Schaumwein:Freixenet will 80 Prozent der Mitarbeiter wegen Dürre entlassen

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Angesichts der lang anhaltenden Dürre in der Region Katalonien will der Sekthersteller Freixenet vorübergehend bis zu 80 Prozent seiner Belegschaft entlassen. (Foto: Dreamstime/Imago)

Die spanische Sektkellerei leidet unter der anhaltenden Trockenheit in Katalonien. Mehr als 600 Mitarbeiter sollen zeitweise ihre Arbeitsplätze verlieren, trotz Umsatzrekords.

Von Benjamin Emonts

Entlassen wegen Trockenheit. Weil der Himmel sich einfach nicht erbarmen und seit Wochen keinen Niederschlag mehr auf die Felder regnen will. Mit dieser Naturgewalt sehen sich nun Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des spanischen Sektherstellers Freixenet konfrontiert. Angesichts der anhaltenden Dürre in der Region Katalonien will er vorübergehend bis zu 80 Prozent seiner Belegschaft entlassen. Das Ziel der drastischen Maßnahme sei, das Überleben des Unternehmens zu sichern.

Auch in Deutschland dürfte diese Nachricht manche schockieren. Freixenet ist hierzulande der zweitbeliebteste Schaumwein nach dem Rotkäppchen-Sekt. Die leicht beschlagenen Flaschen sind in nahezu jedem Supermarkt zu finden. Allein im Jahr 2021 hat Freixenet mehr als 100 Millionen Flaschen des berühmten Cavas in die Welt verkauft.

Doch nun leiden die Anbauflächen des Unternehmens in Katalonien unter der schlimmsten Trockenperiode seit 1200 Jahren. In der Region Penedès, die für ihren hochwertigen und vielfältigen Wein steht, hat es derart wenig geregnet, dass 30 Jahre alte Rebstöcke einfach abgestorben sind. Das spanische Recht erlaubt es in solchen Ausnahmesituationen, Beschäftigte vorübergehend freizustellen und deren Verträge auszusetzen. Von der Freistellung sollen nun bis zu 615 Mitarbeiter betroffen sein. Die Pläne seien Behörden und Gewerkschaften bereits vorgelegt worden. Wann die Mitarbeitenden an ihre Arbeitsplätze zurückkehren sollen, wurde nicht mitgeteilt.

Weltweit steigen die Umsätze von Freixenet deutlich

Freixenet gehört zur Sektkellerei Henkell Freixenet mit Sitz in Wiesbaden und Katalonien. Das Unternehmen gilt weltweit als Marktführer für Schaumwein und zählt zum deutschen Oetker-Konzern. Erst vor einer Woche hatte das Unternehmen einen neuen Umsatzrekord verkündet - trotz deutlich gestiegener Glaskosten und anhaltender Trockenheit. Der Umsatz wuchs im Jahr 2023 demnach um 4,1 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro ohne Sekt- und Branntweinsteuer. Verantwortlich für das Umsatzplus sind neben der dominierenden Schaumweinsparte, die einen Zuwachs von sechs Prozent erzielte, vor allem Spirituosen wie Wodka Gorbatschow. Stille Weine haben dagegen um acht Prozent verloren. Die größten Zuwächse verzeichnete das Unternehmen in Ländern wie Deutschland, Österreich, Schweiz und der Region Osteuropa.

Seinen detaillierten Gewinn teilt das Unternehmen traditionell nicht mit. Trotz der Krisen in der Welt, knappen Rohstoffen und deutlich steigenden Produktionskosten habe man aber schwarze Zahlen geschrieben, sagte kürzlich der Vorsitzende der Geschäftsführung, Andreas Brokemper. Der Klimawandel hat demnach nicht bloß negative Folgen für die Produktion, der deutlich bescheidenere Weinanbau in Großbritannien habe profitiert. Die Angestellten in Katalonien können sich davon freilich nichts kaufen. Sie können bloß hoffen, dass es bald wieder regnet.

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