heute aber kaum mehr Einfluss hat. 1990 wird Koch mit 32 Jahren zum Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion im hessischen Landtag gewählt, 1998 wird er Parteichef. Mit einer Unterschriften-Kampagne gegen das von der Regierung Schröder geplante Gesetz zur doppelten Staatsbürgerschaft gewinnt die CDU 1999 die Landtagswahl in Hessen und Koch wird mit nur 40 Jahren Ministerpräsident.

Bundespolitisch fällt Koch immer wieder mit kontroversen Positionen auf, ihm werden größere Ambitionen nachgesagt. Sein Verhältnis zu Angela Merkel gilt als ambivalent: zuweilen loyal, zuweilen angespannt.

Mehrere Affären, darunter die Spendenaffäre der hessischen CDU, scheinen Koch  nichts anhaben zu können. Doch bei der Landtagswahl 2008, die von der Debatte über kriminelle Ausländer geprägt ist, verliert die CDU zwölf Prozentpunkte. Koch gilt als politisch erledigt. Doch als SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti zweimal mit dem Versuch scheitert, sich mit Hilfe der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, beschließt der Landtag im November 2008 Neuwahlen. Anschließend kann die CDU eine Koalition mit der FDP bilden und Koch bleibt im Amt.

Die Gründe für den Rücktritt

Am 25. Mai 2010 kündigt Koch nach mehr als elfjähriger Amtszeit völlig überraschend seinen Rückzug aus allen politischen Ämtern an. Als Grund für seinen Abgang nennt er auch seine schwindende Gestaltungsmacht. Zuvor war er wegen seiner Forderungen nach Einsparungen im Bildungsbereich auch innerhalb seiner Partei in die Kritik geraten.

Was macht er heute?

Nachdem der Jurist sein Amt als hessischer Ministerpräsident niederlegt hatte, strebte er einen Wechsel in die Wirtschaft an. Koch ist mittlerweile Chef des Baukonzerns Bilfinger Berger.

GERMANY-POLITICS-KOEHLER

Quelle: AFP

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Horst Köhler

Die Karriere

Horst Köhler ist kein klassischer Berufspolitiker: 1943 geboren, ist er seit 1981 Mitglied der CDU. Zu Zeiten von Kanzler Helmut Kohl arbeitet er im Finanzministerium und wird schließlich Staatssekretär. 1993 zieht Köhler sich aus der Politik zurück und leitete als Präsident den Deutschen Sparkassen- und Giroverband, bis er 1998 in die internationale Finanzbürokratie aufsteigt. Nach zwei Jahren an der Spitze der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wird er 2000 Generalsekretär des Internationalen Währungsfonds. 2004 wird der in der Bevölkerung weithin unbekannte Köhler als Kandidat von Union und FDP zum Bundespräsidenten gewählt. "Horst wer?" titelt die Bild-Zeitung anlässlich seiner Nominierung - doch einmal im Amt, wird Köhler schnell zu einem der beliebtesten deutschen Politiker. Er gilt als Querkopf und Unangepasster, der sich gerne einmal quer stellt im Berliner Politbetrieb. Kritiker beschrieben ihn als blass und spröde und werfen ihm vor, mit seinen reden kaum beeindruckt zu haben.

Die Gründe für den Rücktritt

Im Frühjahr 2010 gibt Köhler ein Interview zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Am Rande eines Truppenbesuchs in Masar-i-Sharif sagte er, im Notfall sei auch "militärischer Einsatz notwendig (....), um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege". Daraufhin bricht eine Diskussion los, in der Köhler auch vorgeworfen wird, Krieg aus wirtschaftlichen Interessen zu befürworten. Köhler dementiert, am 30. Mai erklärt er dann überraschend seinen Rücktritt. Die Begründung: Die Kritik an ihm lasse den notwendigen Respekt vor seinem Amt vermissen. Sein Rücktritt galt aber auch der Kanzlerin, von der er sich augenscheinlich nicht mehr genug unterstützt fühlte.

Was macht er heute?

Über Köhlers künftige Tätigkeit ist seit seinem Rückzug noch nichts bekannt geworden.

