Psychologie:Die Tugend-Täuscher

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Ein Bund Möhren vom Acker aus der Region: Wer die Umwelt schonen möchte, kauft nachhaltig ein - gerne auch im Bioladen. (Foto: Johannes Simon)

Wer für die Umwelt etwas Gutes tun will, geht in den Bioladen. Doch nicht alle Kunden haben edle Motive. Warum auch finstere Persönlichkeiten dort gerne einkaufen.

Von Sebastian Herrmann

Zu den Top-Klischees der, sagen wir: vergangenen 20 Jahre zählt diese Sache mit den SUVs und den Biosupermärkten. Das urbane Wohlstandsmilieu, so lautet die Erzählung, fährt bevorzugt mit wuchtigen Autos zum Ökoladen, um sich als Weltenretter aufzuspielen und anschließend den Pöbel zu belehren. Klar, diese Erzählung ist zugespitzter Quatsch. Trotzdem hält sie sich hartnäckig im Baukasten der Gegenwartsressentiments. Tatsächlich aber existiert eine Verbindung zwischen SUVs und dem Einkauf in Biomärkten: Beides kann als Statussymbol wirken. Wer ein teures Auto fährt, stellt seine Finanzkraft zur Schau. Und wer im Biomarktbeutel Produkte nach Hause trägt, die im Discounter günstiger wären, signalisiert seine Tugend. Ja, liebe Freunde der Schnappatmung, das mag in beiden Fällen nicht der Hauptantrieb sein. Aber nebenbei ein bisschen Applaus zu ernten, ist schon auch willkommen.

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