Eurofighter:"Das Flugzeug erfüllt alle Anforderungen"

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Der Eurofighter ist nach der scharfen Kritik des Bundesrechnungshofes wieder in der Diskussion. Aloysius Rauen, Leiter des Geschäftsbereichs Militärflugzeuge bei der EADS, weist im Interview mit der SZ die Vorwürfe zurück und pocht auf Verträge.

Interview: Christoph Schwennicke

SZ: Ein Rechnungshofbericht hat erhebliche Mängel des Eurofighter aufgelistet. Hält das neue Jagdflugzeug nicht, was Sie versprochen haben? Rauen: Zunächst einmal sind wir sehr überrascht, dass ein Entwurf aus dem Rechnungshof entgegen dem regulären Gang der Dinge in die Medien getragen wurde und jetzt wie ein offizieller Bericht behandelt wird. Wir haben diesen Entwurf nicht und können derzeit auch noch nicht offiziell Stellung dazu nehmen, weil dies zuerst vom Adressaten aus, also dem Ministerium, geschehen müsste. Wir agieren insofern mit angezogener Handbremse, weil wir uns an die Gepflogenheiten halten, auch wenn andere das offenbar nicht tun.

SZ: Welche Auswirkungen haben die Veröffentlichung und die neuerliche Debatte um den Eurofighter? Rauen: Ganz erhebliche. Es stehen im Haushaltsausschuss wichtige Freigaben im Eurofighter-Programm an. Dabei geht es um die so genannte Mehrrollenfähigkeit der nächste Tranche. Von daher ist so eine Diskussion gegenwärtig nicht hilfreich, weil sie eindeutig falsche Aussagen beinhaltet über die Fähigkeiten oder angebliche Mängel des Flugzeuges.

SZ: Diese Mängel existieren nicht? Rauen: Nein. Das Flugzeug erfüllt alle Anforderungen, die gestellt wurden. Alle Fähigkeiten sind mit den Prototypen erflogen worden. Allesamt! Es ist richtig, dass noch einige Details "nachgeflogen" werden müssen. Das war aber ohnehin erst 2004/2005 geplant. Das sind aber vergleichsweise Kleinigkeiten. Noch einmal: Alle Anforderungen haben wir nachgewiesen. Es ist definitiv falsch zu behaupten, der Eurofighter erfülle die geforderten Leistungen nicht. Das wird, so hoffe ich, auch in Kürze vom Verteidigungsministerium so erklärt werden. Laut und deutlich: Dies ist keine gute Voraussetzung für die Diskussion über die Weiterführung des Programms.

SZ: Warum ist der Eurofighter am Ende doppelt so teuer geworden als zunächst kalkuliert? Rauen: Das ist auch so ein Märchen, das zurzeit herumgeht. Was da als Preiserhöhung ausgegeben wird, ist nicht Bestandteil des Paketes, für das ein Festpreis vereinbart wurde. Das bedeutet: Alles, was innerhalb des vereinbarten Paketes teurer wird, müssen wir aus eigener Tasche bezahlen, weil ein Festpreis vereinbart wurde. Es ist aber unredlich, jetzt etwa die nicht zum Paket gehörende Bewaffnung in die Berechungen mit einzubeziehen. Alle Verantwortlichen wussten, dass der Festpreis die Bewaffnung nicht umfasst. Und alle Beteiligten haben akzeptiert, dass das so ist.

SZ: Wie wirkt sich die Debatte auf Interessenten jenseits der Erstabnehmer aus? Rauen: Das ist der zweite Punkt, der uns Sorge macht. Es ist bekannt, dass dieses Flugzeug ein sehr gutes Exportpotenzial hat. Die Entscheidung Österreichs, 18 Flugzeuge zu beschaffen, ist ein Beispiel dafür, auch die Griechenlands. Die falschen Vorwürfe haben in Österreich völlig unnötigerweise die Wogen wieder hoch schlagen lassen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Diskussion negative Auswirkungen auf die Vertragsverhandlungen mit Griechenland haben wird. Es gibt derzeit weiterhin Interesse aus Singapur, Norwegen und der Schweiz. Diese Diskussion schadet dem Export des Eurofighters. Ein europäisches Spitzenprodukt wird schlecht geredet. Am Ende geht es um Arbeitsplätze in einem Hochtechnologiebereich in Deutschland und um die Sicherung von wehrtechnischen Fähigkeiten, die man mit dieser unverantwortlichen Debatte gefährdet.

S Z: Es gibt erste Stimmen aus dem Parlament, die wegen der Geldnot der Bundeswehr eine Reduzierung der Stückzahl fordern. Wie offen sind Sie für Nachverhandlungen? Rauen: Die Stückzahl ist nach ausführlicher parlamentarischer Beratung bestätigt worden. Das ist gerade ein Jahr her. Man war sich einig, dass man diese Anzahl braucht. Auf dieser Grundlage, die der Bedarfsträger festgestellt hat, haben wir kalkuliert und letztlich den Preis pro Flugzeug errechnet.

SZ: Das heißt, wenn die Stückzahl sinkt, hätte das Folgen für den Preis? Rauen: Ich möchte mich gar nicht zu sehr auf diese theoretische Frage einlassen, weil wir keinerlei Signale haben, dass die Stückzahl reduziert werden soll. Die Vertragsbasis für uns sind 620 Maschinen insgesamt mit einem deutschen Anteil von 180. Für uns gibt es überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass die 180 Flugzeuge in Frage stünden.

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