Energie:Krisenkonzern Uniper macht wieder Gewinn

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Uniper-Zentrale in Düsseldorf: Der Krisenkonzern erzielt wieder Gewinn. (Foto: WOLFGANG RATTAY/REUTERS)

Der Gasimporteur verbuchte nach Russlands Lieferstopp hohe Verluste und musste verstaatlicht werden. Doch Gas ist nun billiger - und die Firma profitiert.

Von Björn Finke, Brüssel

Erst ein Riesenverlust und jetzt schon wieder Gewinn: Der verstaatlichte Energieversorger Uniper veröffentlichte am Mittwoch vorläufige Zahlen für die Geschäfte zwischen Januar und März, und da blieb unter dem Strich ein Gewinn von 451 Millionen Euro hängen. Im Vorjahresquartal waren noch fast 700 Millionen Euro Verlust angefallen. Im Gesamtjahr 2022 hat das Düsseldorfer Unternehmen sogar 19 Milliarden Euro an Verlusten angehäuft. Hinter den hohen Fehlbeträgen stand der Lieferstopp bei russischem Gas. Und hinter den Gewinnen steht die Tatsache, dass der Gaspreis seit vergangenem Sommer stark gesunken ist.

Uniper ist Deutschlands mit Abstand größter Gasimporteur. Der Konzern mit seinen 7000 Beschäftigten versorgt mehr als 500 Stadtwerke und 500 weitere Industriekunden mit dem Rohstoff. Seitdem Moskau die Exporte gekappt hat, muss die Firma das Gas teuer auf dem Markt zukaufen, um alte Lieferverträge zu erfüllen. Um eine Pleite abzuwenden, verstaatlichte die Bundesregierung das Unternehmen im Dezember. Doch jetzt verkündet Uniper, dass der Kauf von Ersatzmengen im ersten Quartal nicht mehr zu Verlusten geführt hat - "aufgrund der deutlich gesunkenen Gaspreise", wie Finanzvorständin Jutta Dönges sagt. Deshalb wird das Unternehmen nach eigener Einschätzung vorerst keine weiteren Geldspritzen des Bundes benötigen. Allerdings warnt Uniper in der Mitteilung, dass Verluste und neuer Bedarf an Kapital nicht ausgeschlossen sind, sollte der Gaspreis wieder kräftig steigen.

Uniper betreibt nicht nur Gashandel, sondern auch Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Ungarn und Schweden. In Schweden ist der deutsche Staatskonzern brisanterweise ebenfalls an Kernkraftwerken beteiligt. Die Geschäfte im ersten Quartal sind offenbar nicht nur beim Gashandel, sondern genauso bei den Kraftwerken gut gelaufen. Details teilen die Düsseldorfer am Donnerstag kommender Woche mit. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern jetzt einen Gewinn. Zuvor lautete die Prognose nur, dass die Ergebnisse besser ausfallen werden als im desaströsen Jahr 2022.

Russland übernimmt die Kontrolle der Tochter

Für Uniper gab es am Mittwoch aber nicht nur erfreuliche Neuigkeiten. So teilte die russische Regierung mit, dass sie die dortige Tochter des Konzerns namens Unipro unter staatliche Verwaltung gestellt habe. Gleiches gilt für die russischen Vermögenswerte der ehemaligen Uniper-Konzernmutter Fortum aus Finnland. Unipro betreibt mit 4300 Beschäftigten fünf Gas- und Kohlekraftwerke. Uniper will sich ohnehin aus Russland zurückziehen, klagte jedoch im Februar, dass für einen Verkauf die Zustimmung des Präsidenten, also von Wladimir Putin höchst selbst, nötig sei. Und die stehe aus. Zugleich habe Uniper de facto keine Kontrolle mehr über die Tochter in Russland, hieß es damals. Daher schrieb Uniper den Wert der Tochter in der Bilanz praktisch komplett ab.

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