Schwaben:Vom Papst gestreift

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1500 Euro hat die Stele gekostet, die nun an der B 300 steht. (Foto: dpa)

Seit 30 Jahren kam schon kein Pontifex Maximus mehr nach Schwaben. In Friedberg erinnert jetzt ein Denkmal daran, dass Johannes Paul II. immerhin mal an der Stadt vorbeifuhr. Und er war nicht alleine.

Von Christian Rost, Friedberg

Es gibt Ereignisse, an die man sich gerne erinnert. Ein Papstbesuch gehört zweifellos dazu, auch wenn dieser Besuch womöglich nur einen Wimpernschlag lange dauerte. Im schwäbischen Friedberg jedenfalls wird nun einem Papstbesuch, der eigentlich keiner war, mit einer Stele gedacht. Quasi als Ersatz dafür, dass sich tatsächlich seit ein paar hundert Jahren kein Papst mehr in Friedberg blicken ließ.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. besuchte in seiner Amtszeit Deutschland drei Mal, und ein Mal mit großem Gefolge auch seine Heimat Bayern. München, Altötting, Marktl, Regensburg und Freising waren 2006 seine Stationen, die Schwaben gingen unterdessen leer aus.

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Seit 30 Jahren kam schon kein Pontifex Maximus mehr ins Schwabenland. Zuletzt hielt Johannes Paul II. 1987 im Augsburger Dom einen Gottesdienst ab, weil es draußen dermaßen schüttete, dass die geplante Open-Air-Messe buchstäblich ins Wasser fiel.

Das Wetter war so schlecht, dass der Papst auch nicht von Augsburg nach München mit dem Hubschrauber fliegen konnte, ersatzweise wurde er mit dem Auto in die Landeshauptstadt gefahren. Dabei kam er auf der Bundesstraße 300 an Friedberg vorbei, und an dieses Ereignis erinnert jetzt eine Stele auf dem Parkplatz unterhalb des Schlosses.

Ein Friedberger Bürger schlug der Stadt vor, an die Vorbeifahrt des Papstes mit einem Denkmal zu erinnern, der Künstler Wolfram Grzabka erhielt den Auftrag für das Werk. Nun also steht die Stele an der B 300 - und man fragt sich, ob die Autofahrt eines Papstes historisch so wertvoll ist, dass man deswegen für 1500 Euro ein Denkmal errichten muss.

So einfach ist es aber nicht, weil es hier weniger um monetäre Gesichtspunkte als um Emotionen geht. Denn Friedberg wird arg stiefmütterlich behandelt von den katholischen Kirchenoberhäuptern. Zuletzt besuchte 1782 Pius VI. die Stadt, und auch er war nur auf der Durchreise nach Augsburg. Immerhin machte er am Marienbrunnen Station, an dem ein Altar aufgebaut war. Johannes Paul II. hielt nicht einmal zum Tanken an. Da kann man schon verstehen, dass sich die Friedberger ein wenig links liegen gelassen fühlen, wenn sie bei einem Papstbesuch lediglich die CO₂-Emissionen seines Konvois abbekommen.

Manchmal aber muss man sich an die kleinen Dinge klammern, um von den großen etwas abzubekommen. Und weil Johannes Paul II. damals nicht alleine im Auto saß, sondern neben ihm sein Nachfolger Joseph Aloisius Ratzinger, Benedikt XVI. also, war diese Papst-Erscheinung sogar eine doppelte. "Im Paket fanden wir das ganz charmant", sagt Frank Büschel, Sprecher der Stadt. Immerhin gebe es eine gewisse Verbindung von mehreren Päpsten zu Friedberg. Dabei sind die Päpste noch gar nicht eingerechnet, die mit dem Flugzeug den Friedberger Luftraum passiert haben.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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