Sexismus:"Hallo Jungs, wir haben ein neues Problem: die Frauen Union"

Sexismus: Steht in der Kritik: CDU-Generalsekretär Peter Tauber.

Steht in der Kritik: CDU-Generalsekretär Peter Tauber.

(Foto: Gregor Fischer/dpa)
  • CDU-Generalsekretär Tauber hat am Wochenende klar Stellung gegen Sexismus in seiner Partei bezogen.
  • Nun werden Mails publik, in denen sich Tauber mit Parteifreunden in saloppem Ton über Frauen in der CDU austauscht.
  • Kritik an Taubers Anti-Sexismus-Vorstoß gibt es auch wegen seiner Vorgeschichte.

Von Robert Roßmann, Berlin

Peter Tauber hat am vergangenen Wochenende mit einem medialen Doppelschlag Aufsehen in seiner Partei erregt. Der CDU-Generalsekretär forderte auch die Union dazu auf, eine Debatte über Sexismus in den eigenen Reihen zu führen. Anlass war der Fall der 26-jährigen Berliner Christdemokratin Jenna Behrends, die sich über anzügliche Bemerkungen beklagt hatte. Unter anderem soll sie der Berliner CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel eine "große süße Maus" genannt haben. Tauber sagte, "Geschichten wie diese bekomme ich immer wieder geschildert". Umso wichtiger sei es, dass jetzt über Sexismus gesprochen werde. Hier sei eine "größere Sensibilität" nötig, verlangte der CDU-Generalsekretär in der Bild am Sonntag. Am selben Tag klagte er auch im Deutschlandfunk darüber, dass Frauen "nach wie vor Diskriminierung erfahren".

In seinem Wahlkreis hat Tauber damit Erstaunen ausgelöst. Dort ist der Generalsekretär bisher nicht allen als Vorkämpfer für einen adäquaten Umgang mit Frauen aufgefallen. Er steht bereits wegen eines Mobbing-Papiers (Titel: "Pflegehinweise für das Kaninchen") gegen eine ehemalige CDU-Kreisgeschäftsführerin in der Kritik, an dem er beteiligt gewesen sein soll. Der Süddeutschen Zeitung liegt jetzt auch ein Mailverkehr Taubers zu einer weiteren Angelegenheit vor, der zeigt, dass in seinem Umfeld zumindest in diesem Fall kaum anders über Frauen gesprochen wird, als es Frank Henkel getan haben soll.

Der Mailverkehr datiert aus dem Jahr 2012. Tauber saß bereits im Bundestag, außerdem war er der CDU-Vorsitzende im Main-Kinzig-Kreis. Tauber schreibt damals an fünf männliche Parteifreunde: "Hallo Jungs, wir haben ein neues Problem: die Frauen Union. Es gibt derzeit niemanden, der den Vorsitz übernehmen will. Die Frage ist: ist das verzichtbar? Auf jeden Fall sollten wir das nicht an die große Glocke hängen. Sollten wir neben den offenen Kandidatenfragen mal darüber reden. Es grüßt, Peter."

Hintergrund der Mail ist, dass die Männer vermeiden wollen, dass eine ihnen nicht genehme Frau Chefin der Frauen-Union wird - und ihnen dann mit dieser eigenen Machtposition in die Quere kommen könnte.

"Die ist doch so pseudoengagiert . . . "

Tauber bekommt auf seine Mail hin von den Parteifreunden zwei Vorschläge. Der damalige Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion antwortet ihm, verzichtbar seien die Frauen "allemal". Er macht dann aber trotzdem einen Vorschlag: "Was ist denn mit Srita Heide, die ist doch so pseudoengagiert . . ."

Taubers damaliger Bundestagsbüro-Mitarbeiter empfiehlt seinem Chef dagegen Katja Leikert. Das "wäre ein guter Einstieg für sie. Die würde vielleicht auch mal was auf die Reihe bekommen", schreibt Taubers Mitarbeiter. Es bestehe dann "natürlich" die Gefahr, dass Leikert "in der Schlangengrube" Frauen-Union so schnell totgebissen werde, dass sie die Lust für alles andere verliere. Aber: "Rein optisch wäre sie ein Gewinn."

Auch ein eingestandener Flirt Taubers macht Wirbel

Tauber distanziert sich nicht von dieser Wortwahl. Stattdessen antwortet er seinem Mitarbeiter: "Super! Kläre das mit Katja (Leikert)". Sie sei "eine junge Frau, die super passen würde!".

Das war am 1. März 2012. Leikert hatte damals in der CDU noch keinerlei Erfahrung, sie ist der Partei erst 2012 beigetreten. Doch die Absprache von Taubers "Jungs" funktionierte. Leikert zog bereits 2013 in den Bundestag ein. Sie vertritt dort Taubers Nachbar-Wahlkreis und gilt erwartungsgemäß nicht gerade als Gegnerin des Generalsekretärs. Taubers Mitarbeiter, der 2012 vom "optischen Gewinn" sprach, ist inzwischen Leikerts Büroleiter im Bundestag.

Demnächst könnte auch die zweite damals vorgeschlagene Frau Karriere machen. Die "pseudoengagierte" Srita Heide soll im kommenden Jahr Landratskandidatin der CDU werden - Tauber hat sie gerade erst als "die richtige Frau für den Main-Kinzig-Kreis" gepriesen.

In der CDU gab es am Montag aber auch deshalb Kritik an Tauber, weil er ausgerechnet den Fall Jenna Behrends zum Anlass für seine Äußerungen zum Sexismus in der CDU genommen hat. Behrends ist sogar in der Frauen-Union ihres Bezirks Berlin-Mitte umstritten. Deren Chefin, Sandra Cegla, erklärte via Pressemitteilung, Behrends habe im April ihr gegenüber behauptet, mit Tauber ein Verhältnis gehabt zu haben. Behrends bestreitet das. Aber in der CDU wird das Vorgehen Taubers wegen dieser Verwicklung als ungeschickt bezeichnet.

Der CDU-Generalsekretär wollte sich am Montag auf Anfrage der SZ nicht dazu äußern. Die Parteizentrale verwies lediglich auf eine Einlassung Taubers in der Bild-Zeitung, die richtig wiedergegeben sei. Demnach hat Tauber erklärt: "Jenna Behrends und ich haben uns kennengelernt und auch geflirtet. Aber es war für mich recht schnell klar, dass es rein freundschaftlich bleibt."

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