Krypto-Währungen:Bitcoins kaufen bei Rewe

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Bitcoin-Automaten gibt es überall in der Welt - und immer häufiger auch in Deutschland. (Foto: Kin Cheung/AP)

In Deutschland gibt es immer mehr Bitcoin-Automaten. Die Betreiber wollen raus aus der Schmuddelecke und rein in den Einzelhandel. Doch die neue Offenheit birgt auch eine Gefahr.

Von Michael Kläsgen

Das ist schon widersprüchlich: Erst Mitte Juni erlebte die Welt den vorläufig letzten großen Krypto-Crash; Bitcoin, Ether und andere Digitalwährungen verloren massiv an Wert. Die US-Kryptobörse Coinbase schreibt jetzt tiefrote Zahlen und die Berliner Digitalbank Nuri ist pleite. Die Finanzaufsicht Bafin warnte Anfang des Jahres nicht zum ersten Mal eindringlich vor dem Risiko, das man mit dem Kauf von Krypto-Währungen eingeht. Ungeachtet dessen wächst die Zahl der Automaten in Deutschland, an denen man recht unkompliziert mit Bargeld Bitcoins kaufen kann, relativ schnell an. Und inzwischen stehen diese Automaten auch bei Einzelhändlern wie Saturn und Rewe.

Der Elektro-Händler Saturn machte im Juni den Anfang und stellte Automaten in drei der belebtesten Fußgängerzonen Deutschlands auf, in Dortmund, Köln und Frankfurt. Der "neue Service" werde gut angenommen, sagt ein Sprecherin. Auch im Supermarkt des selbstständigen Offenbacher Rewe-Kaufmanns Can Güler steht ein Bitcoin-Automat. Auf Social Media schreibt Güler, man könne bei ihm nun nicht nur Lebensmittel einkaufen, sondern "vor Ort sogar investieren". Ein Rewe-Sprecher erklärte dazu, die selbstständigen Rewe-Kaufleute seien "natürlich frei in ihren Entscheidungen".

Wie viele Bitcoin-Automaten es in Deutschland gibt, ist nicht eindeutig zu sagen. Die Bafin genehmigt nach eigener Aussage nicht jeden einzelnen Automaten, sondern erteilt eine Erlaubnis an die Betreiber. Der Betreiber bei Saturn und Rewe ist das österreichische Start-up Kurant, das sich europäischer Marktführer nennt und nach eigenen Angaben allein in Deutschland mehr als 40 Bitcoin-Automaten führt.

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Die Einstiegshürden sind sehr niedrig

Bernd Richter, Payment-Experte des Finanzdienstleisters FIS, beziffert die Gesamtzahl von Krypto-ATMs in Deutschland auf knapp 100, weltweit seien es 39 000, davon allein in den USA 32 000. "Derzeit stehen die meisten Automaten in Deutschland in Pfandhäusern und Spielhallen", sagt Richter. "Die Betreiber wollen jetzt raus aus der Schmuddelecke und Marken des Vertrauens für sich gewinnen." Die Gebühren lägen zwischen fünf und 20 Prozent und "sind sehr attraktiv für Anbieter". Kurant nimmt laut Geschäftsführer Stefan Grill eine Gebühr von acht Prozent in Deutschland.

Um Bitcoin hierzulande am Automaten zu kaufen, reicht es, sich vor der ersten Nutzung auf der Kurant-Webseite zu registrieren. Neben der Meldeadresse und der Handynummer sind dazu laut Grill Geburtsdaten, Nationalität und Wohnsitzland notwendig. Am Automaten selbst brauche man dann nur noch die Handynummer. "Die Betreiber sind daran interessiert, die Einstiegshürden so niedrig wie möglich zu halten", erklärt Richter.

Die Hürden variieren von Land zu Land, in Deutschland sind sie vergleichsweise niedrig. An der Bafin liegt das nicht, die gleichwohl darauf hinweist, dass die Betreiber auch "Verpflichtete des Geldwäschegesetzes" seien. Eine gewisse Gefahr bergen die Automaten schon. "Als Aufsichtsbehörde liegt die Regulierung jedoch nicht in unserer Kompetenz", sagt eine Bafin-Sprecherin. "Gesetzesvorlagen und die entsprechenden Entscheidungen trifft das Parlament oder die Regierung."

Die Finanzbranche rechnet auch in Deutschland mit einem Automaten-Boom. Derzeit machten die Betreiber durch An- und Verkauf weltweit einen Umsatz von 40 bis 50 Millionen Euro. Dieser soll sich in fünf Jahren verzehnfachen - mit entsprechenden Anteilen in Deutschland.

"Der Crash spielt keine Rolle", sagt Richter. "Viele Menschen glauben, sich mit Krypto-Währungen vor der Inflation schützen zu können". Dabei gehe ein großer Teil der Umsätze im Moment auf Menschen zurück, die geflüchtet sind oder als Gastarbeiter im Ausland sind und Geld via Krypto-Währungen in ihre Heimat schicken wollen. So wie viele es früher über Western Union getan hätten. "Das ist schon eine gewisse Wette", sagt Richter. "Krypto-Währungen gelten als digitales Gold, ohne dass die Betreiber auf die Risiken hinweisen."

Ungeachtet dessen prüft Mediamarkt-Saturn gerade, ob man in den Elektroläden nicht auch mit Krypto-Währungen bezahlen können sollte. Angesichts der hohen Gebühren wäre den Kunden wohl auch davon abzuraten.

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