Twitter:Erst zahlen, dann zwitschern

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Beyoncé bei einem Konzert in Mailand 2016: Auch einige ihrer Songs sind nun Teil der Klage gegen Twitter. (Foto: imago images/Zuma Wire)

Twitter bekommt Ärger mit der Musikindustrie: Weil die Plattform keine Tantiemen zahlt, verklagen die Labels nun die Firma von Elon Musk. Es geht um Hunderte Millionen Dollar.

Von Stephan Radomsky

Beyoncé ist auf Tournee, gerade macht die Amerikanerin Station in Deutschland. Taylor Swift auch, sie bespielt im Moment die großen Stadien in den USA. Es geht also gerade zur Sache bei den beiden größten Popstars der Gegenwart. Und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor Gericht. Denn der US-Verband der Musikverleger NMPA hat im Namen von 17 Labels und Rechteinhabern gerade Twitter auf Schadenersatz verklagt. Natürlich in Nashville, der "Music City" in Tennessee, wo sonst?

Dabei geht es um insgesamt fast 1700 Songs von heutigen Stars wie eben Beyoncé, Taylor Swift oder Rihanna, aber auch um Klassiker etwa von Louis Armstrong, Frank Sinatra oder den Pretenders. Die seien auf Twitter von Nutzern verbreitet worden, wodurch den Rechteinhabern der Stücke ein finanzieller Schaden entstanden sei. Deshalb fordern diese jetzt von der Social-Media-Plattform pauschal 150 000 Dollar je Musikstück für vergangene Urheberrechtsverstöße. In Summe wären das rund 250 Millionen Dollar.

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Das Argument der Kläger: Die Plattform gehe nicht ausreichend gegen die Urheberrechtsverstöße ihrer Nutzer vor. So habe die NMPA Twitter seit Dezember 2021 über insgesamt rund 300 000 Tweets informiert, die ihre Rechte verletzten. Aber selbst danach sei oft lange nichts passiert und schlimmstenfalls drohe Nutzern ohnehin nur eine vorübergehende Sperre.

Das alles sei "kein Unfall", argumentieren die Kläger in den Gerichtsunterlagen, viel mehr betreibe Twitter mit ihrer Musik "absichtliche Urheberrechtsverletzung". Die Seite sei geradezu voll davon, auch um das eigene Geschäft zu befeuern. Während andere Plattformen wie Tiktok, Instagram oder Youtube längst Vereinbarungen mit den Rechteinhabern geschlossen hätten, bezahle Twitter bisher keine Tantiemen.

Der Streit reicht damit in eine Zeit zurück noch bevor Elon Musk - der reichste Mann der Welt - Twitter im vergangenen Oktober für 44 Milliarden Dollar übernahm. Allerdings war sein Einstieg offenbar auch nicht hilfreich. So sei Twitter eigentlich bereits seit 2021 mit den drei größten Plattenlabels in Verhandlungen über eine Einigung gewesen, berichtet die News York Times. Der Deal aber scheiterte nach der Übernahme, dem Vernehmen nach auch, weil eine Einigung schnell mehr als 100 Millionen Dollar jährlich gekostet hätte. Musk aber will bei Twitter vor allem sparen und selbst neue Einnahmquellen auftun.

Nun also endet die S0ache vor Gericht - wo sich dann einige der Reichsten und Einflussreichsten der Popkultur gegenüberstünden, zumindest indirekt. Denn nicht nur Musk landet weit vorn mit seinem Vermögen, sondern auch einige der Musiker, um deren Stücke es geht. So schätzte Forbes Beyoncés Privatvermögen jüngst auf rund 540 Millionen Dollar, ihr Mann Shawn Carter, besser bekannt als Rapper Jay-Z, wird in der Welt-Reichsten-Liste des Magazins sogar auf aktuell 2,5 Milliarden Dollar taxiert. Taylor Swift kommt demnach auf ebenfalls stattliche 740 Millionen Dollar.

Und auch im Vergleich zum laufenden Geschäft könnte der eingeforderte Schadenersatz eher in der Kategorie Peanuts laufen. So könnte Beyoncé Schätzungen zufolge mit der laufenden "Renaissance"-Welttournee im besten Fall bis zu 2,1 Milliarden Dollar einnehmen - eine halbe Milliarde mehr als Taylor Swift mit ihrer "Eras"-Tour.

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