Mobbing in der CDU:Tauber verteidigt Mailwechsel zur Frauen-Union

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Der CDU-Generalsekretär Peter Tauber am 24. September 2016 beim Unionskongress in Würzburg. (Foto: dpa)

Der CDU-Generalsekretär bestreitet nicht, sich mit männlichen Parteikollegen über mögliche Vorsitzende der Frauen-Union ausgetauscht zu haben - und begründet den Mailwechsel mit der "verfahrenen Situation" dort.

Von Robert Roßmann

CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat die Äußerungen zur Frauen Union (FU) in seinem Heimat-Landkreis verteidigt. Tauber bestritt nicht die Echtheit eines von der SZ veröffentlichten Mailwechsels mit männlichen Parteifreunden über mögliche neue FU-Vorsitzende. Darin hatten sich die Männer im Jahr 2012 darüber ausgetauscht, wer eine gute FU-Chefin sein könnte. Dabei beschrieben sie die Kandidatinnen unter anderem als "pseudoengagiert" oder als "rein optisch wäre sie ein Gewinn". Außerdem wurde die Frauen-Union als "Schlangengrube" bezeichnet und die Frage aufgeworfen, ob sie verzichtbar sei.

Tauber sagte der Süddeutschen Zeitung dazu: "Die Situation in der Frauen-Union war damals verfahren". Er sei "von Mitgliedern gebeten worden, jemanden für den Vorsitz vorzuschlagen".

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Dabei sei man dann "gemeinsam" und "zu Recht" der Meinung gewesen, dass Katja Leikert "ein starker und überzeugender Vorschlag" war. Leikert, die dann tatsächlich FU-Kreisvorsitzende wurde und inzwischen sogar im Bundestag sitzt, habe "die Frauen-Union wieder geeint" und gebe "wichtige inhaltliche Impulse". Leikert war die Kandidatin, die in dem Mailwechsel als "optischer Gewinn" bezeichnet worden war.

Tauber steht auch wegen eines Mobbing-Papiers (Titel: "Pflegehinweise für das Kaninchen") gegen eine ehemalige CDU-Kreisgeschäftsführerin in der Kritik, an dem er beteiligt gewesen sein soll. Die SPD hat deshalb CDU-Chefin Angela Merkel aufgefordert, für eine Klärung der Vorwürfe gegen ihren Generalsekretär zu sorgen.

Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel sagte der SZ, Tauber dürfe sich in diesem Fall "nicht hinter einem platten Dementi verstecken". Er müsse sich "zu den unsäglichen Vorgängen in seinem Kreisverband erklären - und zwar schnell, umfassend und ehrlich". Frau Merkel als Bundesvorsitzende der CDU sollte "das ihrem engsten Vertrauten in der Parteiführung möglichst schnell klar machen".

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