Die Indizien waren kaum zu übersehen: Der erst 2022 ins Amt gekommene Chef Philippe Rogge muss Ende März schon wieder gehen. Und den neuen Wettbewerber 1&1 lässt man von diesem Sommer an gegen Gebühr das eigene Netz nutzen. Vodafone Deutschland, der wichtigste Zweig des britischen Konzerns, ist finanziell klamm. Die Konsequenz: 2000 der etwa 15 000 Stellen in Deutschland sollen wegfallen - gut 13 Prozent der Belegschaft.
In Summe geht es um Einsparungen von 400 Millionen Euro, nicht alles davon soll übers Personal kommen. Vodafone Deutschland will nach den Worten des scheidenden Chefs Rogge auch Sach- und Betriebskosten reduzieren. Dazu zählten etwa Systeme, die veraltet oder nach Firmenübernahmen doppelt vorhanden seien.
Vodafone Deutschland befindet sich seit Jahren in einem Umbruchprozess. Unter Rogges Vorgänger, dem Österreicher Hannes Ametsreiter, hatten sich zuletzt viele Kunden darüber beklagt, dass beispielsweise beim Festnetzanschluss vollmundige Werbeversprechen nicht eingelöst wurden. Ametsreiter hatte den Chefposten 2015 übernommen und die Werbestrategie des Konzerns auf den Begriff Giga aufgebaut. Davon will man heute nichts mehr wissen.
Vodafone will sparen und gleichzeitig investieren
Sein Nachfolger, der Belgier Rogge, hatte im Sommer 2022 von seinem Vorgänger Hannes Ametsreiter ein schweres Erbe übernommen. Während der Corona-Pandemie waren die Internet-Leitungen, die Vodafone mit Kabel Deutschland und Unitymedia übernommen hatte, plötzlich bis zum Anschlag ausgelastet: Viele Kunden arbeiteten im Home-Office, den Feierabend verbrachten sie zuhause und streamten Videos. Aber auch nach dem Ende der Pandemie kam Vodafone trotz erheblicher Investitionen ins überlastete Netzwerk kaum mit den gestiegenen Anforderungen der Kundschaft hinterher. Bereits im März 2023, ein knappes Jahr nach seiner Amtsübernahme, musste Rogge daher den ersten Stellenabbau verkünden. 1300 Mitarbeiter waren damals betroffen.
Beim Kabelnetz steht Vodafone aber nicht nur in der Pflicht, die versprochenen Gigabyte-Geschwindigkeiten abzuliefern. Eine große Herausforderung ergibt sich auch dadurch, dass Mietern vom 1. Juli 2024 die Kosten für den Kabel-TV-Anschluss nicht mehr in den Mietnebenkosten in Rechnung gestellt werden. Mieter können selbst wählen, wie sie TV empfangen wollen. Als größter Kabelnetzbetreiber in Deutschland ist Vodafone besonders betroffen, denn ein Teil des TV-Geschäfts wird nicht mehr bei Vodafone bleiben, sondern von neuen Konkurrenten wie Waipu.tv oder Zattoo übernommen werden. Der Wegfall des Nebenkostenprivilegs sei allerdings nicht der Grund für die neuen Sparmaßnahmen, argumentiert Vodafone.
Vodafone will aber nicht nur sparen, sondern auch Geld in die Digitalisierung, den Ausbau der Netze, die Verbesserung des Kundenservice sowie in die Entwicklung neuer Produkte stecken. Im Technikbereich sollen unter anderem bislang getrennte Kundenbetreuungssysteme für Kabelanschluss und Mobilfunk zusammengeführt werden. Gleichzeitig will Vodafone mit moderner Netztechnik seine Energiekosten und den CO₂-Fußabdruck verringern.