Industrie:Bei Thyssenkrupp knallt's

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Thyssenkrupp-Chef Miguel López während einer früheren Pressekonferenz: Der Manager widerspricht Vorwürfen der IG Metall. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Das Management widerspricht öffentlich Vorwürfen der Gewerkschaft. Die IG Metall fühlt sich beim Einstieg eines Investors in die kriselnde Stahlsparte übergangen.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Der Industriekonzern Thyssenkrupp steckt in der Krise, streicht Stellen und sucht Käufer und Investoren für wichtige Firmenteile. Inmitten dieser Umbrüche startet nun ein offener Kampf zwischen Management und der Gewerkschaft IG Metall. Der Vorstand des Essener MDax-Unternehmens widersprach am Montag in einer zweiseitigen Mitteilung Vorwürfen der Arbeitnehmervertreter, sie seien beim Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský bei der Stahlsparte übergangen worden. "Dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall und ist auch künftig nicht beabsichtigt", heißt es dort.

Die IG Metall hatte dagegen auf einem Flugblatt geklagt, dass Thyssenkrupp-Chef Miguel López die Arbeitnehmervertreter "einmal mehr umschifft und somit bewusst vor den Kopf gestoßen" habe. Gesamtbetriebsrats-Chef Tekin Nasikkol nannte das eine "kalkulierte Kampfansage". López hatte am Freitag verkündet, die seit Monaten andauernden Verhandlungen mit Křetínský hätten zu einem Ergebnis geführt. Demnach übernimmt Křetínskýs Holding EPCG zunächst 20 Prozent der Anteile an Thyssenkrupp Steel Europe, der kriselnden Stahltochter des Konzerns. Später sollen die Tschechen aufstocken, so dass Thyssenkrupp und EPCG jeweils 50 Prozent an der Firma halten.

Die IG Metall monierte, nur wenige Stunden vor der Öffentlichkeit von dieser Einigung erfahren zu haben. In der Erwiderung des Thyssenkrupp-Vorstands heißt es nun aber, das Management habe den Arbeitnehmervertretern in der vorigen Woche durchaus signalisiert, dass die Verhandlungen weit fortgeschritten seien: "Die Überraschung über Ergebnisse, die am vergangenen Freitag erreicht worden sind, dürfte sich aus den genannten Gründen in Grenzen gehalten haben."

Mehr als 10 000 Beschäftigte protestieren

An diesem Dienstag werden mehr als 10 000 Beschäftigte bei einer Kundgebung vor der Duisburger Zentrale der Stahltochter erwartet. Auch Bundes- und Landesarbeitsminister Hubertus Heil und Karl-Josef Laumann werden sprechen. Ursprünglich wollte die IG Metall eine nicht-öffentliche Betriebsversammlung abhalten. Und Thema sollte nicht der Einstieg Křetínskýs sein, sondern der Plan des Managements, die Kapazität des Duisburger Stahlwerks zu senken. Denn das wird Jobs kosten. Nach der Mitteilung von Freitag änderte die Gewerkschaft den Charakter des Treffens - statt interner Information ist jetzt Protest angesagt.

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