Energiekonzerne:Milliardenverluste in Russland

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Kohlekraftwerk von Uniper in Gelsenkirchen: Der Energieversorger ist wegen ausbleibender Gas-Lieferungen aus Russland in Not. (Foto: Martin Meissner/AP)

Die Aral-Mutter BP profitiert vom teuren Sprit, muss aber eine großen Beteiligung in Russland abschreiben. Auch Uniper verliert viel Geld in Geschäften mit Moskau.

Der Ölkonzern BP hat in den ersten Monaten dieses Jahres von den hohen Sprit- und Gaspreisen profitiert. Rechnet man Sondereffekte heraus, haben die Londoner nach eigenen Angaben einen Gewinn von fast sechs Milliarden Euro im ersten Quartal erwirtschaftet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum und auch mehr, als Börsenanalysten erwartet hatten. Nichtsdestotrotz meldet BP für das erste Quartal unter dem Strich einen Verlust von umgerechnet gut 19 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein satter Gewinn stand. Das liegt daran, dass die Londoner ihre Minderheitsbeteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft abgeschrieben haben, da sie sich aus dem Land zurückziehen wollen.

BP ist einer der größten Energiekonzerne der Erde: Die Briten fördern international Öl und Gas, sie verarbeiten es in Raffinerien zu Benzin und Diesel, Heizöl oder Kerosin weiter, hierzulande in Gelsenkirchen und Lingen in Emsland. Und sie betreiben Tankstellen, in Deutschland unter der Marke Aral. In den vergangenen Wochen ist Sprit in Europa deutlich teurer geworden, da Russland bislang ein großer Exporteur von Erdöl und Diesel ist. Nach Moskaus Angriff auf die Ukraine wollen viele Staaten und Unternehmen russisches Öl boykottieren; die EU diskutiert ein entsprechendes Embargo. BP-Chef Bernard Looney sagte am Dienstag, dass alle Raffinerien seines Konzerns nun frei von Rohöl aus Russland seien.

Auch Uniper meldet einen hohen Verlust

Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper meldet für das erste Quartal ebenfalls einen hohen Verlust von 3,1 Milliarden Euro. Die frühere Eon-Tochter hat zum einen ihr Darlehen an die Firma Nord Stream 2 abgeschrieben, da diese neue Pipeline von Russland nach Deutschland absehbar nicht in Betrieb gehen wird. Auch hat Uniper den Wert einer Mehrheitsbeteiligung an Gas- und Kohlekraftwerken in Russland nach unten korrigiert; die Düsseldorfer versuchen, die dortige Tochter namens Unipro zu verkaufen. Zum anderen hat Uniper von Januar bis März weniger Gas aus eigenen Speichern entnommen als zuvor. Das Unternehmen hofft hier auf höhere Verkaufsgewinne in den nächsten Monaten, will nach eigenem Bekunden so aber auch zur Versorgungssicherheit beitragen.

Uniper importiert bislang viel Gas aus Russland, verfeuert den Brennstoff in eigenen Kraftwerken, verkauft ihn aber auch an Stadtwerke oder Industriebetriebe weiter. Künftig will der Konzern keine neuen Lieferverträge mit Russland abschließen. An der Börse hat Uniper seit Beginn dieses Jahres gut 40 Prozent an Wert verloren.

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