Umwelt - Berlin:"Berliner Erklärung": Wissenschaft im Kampf für Artenerhalt

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) – Ein großes Bündnis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sieht die deutsche Politik im Kampf gegen die Krise der biologischen Vielfalt stärker in der Pflicht. Der Rückgang der Biodiversität und die zunehmende Erderwärmung seien die größten, drängendsten Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit, schreiben die Forschenden in der "Berliner Erklärung", die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Federführend bei dem Schreiben sind die drei Leibniz-Naturforschungsmuseen: das Museum für Naturkunde Berlin (MfN), das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

"Artensterben ist real und ist durch den Menschen verursacht, und trägt dazu bei, dass die Klimakrise verstärkt wird. Andererseits: Eine gesunde Natur würde uns helfen, die Klimakrise besser managen zu können", betonte Johannes Vogel, Generaldirektor am MfN, bei der Vorstellung der Erklärung. Die Krise der Biodiversität, des Klimas und der Ernährung und Gesundheit müssten zusammengedacht werden, so Vogel.

Mit Blick auf den derzeit für Ende August geplanten Weltnaturgipfel, so die Autorinnen und Autoren, seien ambitionierte und konkrete Ziele nötig, um die "historische Gelegenheit einer dringend notwendigen Trendumkehr" nicht verstreichen zu lassen. Bernhard Misof, Direktor am Leibniz-Institut, betonte zudem: "Wir benötigen ein Problembewusstsein, wir benötigen Mut zum Handeln und wir benötigen auch eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Anders werden wir Dinge nicht bewegen können."

Die Expertinnen und Experten fordern Deutschland dazu auf, der besonderen Verantwortung der G7-Präsidentschaft bei der Bekämpfung der umfassenden Krise gerecht zu werden. In dem Positionspapier schlagen sie vor allem "naturbasierte Lösungen" vor. Unter diesen fassen sie Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und Wiederherstellung natürlicher oder veränderter Ökosysteme, die zudem dem menschlichen Wohlergehen und der Artenvielfalt zugutekommen. "Kein Land ist dafür besser aufgestellt, keine Aufgabe ist dringlicher", heißt es am Ende der Erklärung.

Aus Expertensicht schreitet der Verlust der biologischen Vielfalt auch 30 Jahre nach der Unterzeichnung der ersten Internationalen Konvention zu deren Schutz noch ungebremst voran. Vogel mahnte sogar: Gelinge es in dieser Dekade nicht, diese Entwicklung aufzuhalten, drohe der Verlust von bis zu einer Million Arten.

© dpa-infocom, dpa:220519-99-353186/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: