Geld kompakt:Einfach mal durchschnaufen

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Die Märkte haben sich beruhigt und der Euro erholt sich. Außerdem: Stromkunden kommt die geplanten Brennelementesteuer für Energiekonzerne teuer zu stehen.

Erholung für den Euro: Nach einer Talfahrt Anfang der Woche hat er die Marke von 1,21 Dollar zurückerobert. Freundliche Aktienmärkte, erfolgreiche Auktionen spanischer Anleihen und beruhigende Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet verhalfen der Gemeinschaftswährung zu etwas Luft nach oben. Zuletzt kostete der Euro 1,2115 Dollar und war damit mehr als zwei Cent teurer als beim Vier-Jahres-Tief am Montag.

Entspannung für den Euro: Die Gemeinschaftswährung hat sich wieder stabilisiert. (Foto: ag.ddp)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagmittag noch auf 1,2045 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8302 Euro. "Die Erholung an den Aktienmärkten und die Aussagen von EZB-Präsident Trichet haben den Euro gestützt", sagte Experte Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Zur Beruhigung habe beigetragen, dass die Drei-Monats-Tender mit Vollzuteilung fortgeführt werden.

Der EZB sei insgesamt der Spagat gelungen, die nach wie vor stark verunsicherten Märkte zu beruhigen und gleichzeitig keine Zweifel an der Sicherung der Preisstabilität aufkommen zu lassen. Ein Händler verwies auch auf einen Short-Squeeze, in dem Spekulanten auf fallende Kurse beim Euro gewettet hätten und nun zum Eindecken gezwungen seien.

Der jüngste Rutsch des Euros sei ohnehin etwas übertrieben gewesen, ergänzte Währungsstratege Mike Moran von der britischen Bank Standard Chartered. "Ich gehe aber nach wie vor nicht davon aus, dass wir das Tief beim Euro für dieses Jahr schon gesehen haben", ergänzte der Experte.

Die von der Regierung geplante Brennelementesteuer für Energiekonzerne könnte Experten zufolge eine vierköpfige Familie mit rund 60 Euro im Jahr für Strom belasten. Das berichtet die Hamburger Morgenpost unter Berufung auf die Experten des Strompreis-Internetportals Verivox. Grundlage der Berechnung sind Äußerungen des Sprechers des Bundesfinanzministeriums, Michael Offer, wonach eine Strompreiserhöhung um 1,5 Cent je Kilowattstunde realistisch sei.

"Sollte diese Erhöhung tatsächlich kommen, bedeutet das für eine Durchschnittsfamilie mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch einen Preisanstieg um sechs bis sieben Prozent", sagte eine Sprecherin von Verivox. "Absolut sind das 60 Euro im Jahr."

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, warf dem Bundesfinanzministerium in der Hamburger Morgenpost vor, es lade "die Konzerne geradezu ein, ihre Kunden durch Preiserhöhungen abzuzocken. Nach den Gesetzen des Marktes dürfte der Strompreis durch die Brennelementesteuer nicht steigen. Die 1,5 Cent müssten voll zu Lasten der Gewinne der Atomkonzerne gehen."

Die Brennelementesteuer ist Teil des Sparprogramms der Bundesregierung. Mit ihr sollen ab 2011 rund 2,3 Milliarden Euro jährlich eingenommen werden. Allerdings wird es diese Besteuerung der Kernenergie nach den Worten von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) nur bei einer Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken geben.

Scharfe Worte von US-Finanzminister Timothy Geithner: Er kritisiert die chinesische Währungspolitik und fordert ein härteres Vorgehen im Streit um den Yuan-Kurs. "Die vom chinesischen Wechselkurs ausgehenden Verzerrungen reichen weit über die Grenzen Chinas hinaus und stehen der weltweiten Neuausrichtung im Wege, die wir dringend benötigen", erklärte Geithner vor dem Finanzausschuss des Senats. Die Unterbewertung des Yuan sei wieder so schlimm wie 2005.

Die USA werfen China vor, den Wechselkurs des Yuan künstlich niedrig zu halten und damit die chinesischen Exporte zulasten der amerikanischen Wirtschaft zu fördern. Wirtschaftsexperten gehen von einem bis zu 40 Prozent zu niedrigen Kurs aus. Die Regierung in Peking weist die Vorwürfe zurück.

Vonseiten des US-Kongresses wurde massive Kritik an der Politik der amerikanischen Regierung laut. Das Finanzministerium hätte vor langer Zeit "das öffentlich eingestehen müssen, was alle anderen schon lange wissen", sagte der ranghöchste Republikaner im Finanzausschuss des Senats, Charles Grassley. "Dass China den Kurs seiner Währung manipuliert, um sich einen unfairen Vorteil im internationalen Handel zu verschaffen."

Der demokratische Senator Charles Schumer sagte Geithner, dieser müsse sich auf einen Gesetzentwurf gefasst machen, der China und andere Staaten mit einer grundsätzlich "fehlbewerteten" Währung bestrafen würde, zum Beispiel in Form von Strafzöllen. Geithner hatte im April einen Bericht seines Ministeriums zurückgehalten, in dem offiziell zu der Frage Stellung genommen werden sollte, ob China seine Währung manipuliert.

Im November stehen in den USA Kongresswahlen an. Angesichts einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent stehen die Abgeordneten unter Druck, auf die Vorwürfe zu reagieren. Derek Scissors von der Heritage Foundation erklärte, der Kongress verliere unter diesen Umständen die Geduld mit der Regierung in Peking. Diese müsse sich klarwerden, dass eine Verabschiedung eines Gesetzes mit Strafmaßnahmen umso wahrscheinlicher werde, je näher die Wahlen rückten.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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