Cecilia Malmström:Diese Frau verteidigt das weltoffene Europa

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Hat es in Zeiten von "America first" nicht leicht: die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. (Foto: dpa)
  • Die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström inszeniert sich gern als die oberste Verfechterin des Freihandels.
  • Die Wahl von US-Präsident Donald Trump war für sie anfangs ein willkommenes Geschenk - doch seine Abschottungspolitik macht ihr zunehmend Probleme.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Cecilia Malmström weiß noch, wie es war, das ist es ja. Als Barack Obama in Washington regierte, kämpfte die EU-Handelskommissarin für das, was ihr wirklich wichtig ist. Sie setzte alles daran, die Amerikaner davon zu überzeugen, wie gut ein Freihandelsabkommen mit der EU sei. Ihre Botschaft an die TTIP-Gegner war damals einfach: weniger Zölle, mehr Jobs.

Doch als Donald Trump ins Weiße Haus einzog, konnte Malmström ihre Pläne begraben. Der US-Präsident ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass es ihm nur um eines geht: "America first." Nun, da er den Europäern mit Schutzzöllen und Strafsteuern droht, muss Malmström die EU auf einen möglichen Handelskrieg vorbereiten. Und am Ende vielleicht das tun, was ihrer Grundüberzeugung zutiefst widerstrebt: selbst Strafzölle erheben, um Europas Industrie zu schützen.

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Es sind keine leichten Tage für eine liberale Politikerin, die sich seit Trumps Abkehr vom Welthandel als "free trader of the world" inszenierte. Ausgerechnet sie muss dem Protektionisten womöglich mit Abschottung antworten. Noch ist es nicht so weit. Brüssel will erst reagieren, wenn Trump jene Details vorlegt, die er für diese Woche versprochen hat. Als Handelskommissarin vertritt Malmström die Interessen aller EU-Staaten. Sie ist das Gesicht des europäischen Freihandels, das allerdings in den vergangenen Tagen von ihrem Chef verdeckt wurde. Anders als Malmström hadert EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit dem absoluten Bekenntnis zum Freihandel; er sorgte mit seiner Vergeltungsrhetorik für Unruhe in Berlin und anderen Hauptstädten. Am Mittwoch will die Kommission über ihre Reaktion auf Trump beraten. Bislang stand Malmström stets loyal zu Juncker, der auch im Umgang mit China einen protektionistischeren Kurs fährt als es der Schwedin lieb ist.

Bevor Malmström im Jahr 2014 Handelskommissarin wurde, war sie für das Innenressort der Brüsseler Behörde verantwortlich. Geboren 1968 in Stockholm, gehört sie der schwedischen Partei Liberalerna an. Anfang der Nullerjahre war sie Abgeordnete im EU-Parlament und danach Europaministerin in ihrer Heimat. 2010 kehrte die promovierte Politologin nach Brüssel zurück. Als Kommissarin hat sie das geschafft, was einem in der EU-Kapitale erst einmal gelingen muss: Sie fällt auf. Das hat sie mit Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gemein, die sich mit Apple, Google & Co. angelegt hat. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kommissarskollegen sind die beiden Skandinavierinnen nicht blass geblieben. Ihre Namen stehen für ein liberales, weltoffenes und selbstbewusstes Europa.

Sie füllt die Lücke, die Trumps Abschottungspolitik hinterlässt

Insofern war Trump anfangs durchaus ein willkommenes Geschenk für Malmström. Konnte sie sich doch auf der Weltbühne als Verfechterin des Freihandels präsentieren, die jene Lücke füllt, die Amerika mit seiner Abschottungspolitik hinterlässt. Seit Trump das transpazifische Abkommen TPP aufgekündigt hat, wollen Japaner, Südamerikaner und Australier mit den Europäern ins Geschäft kommen. Den Vertrag mit Tokio hat Malmström fertig verhandelt, jener mit den Mercosur-Staaten soll im März abgeschlossen werden. Als Nächstes wartet Mexiko. Ohne Trumps Protektionismus wäre das alles nicht so schnell gegangen.

Als Cecilia Malmström ihr Amt als Handelskommissarin übernahm, hatte sie die Hoffnung, dass ihr Leben fortan etwas entspannter würde. "Es ist jetzt besser als vorher als Innenkommissarin, wo auch um drei Uhr nachts das Telefon klingelte, weil es eine Krise gab, mit der ich mich sofort beschäftigen musste", sagte sie einmal im Gespräch mit der SZ. "Beim Handel passiert das seltener, als wenn man für Terrorismus, Flüchtlinge und organisiertes Verbrechen zuständig ist." Klar sei es nicht leicht, die Arbeit zu begrenzen, aber: "Ich sage dann: Ich will meine Kinder sehen." Angesichts nächtlicher Tweets von Donald Trump ist auch das nicht einfacher geworden.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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