Ministerpraesident Althaus tritt zurueck

Quelle: ddp

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Dieter Althaus

Die Karriere

Der 1958 geborene studierte Mathe- und Physiklehrer tritt 1985 in die CDU der DDR ein. Nach der Wende wird er 1990 Mitglied des thüringischen Landtags, sein politischer Ziehvater Bernhard Vogel ernennt ihn 1992 zum Kultusminister. 1999 Fraktionschef im Thüringer Landtag, 2000 schließlich CDU-Landesvorsitzender. Den Höhepunkt der steilen Karriere erreicht Althaus im Jahr 2003, als er die Nachfolge von Ministerpräsident Vogel antritt.

Als blass und stromlinienförmig charakterisieren Opposition und Presse den neuen Landeschef zunächst. Doch mit seinemGespür für Themen und eigene Akzente wird Althaus schnell zu einem der profiliertesten ostdeutschen Politiker. Er gilt als bundespolitische Hoffnung und zählt zu den Vertrauten der Kanzlerin.

Die Gründe für den Rücktritt

Nach sechs Jahren als Ministerpräsident kommt es zur Tragödie: An Neujahr 2009 verursacht Althaus einen Skiunfall, bei dem eine Frau ums Leben kommt. Althaus, der selbst mehrere Tage im künstlichen Koma liegt, wird von einem österreichischen Gericht für schuldig befunden. Er kehrt in die Politik zurück, muss sich im Wahlkampf für die thüringische Landtagswahl aber vorwerfen lassen, den Unfall zu instrumentalisieren. Bei der Wahl im August 2009 fährt die CDU mit einem Verlust von zwölf Prozentpunkten ein katastrophales Ergebnis ein. Althaus reagiert auf den Druck aus der eigenen Partei: Er tritt zurück und macht den Weg für eine große Koalition frei.

Was macht er heute?

Nach seinem Rücktritt wechselt Althaus in die Wirtschaft zum österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna. Das Unternehmen verpflichtet ihn als Vizepräsidenten. Sein Landtagsmandat hat Althaus niedergelegt und sich damit von der politischen Bühne verabschiedet.

Merkel will fuer Oettinger EU-Wirtschaftsressort

Quelle: ddp

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Röttgen-Rauswurf:Günther Oettinger

Die Karriere

Oettinger, geboren 1953 in Stuttgart, tritt mit 21 Jahren in die CDU ein. 1984 wird der studierte Jurist in den baden-württembergischen Landtag gewählt, 1991 Aufstieg zum  Fraktionsvorsitzenden. Oettinger ist im Stuttgarter Landtag als Allround-Fachmann mit Detailwissen bekannt, seine Kontakte bezeichnen Kenner als "perfektes Netzwerk". In der Öffentlichkeit gilt Oettinger jedoch als hölzern und steif. Nach Teufels Rücktritt 2005 wird Oettinger sein Nachfolger als Parteichef und Ministerpräsident.

Sein Bundesland regiert er nicht immer mit glücklicher Hand. Viel Ärger bringt ihm die Trauerrede auf seinen verstorbenen Amtsvorgänger Hans Filbinger am 11. April 2007 ein: Oettinger bezeichnet das NSDP-Mitglied Filbinger als "Gegner des Regimes". Nach heftiger Kritik, auch von der Kanzlerin, rudert Oettinger zurück.

Die Gründe für den Amtswechsel

Trotz der Kritik an seiner Person hält Oettingers "Netzwerk": Im Oktober 2009 nominiert Merkel den Mann aus Baden-Württemberg als Nachfolger für den aus dem Amt scheidenden deutschen EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD). Oettinger gibt den Landespartei-Vorsitz an Stefan Mappus ab.

Was macht er heute?

Am 27. November 2009 erklärt Kommissionspräsident Barroso, dass Oettinger EU-Kommissar für Energiepolitik wird. Er bekommt damit ein schwergewichtiges Wirtschaftsressort, das die Bundesregierung erhofft hatte. In vielen Interviews nannte der einstige Ministerpräsident Baden-Württembergs und neue EU-Kommissar für Energiefragen sein neues Amt "eine Aufgabe, die man nicht ablehnen kann". Für Zweifel an seiner Kompetenz und hämische Schlagzeilen sorgte ein Mitschnitt einer Rede Oettingers, die er in einem stark dialektisch eingefärbten Englisch hielt und die auf der Videoplattform Youtube Hunderttausende Klicks erzielte.

