Weltwirtschaft:Eine Sprache, die sogar Trump versteht

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Die Welt gerät aus den Fugen. Der US-Präsdient trägt dazu bei. (Foto: REUTERS)

Die Macht der USA gründet auf ihrer Währung. Es gibt Mittel, diese Macht zu brechen. Ausgerechnet Putin macht vor, wie die globale Kräfteverschiebung möglich ist.

Kommentar von Marc Beise

Er hört nicht auf, und langsam werden auch die Akteure an den Finanzmärkten nervös. An einem Tag brach Donald Trump erst das ungeschriebene Gesetz, dass sich Präsidenten aus dem Geschäft der Notenbank Fed heraushalten und setzte die Hüter des Geldes unter Druck, auf Zinsanhebungen zu verzichten. Dann ging er im Zollstreit mit China an die Grenze des Denkbaren und kündigte an, bei Bedarf Zölle auf praktisch alle chinesischen Einfuhren im Wert von 500 Milliarden Euro zu erheben. Den Europäern droht Trump zunehmend heftig damit, ihre Autos mit einem Einfuhrzoll von 20 Prozent zu belegen.

Die Welt, wie wir sie kennen, ist wirklich drauf und dran, aus den Fugen zu geraten. Oder mit den Worten der nüchternen Kanzlerin Angela Merkel formuliert, die so etwas in ihrer Amtszeit auch noch nicht erlebt hat: "Der uns gewohnte Ordnungsrahmen steht stark unter Druck." Nun ist es nicht immer schlimm, wenn Dinge sich ändern - hier aber schon. Denn nach allen Erkenntnissen der politischen und ökonomischen Forschung entstehen Wachstum und Wohlstand durch Zusammenarbeit und Handel. Und nicht durch das Gegenteil.

Deshalb ist es richtig und wichtig, dass die Europäer dem Druck Paroli bieten, dass sie Handelsbündnisse um die USA herum schließen wie jetzt mit Japan und dass sie sich um einen geregelten Austausch mit der aufstrebenden Wirtschaftsnation China bemühen. Immer wieder heißt es ja, die Welt sei dem Wahnsinn aus dem Weißen Haus schutzlos ausgeliefert. Gerade erst hat John Kornblum, der frühere US-Botschafter in Deutschland, bedauernd konstatiert, die EU hätten kaum geeignete Druckmittel gegen die USA. "Es gibt keinen Bereich des öffentlichen oder privaten Lebens, wo man uns wehtun kann." Aber Kornblum irrt.

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Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass US-Präsidenten sich nicht zur Geldpolitik der US-Notenbank Fed äußern. Donald Trump hat trotzdem genau das getan - und Kritik an den Zinserhöhungen geübt.

Ausgerechnet der russische Präsident hat soeben einen weiteren Weg aufgezeigt, wie man sich des US-Imperialismus erwehren kann. Wladimir Putin verkaufte, wie erst jetzt bekannt wurde, binnen weniger Monate die meisten der amerikanischen Staatsanleihen im russischen Besitz und machte sich damit ein bisschen unabhängiger von der Welt des Dollar. Denn das ist bisher die Geschäftsgrundlage der Welt: Die Vereinigten Staaten finanzieren ihren Wohlstand durch Verschuldung, sie leihen sich irrsinnige Summen auf dem Weltkapitalmarkt.

Als größter Schuldner bestimmen die USA dann das Geschehen. Die wichtigen Geschäfte werden in Dollar abgerechnet. Damit haben die USA weltumspannenden Einfluss. Sie können etwa verhindern, dass Iran mit Europa Ölgeschäfte macht. Sie können deutsche Konzerne lammfromm machen, indem sie ihnen mit Konsequenzen in den USA drohen.

Die Vereinigten Staaten sind immer noch, sagt der Amerikaner Kornblum, der Kern dieser Welt. Stimmt schon, aber es ist ein verletzlicher Kern - wenn man bedenkt, worauf die Macht der USA beruhen: auf dem Dollar und der Kontrolle des Zahlungssystems. Wenn China, dem die USA fast 1300 Milliarden Dollar schulden, dem russischen Vorbild folgen und sich von auch nur einem Teil der US-Staatsanleihen trennen würde, dann könnte das eine globale Kräfteverschiebung bedeuten. Das wäre dann eine Sprache, die womöglich selbst ein Donald Trump verstehen würde.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Cerstin Gammelin

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