Seit Anfang März ächzen vor allem Indien und Pakistan unter einer beispiellosen Hitzewelle. Der Klimawandel hat diese Extremtemperaturen rund 30-mal wahrscheinlicher gemacht, schätzen nun Klimaforscherinnen und -forscher, die sich in der "World Weather Attribution"-Initiative zusammengeschlossen haben.
Es ist schwer präzise festzustellen, wie oft mit solchen immer noch seltenen Ereignissen zu rechnen ist, zumal viele Datenreihen nur wenige Jahrzehnte zurückreichen. Auf der Basis der verfügbaren Daten gehen die Forscher jedoch davon aus, dass eine Hitzewelle wie die aktuelle im heutigen Klima etwa alle hundert Jahre auftreten dürfte. Ohne die bisherige Erwärmung von rund 1,2 Grad Celsius wäre sie demnach praktisch unmöglich gewesen. Mit fortschreitender Erwärmung dürften solche Ereignisse jedoch häufiger auftreten, betonen die Wissenschaftler. Wenn sich das Klima etwa um zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erwärmt, wären derartige Hitzewellen nochmals zwei- bis 20-mal wahrscheinlicher. Es könne allerdings sein, dass diese Zahlen die aktuelle und künftige Wahrscheinlichkeit für solche Hitze noch unterschätzen.
Die Analyse konzentriert sich auf die maximalen täglichen Temperaturen in den Monaten März und April im Nordwesten Indiens und dem Südosten Pakistans, den am schwersten betroffenen Regionen. Der März war in Indien der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 122 Jahren, im April nahm die Hitze noch zu.
In einigen indischen Bundesstaaten gingen die Weizenerträge deutlich zurück
Hitzewellen vor der Monsun-Saison sind in der Region nicht ungewöhnlich. In diesem Fall waren die Temperaturen aber schon sehr früh im Jahr extrem, hinzu kamen deutlich unterdurchschnittliche Regenfälle. Beides zusammen hatte schwere Folgen für die öffentliche Gesundheit und die Landwirtschaft. Laut ersten Schätzungen gingen in den indischen Bundesstaaten Haryana, Uttar Pradesh und Punjab die Weizenerträge um zehn bis 35 Prozent zurück. Zu welcher Übersterblichkeit die Hitze geführt hat, lässt sich noch nicht sagen.
"In den Staaten, aus denen wir Daten haben, sind Hitzewellen die tödlichsten Extremwetterereignisse", sagt Friederike Otto vom Imperial College London, die an der Analyse beteiligt war. "Gleichzeitig nehmen sie in einer sich erwärmenden Welt am stärksten zu."