Wirtschaft kompakt:Krieg um die Zukunft

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Kampf der Rüstungsgiganten: BAE Systems hängt die Konkurrenz ab und steigt zum größten Waffenhersteller der Welt auf. Außerdem: BMW verkauft deutlich mehr Autos.

Es ist ein milliardenschweres Geschäft: Der britische Rüstungskonzern BAE Systems ist zum größten Waffenhersteller der Welt aufgestiegen. Damit stehe zum ersten Mal ein Konzern an der Spitze der hundert wichtigsten Waffenhersteller weltweit, der nicht aus den USA komme, heißt es in einem Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri.

Im Jahr 2008 habe der britische Konzern das US-Unternehmen Boeing vom ersten Platz vertrieben. Hauptgrund sei der hohe Umsatz in den USA, der einen Verkaufsrückgang in anderen Ländern - vor allem in Großbritannien - ausgleiche, teilte Sipri mit.

BAE Systems verkaufte 2008 Waffen für 23,7 Milliarden Euro. Die US-Gruppe Lockheed Martin veräußerte für 21,5 Milliarden Euro Waffen und Boeing für 21,4 Milliarden Euro. Die europäische Konzerngruppe EADS landete auf Platz sieben. Zusammen erzielten die hundert größten Rüstungsfirmen der Welt Sipri zufolge im Jahr 2008 einen Umsatz von 285 Milliarden Euro - elf Prozent mehr als im Vorjahr. BAE Systems ist unter anderem am Bau des Kampfjets Eurofighter beteiligt.

BMW steigert kräftig seinen Absatz

Der Münchener Autohersteller BMW hat seine Verkäufe im März gesteigert. Der Absatz der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce stieg weltweit um gut zwölf Prozent auf 141.700 Fahrzeuge, wie der Konzern mitteilte. Im gesamten ersten Quartal legten die Münchener im Vergleich zum schwachen Vorjahresauftakt um 13,8 Prozent auf rund 315.600 Fahrzeuge zu.

"Wir sind auf fast allen Automobilmärkten wieder auf Wachstumskurs", sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson. Auch im zweiten Quartal will der Hersteller gegenüber dem Vorjahr weiter wachsen. Zum Verkaufserfolg im ersten Quartal trugen alle Konzernmarken bei.

Die Kernmarke BMW und die britische Tochter Mini legten jeweils um rund 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Luxusmarke Rolls-Royce erholte sich mit einem Zuwachs von 60 Prozent auf 279 verkaufte Exemplare deutlich. Für das Gesamtjahr 2010 bekräftigte Robertson das Ziel, eine Absatzsteigerung im einstelligen Prozentbereich auf über 1,3 Millionen Fahrzeuge zu erreichen.

Besonders hohe Wachstumsraten wies BMW in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres in China und Brasilien auf. Auf dem deutschen Markt reichte es mit gut 56.600 Fahrzeugen zu einem leichten Plus von 1,4 Prozent. Auf dem wichtigen US-Markt lag der Zuwachs bei über sieben Prozent. Auch die im vergangenen Jahr besonders schwachen Märkte Großbritannien und Spanien legten wieder zu.

Die Konkurrenten Audi und Daimler hatten für den Zeitraum von Januar bis März 2010 ebenfalls Zugewinne gemeldet. Die VW-Tochter Audi erzielte das beste erste Quartal der Unternehmensgeschichte und setzte rund 264.100 Fahrzeuge ab. Bei Daimler betrug das Plus knapp elf Prozent auf 271.200 Autos.

Palm bietet sich zum Verkauf an

Der verlustreiche Smartphone-Hersteller Palm sucht einen Ausweg aus seiner misslichen Lage und hat sich selbst zum Verkauf gestellt. Der taiwanesische Rivale HTC und der chinesische Computerhersteller Lenovo hätten bereits Interesse gezeigt. Schon diese Woche könnte Palm demnach die ersten Angebote einsammeln.

Palm steckt in der Klemme: Der Kleincomputer-Pionier droht, von Branchengrößen erdrückt zu werden. Palm verliert anhaltend Marktanteile und schreibt trotz des Booms der multifunktionalen Handys rote Zahlen. Apple setzte im wichtigen Weihnachtsgeschäft neunmal so viele seiner iPhones ab. Auch RIM mit seinen Blackberrys spielt in einer ganz anderen Liga.

