Energiekrise:Wenn Banker bibbern

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Dresscode im Büro war gestern - die Beschäftigten sollen am Schreibtisch schließlich nicht frieren. (Foto: Liubomyr Vorona/mauritius images / Alamy Stock)

Staatliche Banken verteilen warme Westen und Kuscheldecken an frierende Mitarbeitende. Hauptsache, die drehen die Heizung nicht hoch.

Von Kathrin Werner

Wer in einem staatlichen Gebäude arbeitet oder zu Gast ist, weiß es schon längst: Es ist kalt, der Staat spart Energie. In Einladungen zu Veranstaltungen in Amtsgebäuden, die sich an die Empfehlungen der Regierung halten wollen oder müssen, findet man inzwischen oft einen freundlichen Warnhinweis, sich doch bitte warm anzuziehen: "Auch wir möchten uns an die Energiesparverordnung der Bundesregierung halten. Das führt leider dazu, dass die Temperatur der Veranstaltungsräume momentan maximal 20 Grad beträgt."

Auch in Banken wird derzeit gebibbert, besonders bei Landesbanken und der staatlichen Förderbank KfW. Und weil die Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer nicht zu hart behandeln wollen, schaffen sie Abhilfe. Die KfW-Tochter Ipex-Bank hat gerade Kuscheldecken verteilt. Die Idee stammte aus der Chefetage. Anfang Januar fanden die rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Frankfurt jeweils eine kostenlose beigefarbene Fleecedecke mit eingesticktem Firmenlogo im Postfach. Auch bei der Ipex-Bank sind die Büroräume kühl. Wegen der behördlichen Vorgaben zur Sicherung der Energieversorgung werde in den Räumen der staatlichen KfW nur noch bis maximal 19 Grad Celsius geheizt. "Es wird versucht, an die 19 Grad von oben zu kommen, sie sollen also definitiv nicht unterschritten werden", sagte ein Sprecher. Das fühle sich wirklich kühl an. "Jeder hat so seine Strategie, damit umzugehen. Manche bringen sich Pullis mit, andere nutzen die Decken."

In vielen Unternehmen ist es nach langer Pause auch wegen der Corona-Distanz wieder üblich, den Mitarbeitenden Kleidung mit Firmenlogo zu schenken. Und in diesem Energiesparwinter sind das eher Pullis als T-Shirts, die man in den unterkühlten Büros derzeit ohnehin nicht zur Schau stellen könnte. Beliebt auch: warme Mützen, mit denen beispielsweise auch die Süddeutsche Zeitung ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beglückt hat.

Den meisten Arbeitgebern ist es jedenfalls deutlich lieber, wenn die Arbeitnehmer den Dresscode missachten und in warmen Klamotten, idealerweise sogar Kleidung mit Firmenlogo, im Büro erscheinen, als wenn sie die vom Unternehmen vorgegebenen Raumtemperaturen einfach ignorieren. In einigen Behörden, etwa im Rathaus der Stadt Menden, haben Mitarbeiter Medienberichten zufolge Heizlüfter und -decken ins Rathaus mitgebracht. Die Stadt Bottrop hat das kurzerhand verboten.

Wie sinnvoll sind kühle Büros in der Gesamtbetrachtung?

Die hessische Landesbank Helaba verteilt gerade warme Westen an ihre Leute. Schon vor Weihnachten wurde zur Anprobe geladen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich die passende Größe aussuchen. "Es gab einen großen Run", sagte ein Sprecher. Seit Mittwoch werden die ersten der dunkelblauen Steppwesten mit Firmenlogo auf der Brust verteilt. Viele Mitarbeiter würden sie nun bei der Arbeit oder in der Kantine tragen, ihre Wärme strahle selbst auf kalte Finger aus. "Die ersten wurden schon außerhalb gesichtet, was natürlich erlaubt ist, auch wenn sie in erster Linie für das Büro gedacht sind." Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuerst über die Aktion berichtet.

Manche Mitarbeiter, die in den Regierungsgebäuden vor sich hin frieren, fragen sich, wie sinnvoll die kühlen Büros in einer Gesamtbetrachtung wirklich sind. Wer ständig ans Frieren denkt, seine warme Decke zurechtrückt und in die steifgefrorenen Finger pustet, könne sich schließlich nicht so gut konzentrieren, sagt ein Berliner Beamter. "Und wegen der Kälte will auch niemand mehr lüften." Was angesichts der Corona-Ansteckungsgefahr vielleicht auch nicht die beste Idee ist.

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