Geschichte - Potsdam:"Kindergefängnis Bad Freienwalde": Verein errichtet Mahnmal

Potsdam/Bad Freienwalde (dpa/bb) - Mit einem Mahnmal will der Verein "Kindergefängnis Bad Freienwalde" an das frühere Durchgangsheim der DDR-Jugendhilfe erinnern. "In diesem Gefängnisbau wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren oft länger als ein halbes Jahr in Zellen mit vergitterten Fenstern eingesperrt, bis sie Platz in einem Kinderheim fanden", sagte der Vereinsvorsitzende Roland Herrmann am Mittwoch in Potsdam.

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Potsdam/Bad Freienwalde (dpa/bb) - Mit einem Mahnmal will der Verein "Kindergefängnis Bad Freienwalde" an das frühere Durchgangsheim der DDR-Jugendhilfe erinnern. "In diesem Gefängnisbau wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren oft länger als ein halbes Jahr in Zellen mit vergitterten Fenstern eingesperrt, bis sie Platz in einem Kinderheim fanden", sagte der Vereinsvorsitzende Roland Herrmann am Mittwoch in Potsdam.

Mit dem Werk des Künstlers Axel Anklam solle an das Leiden der Heranwachsenden in dem Gebäude erinnert werden, das heute als Polizeirevier genutzt wird. Das Mahnmal mit Gitterstäben soll am 9. November aufgestellt werden.

Bislang gebe es erheblichen Widerstand in der Stadt, sich mit der Geschichte des Durchgangslagers auseinanderzusetzen, berichtete die SPD-Landtagsabgeordnete Jutta Lieske, die dort ihren Wahlkreis hat. So habe sich noch kein Vertreter der Stadt auf Veranstaltungen des Vereins blicken lassen. "Es gibt Anfeindungen aus der Bevölkerung, und die damaligen Vorkommnisse werden vielfach geleugnet."

Wie viele Kinder von 1968 bis zur Schließung 1987 eingesperrt waren, ist nicht bekannt. Herrmann wurde Ende 1979 für mehr als ein halbes Jahr dort untergebracht, nachdem er zwei Wochen lang die Schule geschwänzt hatte. "Die Kinder und Jugendlichen mussten dort auch Zwangsarbeit leisten", mahnte der Vereinsvorsitzende. "So wurde dort für den VEB Leuchtenbau gearbeitet."

"Kinder gehören nicht in ein Gefängnis mit Gittern vor den Fenstern und Zellentüren", unterstrich Landtagspräsident Dieter Dombrowski, der auch Vorsitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) ist. "Diese Geschichte muss aufgearbeitet werden." Auch die Grünen-Abgeordnete Heide Schinowsky hofft auf eine Signalwirkung: "Das Mahnmal wird das Leiden nicht ungeschehen machen, aber Anstoß geben, für eine Auseinandersetzung."

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