3G, UMTS - klingelt da was? Bei den meisten heutigen Handybesitzern kaum, bei den Mobilfunkanbietern sehr wohl. Im August des Jahres 2000 mussten sie nach einer aufsehenerregenden Auktion 50 Milliarden Euro an den Staat überweisen. Damals waren die Rechte versteigert worden, um die Funkfrequenzen für das mobile Internet zu nutzen. Später folgten weitere solche Auktionen. Nun soll das Verfahren erstmals geändert werden - und das könnte Folgen haben für den Ausbau der Mobilfunknetze in Deutschland, positive Folgen.
Die Bundesnetzagentur ist zuständig für die Frequenzvergabe. Sie hat ein sogenanntes Konsultationspapier vorgelegt, also einen Vorschlag, der in aller Regel auch umgesetzt wird. Eigentlich wären die Rechte zur Nutzung bestimmter Frequenzbereiche Ende 2025 ausgelaufen. Doch dieses Mal geht die Behörde einen anderen Weg. Anstatt wieder Milliarden zu kassieren, werden die Nutzungsrechte um fünf Jahre verlängert, also bis 2030.
"Unsere vorrangigen Ziele sind die Verbesserung der Versorgung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher und die weitere Förderung des Wettbewerbs", so Behördenchef Klaus Müller. Deshalb sollen die Mobilfunk-Unternehmen nun ambitionierte Versorgungsauflagen erfüllen. "Eine spezifische Versorgungsauflage für den ländlichen Raum und eine Flächenauflage können gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land fördern", sagt Müller.
Übersetzt heißt das: Die Versorgung mit mobilem Internet auch auf dem Land soll deutlich besser werden. Konkret sieht das zum Beispiel so aus: Von 2030 an sollen die drei etablierten Mobilfunkunternehmen - also Telekom, Vodafone und Telefónica/02 - gemeinsam 99,5 Prozent der Fläche mit 50 Mbit pro Sekunde versorgen. 99 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland sollen von 2029 an mit mindestens 100 Mbit mobil surfen können. Ebenso schnell sollen zum selben Termin auch alle Bundesstraßen versorgt sein. Auf kleineren Straßen bis zu Kreisstraßen werden 50 Mbit gefordert. Alle Werte sind Mindestwerte.
Marcel de Groot, Chef von Vodafone Deutschland, begrüßt den Strategiewechsel. "Heute ist ein guter Tag für die vielen Millionen Handynutzer in Deutschland." Allerdings hätte er sich eine noch deutlichere Kursänderung gewünscht. Ihm wäre es lieber gewesen, "die milliardenschweren Auktionen nicht nur kurzfristig auszusetzen, sondern auch langfristig einen nachhaltigeren Ansatz für die Frequenzvergabe zu verfolgen".
Nachhaltig heißt für die Mobilfunk-Unternehmen vor allem: keine teuren Auktionen. Die, so ihre Argumentation, bremsten nämlich den Ausbau der Netze in Deutschland aus, weil wegen der teuren Auktionen das Geld dafür fehle.
Der noch recht neue Netzbetreiber 1&1 hätte zwar gerne eine Auktion gehabt, bekommt von der Bundesnetzagentur stattdessen nun eine Art Welpenschutz. Die etablierten Mobilfunker müssen 1&1 "die kooperative Mitnutzung von Frequenzen" gewähren, die sich gut für die Abdeckung größerer Flächen eignen. Außerdem werden die Alteingesessenen verpflichtet, mit 1&1 über National Roaming zu verhandeln. National Roaming heißt, dass ein etablierter Anbieter 1&1 bundesweit dort sein Netz nutzen lässt, wo 1&1 selbst keines hat.
2030 könnte es wieder spannend werden, dann sollen nicht nur die jetzt auslaufenden Frequenzbereiche neu vergeben werden, sondern auch einige weitere. Dann werden die Karten in der Branche neu gemischt.