Subventionen:Bosch zieht es in die USA

Lesezeit: 2 min

Bosch investiert in die Chipproduktion in den USA. Die Produktion in Dresden läuft bereits seit 2021. (Foto: Jens Schlueter/AFP)

Der Autozulieferer will den amerikanischen Chiphersteller TSI übernehmen - angelockt von den Subventionen der Biden-Regierung. Der Schritt ist ein klares Bekenntnis.

Von Christina Kunkel

Seit die USA mit großen Subventionsprogrammen Unternehmen ins Land locken, vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein deutsches Unternehmen ein neues, meist viele Millionen schweres Investment dort verkündet. VW will zukünftig Elektroautos verstärkt in den USA bauen, auch eine Batteriezellfabrik soll in Nordamerika mit großzügiger finanzieller Unterstützung vom Staat entstehen. Jetzt haben die Anreize auch dazu beigetragen, dass der Automobilzulieferer Bosch kräftig in den USA investiert.

Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, plant Bosch, Teile des amerikanischen Chip-Herstellers TSI Semiconductors zu übernehmen. Dazu wollen die Stuttgarter in den kommenden Jahren mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,39 Milliarden Euro) in den Standort Roseville in Kalifornien investieren und die Fertigungsstätten von TSI umrüsten. Bislang produziert das Unternehmen mit 250 Beschäftigten dort überwiegend Halbleiter auf 200-Millimeter-Siliziumwafern für die Mobilitäts-, Telekommunikations-, Energie- und Biowissenschaftsbranche. Zukünftig will Bosch allerdings das Geschäft auf Siliziumkarbid-Chips (SiC) umstellen, die besonders in der Elektromobilität gebraucht werden. Bei Elektroautos ermöglichen SiC-Chips größere Reichweiten und effizientere Ladevorgänge, da sie einen bis zu 50 Prozent geringeren Energieverlust aufweisen. Sie können außerdem dafür sorgen, dass das Auto mit einer Batterieladung weiter fährt.

Noch ist der Deal nicht perfekt, die Behörden müssen noch zustimmen. Wie hoch genau die Summe sein wird, die Bosch letztlich in den USA investiert, hängt laut dem Unternehmen "von den Fördermöglichkeiten des US-amerikanischen Chips and Science Act sowie den wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten im Bundesstaat Kalifornien ab." Auch zu finanziellen Details der geplanten Übernahme äußerte sich der schwäbische Autozulieferer nicht.

Bisher investierte Bosch nur in seine Chipfabriken in Europa

Für Bosch hat es Vorteile ein Werk zu übernehmen und nicht eine eigene Fabrik zu bauen - was zwischenzeitlich auch zur Debatte stand. Denn TSI Semiconductors hat bereits rund 40 Jahre Erfahrung in der äußerst komplexen Fertigung von Chips, es gibt bereits Anlagen und Mitarbeiter, die über das nötige Knowhow verfügen. "Das ist ein Geschwindigkeitsvorteil", sagt Jens Fabrowsky, der bei Bosch als Bereichsvorstand Automotive Electronics das weltweite Halbleiter-Geschäft verantwortet. Denn der Bedarf an Chips für die Autoindustrie ist enorm und wird nach Prognosen des Unternehmens weiter zunehmen. Allein der Markt für SiC-Halbleiter wächst laut Bosch kräftig weiter - im Jahresschnitt um mehr als 30 Prozent. Die Chips aus Kalifornien will der Zulieferer sowohl in eigene Produkte stecken als auch an Autohersteller verkaufen. "Dieses Investment und die Umstellung der Fabrik ist auch ein weiteres, klares Bekenntnis zur E-Mobilität," betont Fabrowsky.

"Mit dem Erwerb von TSI Semiconductors bauen wir in einem wichtigen Absatzmarkt Fertigungskapazitäten für SiC-Chips auf und stellen gleichzeitig auch unsere Halbleiterfertigung global auf," sagt Bosch-Chef Stefan Hartung. Tatsächlich hat Bosch zuletzt in Deutschland in die Chip-Produktion investiert: In Dresden, wo seit Juli 2021 Chips gefertigt werden. Der Bau der dortigen Halbleiterfabrik ist mit einer Milliarde Euro die bis dato größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Insgesamt hat Bosch in seine Halbleiterfertigungen in Reutlingen und Dresden seit der Einführung der 200-Millimeter-Technologie im Jahr 2010 bereits mehr als 2,5 Milliarden Euro investiert.

Und während Bosch jetzt in die USA strebt, haben US-Unternehmen zuletzt kräftig Geld in Chipfabriken in Deutschland gesteckt. Der amerikanische Halbleiter-Spezialist Wolfsspeed baut gemeinsam mit dem Zulieferer ZF eine Fertigung im Saarland auf - dort sollen übrigens ebenfalls Chips aus Siliziumcarbid vor allem für E-Autos gefertigt werden. Der US-Konzern Intel baut in Magdeburg eine Chipfabrik, Infineon investiert Milliarden in ein neues Werk in Dresden. Doch auch wenn die EU ähnlich wie Amerika großzügig Subventionen für heimische Halbleiter-Herstellung verteilt: "Die hohen Energiekosten sind grundsätzlich ein klarer Wettbewerbsnachteil für Standorte in Europa," sagt Jens Fabrowsky.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sparkassen
:Dieser Blick in den Maklervertrag kann sich so richtig lohnen

Der BGH verwirft Verträge, mit denen die Makler der Sparkassen bis vor Kurzem noch gearbeitet haben. Die Käufer können sich nun viel Geld zurückholen - und die Immobilie dennoch behalten.

Von Stephan Radomsky

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: