SZ-Klimakolumne:Hier kommt der Klima-Dino

Lesezeit: 2 min

Iani Smithi (Foto: Jorge Gonzalez)

Gute Nachrichten über das Weltklima gab es auch in dieser Woche keine. Doch immerhin ist da nun eine Art Klimakrisen-Dinosaurier.

Von Jakob Wetzel

Kennen Sie den Dinosaurier "Iani smithi"? Vermutlich nicht, denn er ist vor wenigen Wochen zum ersten Mal beschrieben worden, und auch im SZ-Wissenschaftsressort ist dieses Urvieh weitgehend unbekannt. Paläontologinnen und Paläontologen haben seine Überreste unlängst im heutigen US-Bundesstaat Utah ausgegraben. Und als ich davon las, war die erste Frage, die ich im Kopf hatte: Warum nur gibt jemand einem Dinosaurier einen so seltsamen Namen?

In der Antwort darauf liegt der Grund, weswegen dieser "Iani smithi" in diesem Newsletter zu Ehren kommt: Die Ausgräber haben das Tier nach einem drastischen Klimawandel in der Vorzeit benannt. Sie bezogen sich dabei auf einen Paläontologen namens Smith und auf Janus, den römischen Gott von Ende und Anfang. Denn der Dinosaurier, der vor rund 99 Millionen Jahren lebte, hatte kein gutes Zeitalter erwischt. Damals stiegen die Durchschnittstemperaturen ebenso wie der Meeresspiegel, die Tiere mussten damit zurechtkommen oder starben aus. Bei "Iani smithi" bemerkten die Paläontologen Veränderungen an den Zähnen, dank denen er offenbar härtere Pflanzen kauen konnte als seine Vorläufer; das interpretieren sie als Anpassung an das sich ändernde Klima.

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Vielleicht lese ich in die Namenswahl zu viel hinein, aber dass es jetzt sozusagen einen Klimakrisen-Dinosaurier gibt, empfinde ich als gutes Zeichen. Bei all den schlechten Klima-Nachrichten wächst doch offenbar das Bewusstsein für die Krise - auch in Disziplinen, die mit dem heutigen Klimawandel eher wenig zu tun haben.

Es wäre höchste Zeit, dass die Klimakrise stärker in den Fokus rückt. Wie jüngste Daten zeigen, verzeichnet Europa bereits ein Plus von 2,3 Grad. Zugleich wird immer deutlicher, wie umfassend das Weltklima aus dem Gleichgewicht gerät. Wie mein Kollege Benjamin von Brackel erklärt, führt die Erderwärmung paradoxerweise dazu, dass es in höheren Atmosphärenschichten kälter wird - was aber für die Menschen ebenfalls verheerende Folgen haben kann (SZ Plus).

Dessen ungeachtet ist die Bundesregierung gerade dabei, ihr Klimaschutzgesetz zu verwässern - und Medien geben der sich zuspitzenden Krise noch immer vergleichsweise wenig Raum. Vera Schroeder hat zuletzt erklärt, woran das liegen kann (SZ Plus). Spoiler: Etwas mehr Bewusstsein dafür, wie dramatisch die Lage ist, würde nicht schaden. Und, wie der britische Astronom Martin Rees meinem Kollegen Christoph von Eichhorn sagte: Ein bisschen mehr "Kathedralen-Mentalität" wäre wohl auch hilfreich (SZ Plus). Er meint das verloren gegangene Gefühl dafür, dass es sich lohnt, langfristig zu denken und große Projekte anzugehen.

"Iani smithi" hat es damals übrigens nicht geschafft. Die Art starb aus, lange bevor vor rund 66 Millionen Jahren ein Asteroid auf die Erde fiel. Das gefundene Exemplar war wohl eines der letzten seiner Art.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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