Heidelberg:Überwiegend Zuspruch für „Nellys Abenteuer“

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Baden-Baden (dpa) – Trotz anhaltender Kritik des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma an "Nellys Abenteuer" hat eine eigens im Südwestrundfunk (SWR) angesetzte Diskussion überwiegend Zuspruch für den Kinderfilm gebracht. Die Medienwissenschaftlerin Maya Götz erklärte nach einer Befragung von Kindern, dass es für die Acht- bis Elfjährigen in der Geschichte vor allem um Abenteuer und Freundschaft gehe. "Es ist ein sehr starker Film", sagte Götz. Kinder sähen den Film mit anderen Augen als Erwachsene, meinte sie in der am Sonntag nach dem Film ausgestrahlten Diskussion. Antiziganismus spiele bei der Zielgruppe keine Rolle.

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Baden-Baden (dpa) – Trotz anhaltender Kritik des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma an „Nellys Abenteuer“ hat eine eigens im Südwestrundfunk (SWR) angesetzte Diskussion überwiegend Zuspruch für den Kinderfilm gebracht. Die Medienwissenschaftlerin Maya Götz erklärte nach einer Befragung von Kindern, dass es für die Acht- bis Elfjährigen in der Geschichte vor allem um Abenteuer und Freundschaft gehe. „Es ist ein sehr starker Film“, sagte Götz. Kinder sähen den Film mit anderen Augen als Erwachsene, meinte sie in der am Sonntag nach dem Film ausgestrahlten Diskussion. Antiziganismus spiele bei der Zielgruppe keine Rolle.

Erzählt wird die Geschichte der 13-jährigen Nelly, die mit ihren Eltern nach Rumänien kommt, dann abhaut, entführt wird und in ein Roma-Dorf gerät. Mit Hilfe eines Roma-Jungen gelingt ihr die Flucht. Wegen der Entführungsgeschichte aber sieht der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma die Minderheit verunglimpft. Der Verband forderte den Kinderkanal von ARD und ZDF deshalb erneut auf, auf die Ausstrahlung des „antiziganistischen“ Streifens am 18. November (KiKA, 14.00 Uhr) zu verzichten.

„Was wir wollen, sind gute Filme über Sinti und Roma. „Nellys Abenteuer“ gehört nicht dazu, sagte der Vorsitzende des Zentralrates, Romani Rose, einer Mitteilung zufolge. Filmautor Jens Becker wies in der TV-Debatte Vorwürfe Roses zurück, die Darstellung sei „gefährlich für das Zusammenleben“. Er habe selbst in einem Roma-Dorf recherchiert und viel Zuspruch bekommen. Der Zentralrat versuche, mit der Debatte eine „politische Deutungshoheit“ an sich zu reißen, meinte Becker.

Als „Quark“ bezeichnete Becker eine Analyse des ebenfalls anwesenden Gutachters Pavel Brunßen von der Technischen Universität Berlin. Brunßen hatte eine rassistische Tendenz ausgemacht.

„Diese Rassenideologie ist in unserer Gesellschaft sehr, sehr lebendig“, meinte Rose. Seit 600 Jahren würden immer wieder dieselben Klischees bedient. „Das kann man so nicht machen.“ Dem einseitigen Film fehlten etwa positive Gegenbilder von arbeitenden Roma. Rose sagte, er wünsche sich dieselbe Sensibilität im Umgang mit dem Thema wie beim Antisemitismus.

Für eine der beteiligten Filmförderungen räumte der Chef der Film- und Mediengesellschaft Baden-Württemberg, Carl Bergengruen, ein, dass die Jury viel über das Drehbuch diskutiert habe. Es sei eine Gratwanderung gewesen. Der Film habe aber als kindgerechte Abenteuerkomödie letztlich die Förderung bekommen. Bergengruen lud Sinti und Roma ein, eigene Filmprojekte vorzuschlagen. Der kommissarische SWR-Filmchef Manfred Hattendorf lobte den Streifen als gelungene „Selbstermächtigungsgeschichte“. Gezeigt werde, wie Kinder ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen, selbst Probleme lösen – und wie im Gegenzug Erwachsene trottelig dastünden.

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