Palm-Chef Jon Rubinstein hatte zuletzt einräumen müssen, dass die Leistung des Unternehmens "sehr enttäuschend" gewesen sei. Die Geräte liegen wie Blei in den Regalen der Händler. Selbst durch neue Modelle wie dem Pre mit seinem berührungsempfindlichen Bildschirm blieb die erhoffte Wende aus.

Bereits in der vergangenen Woche hatten wiederholte Übernahmespekulationen den arg gebeutelten Börsenkurs von Palm um fast ein Drittel steigen lassen. Größter Anteilseigner ist mit 30 Prozent der Risikokapitalgeber Elevation Partners. Käufer dürften es vor allem auf das neue Handy-Betriebssystem WebOS abgesehen haben. Palm ist aktuell gut 650 Mio Euro wert.

Adler verkauft fair gehandelte Kleidung

Das Modeunternehmen Adler hat als erste Textil-Einzelhandelskette Deutschlands dauerhaft Kleidung aus fairem Handel ins Sortiment aufgenommen. Kunden könnten ab sofort in den über 130 Adler-Märkten in Deutschland, Österreich und Luxemburg T-Shirts und Polo-Hemden für Männer und Frauen sowie Damen-Tops aus sozial gerecht hergestellter Baumwolle kaufen, sagte eine Adler-Sprecherin.

Die Baumwolle stamme von Bauern aus einer Agrar-Kooperative in Indien. Die Erzeugergenossenschaft erhalte für ihre Produkte bereits seit dem Jahr 2005 das bekannte "Fairtrade"-Siegel für fairen Handel.

In der Anfangsphase bleibe das Fairtrade-Sortiment in den Adler-Märkten zunächst auf T-Shirts, Polos und Damen-Tops beschränkt, sagte die Adler-Sprecherin. Jedoch überlege das Unternehmen bereits, in welche Produktgruppen das Sortiment ausgedehnt werden könne.

Landwirte in den Erzeugerländern bekommen von den derzeit hohen Baumwollpreisen oft kaum etwas ab. Vermarkten sie ihre Baumwolle aber im fairen Handel, erhalten sie einen Garantiepreis über den üblichen Abnahmenpreisen der Industrie, der ihnen nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht. Darüber hinaus fließen durch die Teilnahme am fairen Handel spezielle Prämien in die Erzeugerländer, mit denen Projekte zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort angeschoben oder unterhalten werden.

Beate Uhse wird zum Softie

Das traditionsreiche Sex-Unternehmen Beate Uhse wandelt sich zu einem Lifestyle-Anbieter für Frauen und Paare. Schon mehr als die Hälfte der Kunden des Versandhandels seien Frauen, teilte die Firma mit. "Mit Sex-DVDs ist dagegen kaum noch Geld zu verdienen", sagte Vorstandschef Serge van der Hooft in Hamburg. Durch Gratis-Angebote im Internet sei ein enormer Preisdruck und Verdrängungswettbewerb entstanden.

"Der offene Umgang mit Sexualität in der Gesellschaft einerseits und der Preisdruck im DVD-Geschäft andererseits zwingen zum Umdenken", sagte van der Hooft. So verlegt sich Beate Uhse schon seit einigen Jahren zunehmend auf Dessous und Sex-Spielzeuge. Sehr erfolgreich sei ein Experiment mit einem neuen Produktbereich "Living" verlaufen.

Beate Uhse bietet darin Wohnaccessoires wie zum Beispiel Bettwäsche, Handtücher, Bademäntel und ähnliches an, jeweils mit einem erotischen Touch. Bei einem Herbstkatalog hätten diese Produkte auf Anhieb den Dessous-Umsatz überflügelt.

Um die klassischen männlichen Kunden nicht zu verlieren, unterscheidet Beate Uhse künftig zwischen den Vertriebslinien "hard" und "soft". "So verbreitern wir unsere Kundenbasis, erhöhen unser Absatzpotenzial und vergrößern unsere Marktanteile", sagte Vertriebschef Jan Boddaert.

Im Einzelhandel setzt Beate Uhse zunehmend auf gepflegte Premium-Shops in guten Einzelhandels-Lagen; für die männliche Kundschaft gibt es "Fun-Center" in Gewerbegebieten mit guter Verkehrsanbindung.

Der Umsatz des Erotik-Konzerns reduzierte sich im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 231 Millionen Euro, vor allem wegen der rückläufigen Erlöse aus DVD-Verkäufen. Für das laufenden Jahr erwartet van der Hooft einen Gewinn von 3,0 bis 3,5 Millionen Euro und moderates Wachstum. Eine Dividende für die Aktionäre gibt es nicht.

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