Finanzierung:Banken vergeben wieder mehr Immobilien-Kredite

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Vor allem für Mehrfamilienhäuser wurden zuletzt wieder deutlich mehr Kredite von den Banken vergeben. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die Kaufpreise sinken, die Zinsen steigen nicht mehr. Das treibt die Nachfrage nach Darlehen für Häuser, Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Aber der Markt bleibt tief gespalten.

Von Stephan Radomsky

Der Immobilienmarkt in Deutschland scheint langsam in Gang zu kommen. Die Preise sanken zuletzt zwar wieder stärker, zugleich aber wurden von den Banken im Sommer-Quartal erneut mehr Immobilienkredite ausgereicht. Das zeigen aktuelle Zahlen des Verbands der Pfandbriefbanken (VDP). Für die Erhebung wurden die neu vergebenen Immobilienkredite von mehr als 700 deutschen Kreditinstituten in Deutschland ausgewertet. Das Ergebnis: Im Vergleich zum jeweiligen Vorquartal war es der dritte Anstieg in Folge, sowohl die Finanzierungen für Wohn- wie auch für Gewerbeimmobilien legten zu. Im Vergleich zum Vorjahreswert lag das Minus zuletzt allerdings immer noch bei mehr als 20 Prozent.

Insgesamt bewege sich das Geschäft mit den Immobilienfinanzierungen damit "nach wie vor auf verhaltenem Niveau", sagte VDP-Geschäftsführer Jens Tolckmitt. Das absehbare Ende des Zinsanstiegs gebe Privatleuten wie Profis aber offenbar "zusehends wieder mehr Planungssicherheit". Im Oktober hatte die Europäische Zentralbank eine Pause bei ihren Zinserhöhungen eingelegt - die erste nach mehr als einem Jahr und zehn Steigerungen in Folge. Und für private Bauherren und Immobilienkäuferinnen sanken die Kreditkosten zuletzt sogar leicht, für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung beispielsweise von durchschnittlich gut 4,2 auf knapp unter vier Prozent.

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Vor allem Profis brauchen wieder Geld, Private bleiben zurückhaltend

Allerdings bleibt der Markt tief gespalten: Während das Geschäft der Banken mit Privatleuten im Vergleich zum Frühjahr nur schwach um knapp sieben Prozent anzog, schnellte die Nachfrage nach Krediten für Mehrfamilienhäuser um mehr als 40 Prozent in die Höhe. Heißt: Es stiegen zuletzt offenbar vor allem professionelle Bauträger und Investoren wieder in den Markt ein, Häuslebauer und -Käufer dagegen bleiben weiterhin eher zurückhaltend. Denn die Preise sinken zwar tendenziell, aber offenbar noch nicht weit genug, um die deutlich gestiegenen Kosten für die Finanzierung auszugleichen. "Bisher spiegelten die Preisrückgänge den Zinsanstieg nicht hinreichend", sagte zuletzt etwa Immobilienexperte Tobias Just von der Uni Regensburg. Und selbst im Geschäft mit den Profis lag das Gesamtvolumen der neu vergebenen Kredite noch unter dem Wert aus dem dritten Quartal 2022.

Die Krise im Wohnungsbau, sie ist also mitnichten vorüber. So wurden bis September rund 77 000 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Dazu beklagen viele Bauunternehmen eine Welle von Stornierungen älterer Aufträge. Das Geschäftsklima in der Branche sank deshalb zuletzt auf immer neue Tiefststände.

Bei den Gewerbeimmobilien brach laut VDP vor allem das Geschäft mit Büros weiter ein. Hier wurden demnach im dritten Quartal gut zehn Prozent weniger neue Kredite vergeben als im Frühjahr - und mehr als ein Drittel weniger als im Vorjahr. Seitdem die Corona-Pandemie Büros und Kantinen geleert hat, sind viele Mitarbeiter nicht wirklich in ihre Firmen zurückgekehrt. Der Trend zu mobilem Arbeiten und Home-Office ist ungebrochen. Schon jetzt steigt deshalb der Leerstand, und viele Beobachter gehen davon aus, dass auf längere Sicht immer weniger Büros gebraucht werden.

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