Berlin:Ausstellung mit Varianten der Leipziger Montagsdemo

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Zehntausende auf der Straße, die in den Westen geschmuggelten Bilder gehen um die Welt, in der Folge bricht ein politisches System zusammen. Die Leipziger...

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Berlin (dpa) - Zehntausende auf der Straße, die in den Westen geschmuggelten Bilder gehen um die Welt, in der Folge bricht ein politisches System zusammen. Die Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 ist eine machtvolle Präsentation friedlichen Widerstands gegen Unterdrückung und Unfreiheit. Der Protest von mehr als 70.000 Menschen gilt als wichtige Etappe auf dem Weg zum Fall der Mauer und dem Ende der DDR. Das Deutsche Historische Museum in Berlin holt die Momente mit „Leipzig '89 - Revolution reloaded“ von Freitag an bis zum 27. März in einer digital erlebbaren Variante zurück.

„Es war an dem Tag nicht abzusehen, wie er enden wird“, beschrieb Historikerin Elisabeth Breitkopf-Bruckschen am Donnerstag die Ausgangslage für das Museum bei der Entwicklung des Spiels mit Ausstellungsbezügen. „Geschichte ist ein offener Prozess, durch Handlung ist der Geschichtsverlauf beeinflussbar.“ Besucherinnen und Besucher können den Tag der Demonstration mit Hilfe von sieben verschiedenen Personen in einer Gamestation per Tablet des Museums oder eigenem Smartphone durchleben - und individuell beeinflussen.

Die Figuren sind angelehnt etwa an Egon Krenz, zu dem Zeitpunkt in der obersten DDR-Führung für Sicherheitsfragen zuständig, einem Volkspolizisten und einer SED-Genossin oder einer Bürgerrechtlerin und dem Kameramann, über den die Aufnahmen der Demonstration in den Westen gelangten. Zu jeder Person zeigt das Museum historische Dokumente wie SED-Parteiabzeichen, original Flugblätter oder ein Telefon der Parteiführung.

Jeweils vier bis fünf Entscheidungen für jede der Figuren im Verlauf der Anwendung lassen den Tag sehr unterschiedlich ablaufen. Die Bürgerrechtlerin etwa kann schon früh verhaftet werden, wenn sie beim Kopieren eines illegalen Aufrufs erwischt wird. Krenz kann die Sicherheitskräfte losschicken, was zwar im Spiel zu historisch nicht erfolgten Auseinandersetzungen führt, den geschichtlichen Verlauf und Erfolg der Demonstration aber nicht verändert.

Mit dem Projekt will das Deutsche Historische Museum nach den Worten von Breitkopf-Bruckschen auch neue Besuchergruppen ansprechen. Über das Feedback der aktuellen Testphase sollen auch „neue Formen der Partizipation“ angewandt werden und Ergebnisse in die derzeit entstehende neue Dauerausstellung des Museums einfließen.

© dpa-infocom, dpa:220224-99-268346/2

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