Magdeburg:Gas-Lieferstopp hätte starke Folgen für Industrie

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Sollte die Lage um russische Gas-Lieferungen weiter eskalieren, hätte das aus Sicht von Wirtschaftsvertretern schwerwiegende Folgen für die Industrie in...

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Halle/Magdeburg (dpa/sa) - Sollte die Lage um russische Gas-Lieferungen weiter eskalieren, hätte das aus Sicht von Wirtschaftsvertretern schwerwiegende Folgen für die Industrie in Sachsen-Anhalt. Erdgas sei ein wichtiger, derzeit nicht zu ersetzender Rohstoff für die chemische Grundstoffindustrie, erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, Reinhard Schröter, am Donnerstag. „Ohne Erdgas kein Ammoniak, kein Wasserstoff und kein Methanol. Das wiederum sind wichtige Ausgangsstoffe etwa für Düngemittel, AdBlue, Soda, Glas und weitere chemische Grundstoffe“, so Schröter.

Wie sich ein Lieferstopp konkret auf die Chemieindustrie auswirken würde, ist allerdings unklar. Die Infrastrukturgesellschaft Infraleuna ist eigenen Angaben zufolge an Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium und weiteren Akteuren beteiligt. Eine unmittelbare Folge aus der bislang ausgerufenen Frühwarnstufe ergebe sich weder für die Infraleuna noch für die Kunden am Chemiestandort Leuna, sagte Infraleuna-Geschäftsführer Christof Günther. „Die Gasversorgung ist weiterhin sichergestellt.“

Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer im Norden des Landes würde sich ein möglicher Lieferstopp in den Kosten für die Firmen niederschlagen. „Nicht nur, dass es in den Lieferketten zu massiven Störungen kommen würde, weil etwa weniger Zusätze für Treibstoffe, Glas, Medikamente oder Kunststoffe hergestellt und damit viele Produkte knapper und teurer würden“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg, Klaus Olbricht. Er rechnet zudem damit, dass die Strompreise weiter steigen und damit auch Unternehmen betroffen wären, die nicht auf Erdgas angewiesen sind.

Am Mittwoch hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Hintergrund ist die Befürchtung einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgung wegen des Kriegs. Von nun an wird täglich ein Krisenstab die Gasversorgungslage beurteilen. Die Regierung betonte, dies diene der Vorsorge, die Versorgungssicherheit sei weiter gewährleistet.

Auch Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingman (SPD) hatte bekräftigt, dass die Versorgung der Verbraucher in Sachsen-Anhalt gewährleistet bliebe, selbst wenn sich die Versorgungslage weiter verschlechtere. Für die Unternehmen rechnet er bei einem Lieferstopp allerdings mit Konsequenzen. „In diesem Fall dürften betroffene Unternehmen - sowohl in Sachsen-Anhalt als auch andernorts - seitens der Bundesregierung nicht alleine gelassen werden“, forderte der Minister bereits am Mittwoch.

© dpa-infocom, dpa:220331-99-742356/3

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