Landwirtschaft:Glyphosat soll bis 2033 verspritzt werden dürfen

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Das Pflanzengift Glyphosat wird auf einem Feld versprüht. (Foto: imago/Rust/imago/Rust)

Die EU-Kommission schlägt vor, die Zulassung des Unkrautvernichters um weitere zehn Jahre zu verlängern. Kritiker bewerten ihn als krebserregend. Entscheiden müssen nun die Mitgliedstaaten.

Die Europäische Kommission will die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat um weitere zehn Jahre verlängern. Der Vorschlag wird nun mit den 27 EU-Mitgliedern beraten und ihnen am 13. Oktober zur Abstimmung vorgelegt. Dabei ist eine sogenannte qualifizierte Mehrheit von 15 Mitgliedern, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten, erforderlich, um den Vorschlag entweder zu unterstützen oder zu blockieren.

Die Zulassung von Glyphosat in der EU läuft noch bis zum 15. Dezember dieses Jahres. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte im Juli eine Verlängerung als unkritisch bewertet. Mit dieser Bewertung trat der Wiederzulassungsprozess in die finale Phase. Bayer, weltweit der größte Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, begrüßte den Vorschlag der EU-Kommission und forderte: Die Mitgliedstaaten sollten sich nun "den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen der zuständigen Behörden" anschließen und eine Verlängerung beschließen.

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Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Herbiziden und wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den Bayer übernommen hat. Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern macht mit seinen glyphosathaltigen Roundup-Unkrautvernichtern gute Geschäfte. Seit dem Monsanto-Zukauf sieht sich Bayer allerdings auch einer Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids ausgesetzt, die den Konzern schwer belastet.

Behörden weltweit, darunter die US-Umweltbehörde EPA und die Europäische Chemikalienagentur, haben Glyphosat als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Auch andere Konzerne produzieren das Breitbandherbizid, das gegen jegliche Grünpflanzen wirkt. Die Organisation Pesticide Action Network Europe erklärte, dass es "ernsthafte Bedenken" hinsichtlich der Sicherheitsbewertungen von Glyphosat gebe und dass Umfragen in sechs EU-Ländern zeigten, dass die Bürger eine Verlängerung der Zulassung nicht befürworteten. Auch Umweltschutzorganisationen hatten sich im Vorfeld kritisch geäußert.

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