Im TV: Paare an der Macht:Obamas neue Socken

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Die ARD zeigt politische Paare und ihre Inszenierungslust: von Michelle Obamas Augenbrauen über das dominante Ehepaar Kohl bis hin zu Ken und Barbie in Frankreich.

Hans Hoff

Es hat etwas gedauert, bis die ARD nun fortsetzt, was 2004 mit den Gorbatschows, den Honeckers und den Clintons begann und später weiterging mit dem Ehepaar Strauß, den Thatchers und den Reagans. Immer ging es um die Frage, welche Rolle die Beziehung für das politische Wirken spielte. Ging es damals eher um abgeschlossene Karrieren, widmet sich die Reihe nun auch zwei amtierenden Präsidentenpaaren, den Obamas und den Sarkozys. Eingerahmt von den beiden internationalen Beiträgen steht am Dienstag der für deutsche Zuschauer wohl bedeutendste Beitrag der Reihe, der über Hannelore und Helmut Kohl.

Was ist das Geheimnis von Präsidentenpaar Michelle und Barack Obama? Die ARD geht der Frage nach. (Foto: Foto: dpa)

Eine Vielzahl von Zeitzeugen kommt in dem 44-Minüter aktuell zu Wort, Helmut Kohl indes nur in Archivausschnitten. Erzählt wird die Geschichte vornehmlich über Hannelore Kohl, die ihren Mann in der Tanzstunde kennenlernte und die sich danach ganz in seinen Dienst stellte.

Einmal ist sie zu sehen, wie sie 1998 vor dem Kanzlerbungalow einem Kameramann erklärt, dass ihre rechte Gesichtsseite ihre ansehnlichere sei. Da wirkt sie, als mache es ihr Freude, die Medien zu benutzen, ihre Professionalität auszuspielen. Dass es bald danach nicht nur ihr Mann, sondern auch sie schwer hatte, ist bekannt. Die Spendenaffäre rüttelte an seinem Denkmal, und ihre Lichtallergie machte ein öffentliches Leben unmöglich. Am Schluss ist zu sehen, wie Helmut Kohl 2001 hinter dem Sarg seiner Frau schreitet, und es klingen die Worte einer Biografin nach: "Sie hat für ihren Mann gekämpft."

Gegen die Dominanz der Kohl-Folge fallen die anderen beiden Beiträge ab, denn natürlich kommen deutsche Autoren den Obamas und den Sarkozys nicht so nahe wie dem deutschen Paar. Da ist die Zahl der Zeitzeugen so übersichtlich wie die Zahl der Filmaufnahmen aus der Frühzeit der Paare. Aus dem Mangel haben besonders die Autoren des Obama-Beitrags eine Tugend gemacht und einen sehr unterhaltsamen Film komponiert.

Da geht es darum, wie wichtig die Krümmung von Michelle Obamas Augenbrauen für die öffentliche Meinung ist, darum, welche Bedeutung es hat, wenn sie sagt, dass er immer seine Socken herumliegen lässt. Das alles hat viel von einer boulevardesken Show, und mehrfach schrammt der Obama-Film am Rührstück vorbei, mehrfach erwartet man gleich die Heiligsprechung. Aber dann bekommt er doch die Kurve und nimmt genau jenen Swing auf, der Obama wohl auch zur Macht katapultiert hat.

Gemächlicher geht es bei Sarkozys zu. "Lieber Ken und Barbie an der Macht als zwei Scheusale": Eine unbenannte Stimme fällt dieses Urteil über den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seine Gattin Carla Bruni zu Beginn des Films, in dem es am Mittwoch um die Frage geht, wie öffentlich ein Politikerleben heute sein darf, und was davon abhängt, welche Uhr der Präsident trägt und wie hoch ihn seine Absätze heben. Die Inszenierung des Politischen, sie wird hier nur leise kritisiert und selbst in Hochglanzbildern nachgestellt.

Liebe an der Macht, "Michelle und Barack Obama", ARD, 21.45 Uhr. - 5.1. "Hannelore und Helmut Kohl". - 6.1. "Carla Bruni und Nicolas Sarkozy", jeweils 21.45 Uhr.

© SZ vom 4.1.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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