Agrar - Bielefeld:Protest mit Traktoren: Zwölf Kilometer langer Konvoi

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Bauern aus ganz Nordrhein-Westfalen sind am Montag mit ihren Traktoren aus Protest gegen die Agrarpolitik in Kolonnen durch den Straßenverkehr gefahren. Gegen Mittag zählte die Polizei landesweit rund 1200 Fahrzeuge, die auf verschiedenen Routen unterwegs waren.

Besonders viele Traktoren bewegten sich am Nachmittag durch das Ruhrgebiet. Die Dortmunder Polizei erwartete etwa 730 Fahrzeuge, die in einem 12 Kilometer langen Konvoi von Essen aus auf dem Weg waren. In Dortmund kamen aus Essen schließlich ungefähr 200 und aus Soest etwa 170 Trecker an, wie die Polizei am Abend berichtete. Die Polizei sperrte mehrere Abfahrten der A40, damit die Autofahrer nicht auf den Konvoi stießen und zusätzlicher Stau entstand.

Zuvor waren Hunderte Traktoren bereits in Essen und Bochum durch die Innenstädte gefahren. Die Bochumer Polizei berichtete von erheblichen Verkehrsstörungen. "Halten Sie durch!", munterte sie über Twitter die Autofahrer auf. In Unna wurden zeitweise die Zufahrtsstraßen zur B1 in Richtung Werl gesperrt. "Vielen Dank für die Geduld aller Verkehrsteilnehmer", erklärte am Abend die Polizei.

Viele Bauern sehen unter anderem durch Vorgaben beim Einsatz von Düngemitteln, beim Pflanzenschutz und bei der Tierhaltung ihre Betriebe in Gefahr - und sich in ein schlechtes Licht gerückt. "Wir sind keine Tierschänder und Umweltverschmutzer", heißt es auf der Homepage der Organisatoren der Proteste. Am Dienstag ist eine Kundgebung der Bauern in Berlin geplant.

In Düsseldorf forderte Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) Verbraucher und Handel auf, ihrer Verantwortung für eine nachhaltige und auskömmliche Landwirtschaft gerecht zu werden. "Wir schaffen nur dann mehr Tierwohl, wenn tatsächlich die Preise stimmen", sagte Heinen-Esser vor Bauern.

Die Verbraucher seien gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und forderten mehr Tierwohl. "Aber sie rennen gleichzeitig zu den Discountern und wollen möglichst wenig für Fleisch und sonstige Produkte bezahlen", kritisierte die Ministerin. Das könne nicht funktionieren. "Wer mehr will, der muss dafür bezahlen", betonte die Ministerin.

Heinen-Esser kündigte eine Initiative gegen den Verkauf von Agrarprodukten unter dem Einstandspreis an. "Das wird ein harter Ritt werden - aber das müssen wir durchziehen." Ohne faire Preise könne das System nicht funktionieren, betonte die Ministerin.

Die Organisatoren vom Netzwerk "Land schafft Verbindung" rechnen für den ganzen Tag mit einigen Tausend Teilnehmern, die mit ihren Traktoren bei je einer der Etappen dabei sein wollten. Zielpunkt war am Nachmittag Bielefeld. In Köln fuhren Bauern auf die Domplatte, wo die Landmaschinen gesegnet wurden. "Ohne Landwirtschaft wärst Du hungrig, nackt und nüchtern", stand dort auf einem Transparent auf einem Traktor.

Die Bauern fordern mehr Mitsprache bei der Agrar- und Klimagesetzgebung des Bundes. "Wir werden zu wenig beteiligt. Ein Umsteuern geht nur zusammen mit den Verbrauchern", sagte ein Sprecher der Bauern.

Bis zum Mittag seien keine größeren Behinderungen durch die Traktorkonvois gemeldet worden, berichtete die Bielefelder Polizei. "Um die Veranstaltungsorte herum ist es ein bisschen drubbelig", sagte ein Sprecher. Zwischenfälle seien ihm nicht bekannt.

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