Weltwirtschaft:Trumps Wahl könnte Deutschland 150 Milliarden Euro kosten

Lesezeit: 2 Min.

Donald Trump will erneut US-Präsident werden. Sein Plan: Zölle. (Foto: RYAN COLLERD/AFP)

Der Ex-Präsident droht damit, den Handelskrieg mit dem Rest der Welt wiederaufzunehmen. Zu den Hauptleidtragenden zählten einer Studie zufolge deutsche Unternehmen.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Eine erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte auch das Wirtschaftswachstum hierzulande erheblich beeinträchtigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die am Montag veröffentlicht wurde. Demnach würde die stark exportlastige deutsche Industrie zu den Hauptleidtragenden jener Zölle zählen, die Trump auf sämtliche Warenlieferungen aus dem Ausland erheben will. Sie könnten die gesamtwirtschaftliche Leistung in der Bundesrepublik über die vier Amtsjahre des US-Präsidenten gerechnet um bis zu 150 Milliarden Euro schmälern.

Trump hatte angekündigt, im Falle seiner Wahl die Politik der Jahre 2017 bis 2021 wiederaufzunehmen und alle US-Importe mit einem Mindestzoll von zehn Prozent zu belegen. Das träfe vor allem die deutsche Autoindustrie, aber auch andere Branchen sehr hart, weil ihre Produkte für amerikanische Kunden teurer würden oder die Firmen deutlich Gewinneinbußen hinnehmen müssten. Auf Importe aus China sollen sogar 60 Prozent Zoll fällig werden.

In der Studie geht das IW von zwei Szenarien aus. Im ersten Fall setzt Trump seine Pläne wie angekündigt um, was die deutsche Wirtschaft wegen sinkender Exporte gut 120 Milliarden Euro an Bruttoinlandsprodukt (BIP) kosten würde. Im zweiten Fall nehmen die Ökonomen zusätzlich an, dass sich die Volksrepublik China zur Wehr setzt und ihrerseits die bestehenden Zölle auf Importe aus den USA um 40 Prozentpunkte erhöht. Dieser Schock würde den Welthandel insgesamt lähmen und zudem auch hierzulande die Investitionen der Unternehmen und Privathaushalte dämpfen. Das Ergebnis wären der Studie zufolge weitere deutsche BIP-Verluste von noch einmal rund 30 Milliarden Euro.

Auch für die Amerikaner würde es teuer

Zu den Betroffenen zählte aber nicht nur die deutsche, sondern auch die US-Wirtschaft selbst. Sie ist auf Einfuhren angewiesen, die nun teurer würden - entweder für die importierenden Firmen oder aber für die Endkunden. Unter dem Strich ergäbe sich für die USA in Szenario eins ein BIP-Ausfall von umgerechnet 550 Milliarden und in Szenario zwei von 900 Milliarden Euro. Schon in seiner ersten Amtszeit, als Trump vor allem China, aber auch etwa die EU-Stahlindustrie mit einem regelrechten Handelskrieg überzogen hatte, waren nicht zuletzt die Amerikaner die Leidtragenden gewesen - auch wenn der Präsident stets das Gegenteil behauptet hatte.

Auch war es Trump entgegen allen Ankündigungen nicht gelungen, das von ihm als Schmach empfundene Defizit im US-Außenhandel abzubauen. Auch diesmal dürfte er daran scheitern, denn die Bilanz wird nicht nur durch Warenströme, sondern auch etwa durch die immensen Fehlbeträge im US-Staatshaushalt beeinflusst.

Um sich gegen einen erneuten Konflikt zu wappnen, empfiehlt das IW der EU, die restliche Amtszeit von Präsident Joe Biden zu nutzen, um die Handelsbeziehungen mit den USA durch Stahl- und Rohstoffabkommen auf eine beständigere Grundlage zu stellen. Auch die Androhung von Gegenmaßnahmen könnte dabei helfen, Trump von den Zollerhöhungen abzuhalten. Zudem benötigten die Europäer weitere Freihandelsverträge, etwa mit Australien, Indien, Indonesien und den Mercosur-Staaten Südamerikas.

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