NRW-Landtag - Wahl Ministerpräsidentin

Quelle: dpa

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Jürgen Rüttgers

Die Karriere

Geboren ist Rüttgers 1951, seine politische Karriere beginnt er als Referent beim nordrhein-westfälischen Städte- und Gemeindebund. 1987 wird er in den Bundestag gewählt. Im Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers der Unionsfraktion machte er sich durch seine "freundlich-feine Art" - aber auch als "Wadenbeißer und Einpeitscher" (so beschreibt ihn der Spiegel) einen Namen. Kanzler Helmut Kohl wird auf ihn aufmerksam und beruft Rüttgers 1994 als Chef des neu geschaffenen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie in sein Kabinett. Nach dem Regierungswechsel 1998 macht Rüttgers sich als stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag und als Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag einen Namen. Trotz seiner Lust an der Provokation stilisiert er sich innerhalb der Union als liberaler Gegenpol zu Roland Koch. 2005 gewinnt die NRW-CDU nach 39-jähriger Regierungszeit der SPD die Landtagswahl und Rüttgers wird Ministerpräsident. In diesem Amt wird Rüttgers für seine Rolle als fürsorglicher Landesvater ebenso bekannt wie für seine rhetorischen Ausfälle - etwa mit seiner heftig kritisierten Rumänen-Schelte. Immer wieder verheddert seine Partei sich in Affären, etwa weil sie sich angeblich Gespräche mit dem Ministerpräsidenten bezahlen ließ. Sie soll auch die Oppositionskandidatin Hannelore Kraft bespitzelt und Partei- und Regierungsarbeit in unzulässiger Weise verquickt haben.

Die Gründe für den Rücktritt

Die Landtagswahl im Mai 2010 wird für die CDU zum Debakel, eine große Koalition kommt nicht zustande. Daraufhin kündigt Rüttgers im Ende Juni seinen Rückzug von allen Parteiämtern an. Den CDU-Landesvorsitz will der 59-Jährige nach der Sommerpause abgeben. Auch sein Amt als CDU-Bundesvize will Rüttgers aufgeben.

Was macht er künftig?

Am 24. Juni 2010 kündigte er seinen Rückzug von allen politischen Ämtern an. NRW wird jetzt bereits die zweite Wahlperiode von einer rot-grünen Regierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) regiert.

Jung sagt zur Kundus-Affaere aus

Quelle: ddp

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Röttgen-Rauswurf:Franz Josef Jung

Die Karriere

Seit jeher gilt der 1949 geborene Jung auf bundespolitischer Ebene als Verlegenheitslösung. Als Mainzer Jurastudent zieht er für die CDU 1972 in den Kreistag des Rheingau-Taunus-Kreises ein, ab 1983 ist er Mitglied des hessischen Landtags. Unter Ministerpräsident Roland Koch wird Jung im April 1999 Europa-Minister und Chef der Staatskanzlei. Zu Beginn von Kochs Regierung schwappt die Spendenaffäre der Bundes-CDU nach Hessen über. Jung tritt als Chef der Staatskanzlei zurück - und nimmt so seinen Freund Roland Koch aus der Schusslinie. Koch ist Jung nun etwas schuldig - und schafft es, den kaum bekannten Landespolitiker bei Kanzlerin Angela Merkel 2005 als Verteidigungsminister durchzudrücken. Doch auch in diesem Amt bleibt Jung glücklos: Er wirkt meist unsicher und uninformiert.

Die Gründe für den Rücktritt

Im September 2009 hatte Jung als Verteidigungsminister den Luftangriff auf zwei Tanklaster im nordafghanischen Kundus zu verantworten, bei dem zahlreiche Zivilisten verletzt wurden und starben. Jung behauptete zunächst, nur Taliban seien bei dem Angriff getötet worden - eine Informationspolitik, die ihm zum Verhängnis wird. Nach der Bundestagswahl im Oktober 2009 wird er Bundesarbeitsminister - nachdem dann jedoch die wahren Umstände des Kundus-Angriffs bekannt werden, tritt er nach nur 33 Tagen im Amt zurück.

Was macht er heute?

Jung ist weiterhin Bundestagsabgeordneter. Er ist weiter als Rechtsanwalt in seiner Eltviller Kanzlei tätig. 

© sueddeutsche.de/aho/ehr
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