Das Servicedebakel um die Postbank hat nicht nur die Nerven tausender Kunden strapaziert und bei vielen finanziellen Schaden angerichtet, sondern kostet die Deutsche Bank bis zum Ende des ersten Quartals auch um die 80 Millionen Euro zusätzlich. Das hat nach SZ-Informationen nun auch Konsequenzen für die oberste Führungsriege der Deutschen Bank. Einige Vorstände müssen für 2023 mit deutlichen Einschnitten bei ihrer Erfolgsprämie rechnen - ganz ohne Bonus auskommen muss aber niemand.
Ausgelöst wurden die Service-Probleme durch den Umzug der Postbank-IT auf die Systeme der Deutschen Bank. Lange Zeit hatte die Bankführung die Probleme heruntergespielt; interne Warnungen über die wachsende Anzahl an Kundenbeschwerden versackten. Die Frage nach der Verantwortung des Managements dafür schien man indes als zweitrangig abtun zu wollen. Konzernchef Christian Sewing wollte sich auf die Frage, ob der Vorstand wegen des Debakels auf Boni verzichten wolle, nicht festlegen. Das sei Sache des Aufsichtsrats, sagte er mehrfach, und dieser werde sicherlich eine "balancierte Entscheidung" dazu treffen und auch berücksichtigen, dass die Bank endlich eine einheitliche IT habe und ganz generell kein Problemfall mehr sei. Tatsächlich ist die Bank seit einigen Jahren wieder profitabel, wenngleich sich der Aktienkurs im Vergleich zu anderen europäischen Finanzinstituten schwach entwickelt hat.
Von der Bonuskürzung am stärksten betroffen ist Insidern zufolge Karl von Rohr, der frühere Vizekonzernchef und Ex-Privatkundenvorstand, dessen Bonus sich ungefähr halbieren dürfte. Aber auch Vorstandschef Sewing und Rebecca Short, die im Vorstand unter anderem für Kosten zuständig ist, sowie Privatkundenchef Claudio de Sanctis müssen mit Einschnitten rechnen. Grundlage sei ein Gutachten, das der Aufsichtsrat Ende des Jahres beim eigenen Konzern-Wirtschaftsprüfer EY in Auftrag gegeben habe, um die Verantwortung für das Servicedebakel zu prüfen. Das Ergebnis sei nicht besonders gut ausgefallen. Den Vertrag von Privatkundenvorstand Karl von Rohr ließ der Aufsichtsrat ohnehin im Oktober auslaufen. Ob die Postbankprobleme dabei eine Rolle spielten, ist unklar.
Boni aus den Vorjahren zurückzufordern (Claw-Back) ist nicht geplant. Auch für Schadenersatz gibt es nach Ansicht des Aufsichtsrats wohl keine Grundlage. Dafür müssten Manager nachweislich grob fahrlässig gehandelt haben. Dann aber würde sich auch die Frage stellen, welche Mitverantwortung der Aufsichtsrat hat. Vermutlich haben die Kontrolleure kein gesteigertes Interesse, hier allzu streng vorzugehen. Ein Sprecher der Bank wollte sich nicht dazu äußern und verwies auf den Geschäfts- und Vergütungsbericht, der am 14. März veröffentlicht wird. Auch Karl von Rohr wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.
Kein Bargeld mehr in Post-Partnershops
Bereits im Vorjahr hatte Aufsichtsratschef Wynaendts eine bestimmte Bonuskomponente für das Führungsgremium pauschal um fünf Prozent gekürzt. Die Deutsche Bank hatte aus Sicht des Kontrollgremiums aufsichtsrechtlichen Defizite nicht schnell genug abgearbeitet. Mit 9,2 Millionen Euro war Sewing 2022 dennoch Bestverdiener unter den Dax-Chefs, davon waren 5,6 Millionen Euro variable Vergütung.
Derweil reduziert die Deutsche Bank die Präsenz ihrer Postbank-Tochter in der Fläche noch stärker als bislang bekannt. Im Herbst hatte das Geldhaus angekündigt, bei der Postbank vor allem auf das Online-Banking zu setzen. Bis Mitte 2026 sollen rund 250 von 550 Standorten geschlossen werden. Die Deutsche Bank will nun aber auch das Angebot von Finanzdienstleistungen in Post-Partnerfilialen bis Ende 2025 aufgeben. Von der Maßnahme betroffen sind laut einem Bericht des Handelsblatts rund 1800 Partnershops der Post, etwa Schreibwarenläden. Noch bieten diese neben den Dienstleistungen der Post auch Finanzdienstleistungen der Postbank an, geben etwa Bargeld aus.